Abo-Dienste für E-Books sind ein junges Phänomen, die Erfahrungen von Lesern insofern überschaubar. Eine der frühen Nutzerinnen sieht auf ihr erstes Jahr mit dem US-Anbieter Scribd zurück. Und stellt wesentliche Veränderungen in ihrem Leseverhalten fest.
Mit dem Geschäftsfeld der Abo-Angebote für E-Books beschäftigt sich ein buchreport.webinar am 10. September 2014 um 15 Uhr. Hier finden Sie weitere Informationen.
Die Autorin Juli Monroe resümiert in einem Blogeintrag auf TeleRead, ob und wie sie mit Büchern anders umgeht, seitdem sie die E-Book-Flatrate von Scribd nutzt. Im Vergleich zu 2013 zeige sich, dass sie tatsächlich mehr Bücher gekauft habe (durchschnittlich 4,7 Bücher pro Monat in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr mit 4,4 Büchern). Somit widerspricht ihre Erfahrung der weit verbreiteten Meinung, ein Aboservice würde zu weniger Buchkäufen führen.
Monroes Erfahrungen decken sich mit einer Studie von Nielsen für die USA. Anders als im Videomarkt, in dem Kunden ihre monatlichen Ausgaben für Einzelkäufe mit dem Wechsel zum Abo halbiert hätten (8,50 statt 16,40 Dollar), geben E-Book-Abonnenten demnach monatlich im Schnitt 106 Dollar für Bücher aus (zuzüglich der Abogebühr). Die befragten Nicht-Abonnenten lediglich 61 Dollar.
Was die Scribd-Nutzerin Monroe erstaunt, ist, dass sie insgesamt nicht mehr gelesen habe. Der Grund liege darin, dass sie vor Scribd häufig Fanfiction gelesen habe, dies aber zugunsten des Abodienstes eingestellt habe. Außerdem lud Monroe weniger kostenlose Bücher herunter.
Am meisten überrascht habe Monroe aber, dass sie bei der Suche ihrer Bücher inzwischen auf die Verlage und Herausgeber der Bücher achte. Die entscheidende Frage dabei: Sind die Verlage bei Scribd vertreten?
Wie Flatrate-Fan schreibt: offenbar betreiben manche Autoren – warum auch immer – Selbstausbeutung. Ich muss entscheiden, was ich wert bin und den Preis dafür am Markt durchsetzen. Das macht z. B. jeder Freiberufler regelmäßig und letztlich auch jeder, wenn er sich um einen Job bemüht. Und auch hier gilt Selbstverantwortung – auch wenn es dann sehr schwierig sein mag. Wir neigen in Deutschland immer häufiger dazu, für alles das „System“ verantwortlich zu machen und begreifen nicht, dass wir ein aktiver Teil davon sind.
Ein Beispiel aus Deutschland:
Nach 16 Monaten als Skoobe-Nutzer habe ich meine eBook-Käufe auf ein Minimum heruntergefahren. Das Minimum wird dann ausgegeben, wenn ich einen Titel unbedingt und dringend haben will. Also so richtig selten, vielleicht 2 bis 3 mal im Jahr.
Meine Merkliste innerhalb der Skoobe-App ist prallvoll, das vorhandene Angebot für meine Bedürfnisse jedenfalls so ausreichend, dass meine Freizeit nicht ausreicht.
Ich gebe also aktuell in etwa 150€ für Bücher im Jahr aus. Das ist viel weniger als noch vor 2 oder 3 Jahren, wahrscheinlich weniger als die Hälfte. Gedruckte Bücher kaufe ich kaum noch, ich lese digital einfach bequemer.
Bei Scribd konnte man problemlos eingescannte deutsche Bücher finden. Das war zu Zeiten, als sie noch das „Youtube für Dokumente“ sein wollten und bevor sie ihr Geschäftsmodell in Richtung legale- eBook-flatrate angepasst haben. Keine Ahnung, was da heute noch in der Datenbank schlummert, ohne irgendwelche offiziellen Verlagsverträge.
Wenn ich meine 150€ pro Jahr aufteile auf all die Autoren, deren Bücher ich gelesen habe und mal flatrate-Plattform, Verlag oder Agent finanziell völlig ignoriere, dann bleibt trotzdem nur ein kümmerlicher Beitrag pro Autor übrig.
Als Leser finde ich das ja prima, so günstig wegzukommen.
Und dann lese ich, daß alle weltweit verbliebenen Musik-flatrates weiterhin rote Zahlen schreiben und frage mich, warum das bei ebook-flatrates anders sein sollte.
Ich frage mich, welcher (an Geld interessierte) Autor ernsthaft in einer flatrate-Plattform dabei sein will. Und weil ich das nicht verstehe, freue ich mich bis auf weiteres, ein so großes Angebot auf meiner flatrate-Plattform vorzufinden…