Seit zwei Jahren bietet Randall White, CEO des US-amerikanischen Zwischenbuchhändlers Educational Development Corp (EDC), keine Bücher mehr über Amazon an.
Angesichts von stetig schrumpfenden Erlösen sah White sich 2012 gezwungen, die Notbremse zu ziehen. Zwar war ihm das Risiko bewusst (Amazon machte im Jahresumsatz 2 Mio Dollar aus), aber einen anderen Ausweg sah er nicht: „Du musst das richten, sonst wirst du ohnehin sterben“, zitiert ihn Dennis Abrams auf „Publishing Perspectives“.
Whites Geschäftspartner zeigten sich allerdings nicht alle erfreut. So gesteht Peter Usborne, dessen Kinderbücher in den USA von EDC ausgeliefert werden, er sei wegen potenzieller Umsatzeinbußen zunächst besorgt gewesen.
Der Erfolg aber gibt White mittlerweile recht und nimmt den Skeptikern den Wind aus den Segeln: EDC erwirtschaftet trotz Abkopplung von Amazon die bislang höchsten Umsätze seiner Geschichte. Der Umsatz lag im Juli 28% über dem Vorjahresmonat und die Einkünfte im ersten Quartal stiegen gegenüber 2013 um 20%.
EDC hat gegenüber anderen Amazon-Partnern einige Vorteile, die diese Entwicklung möglich machten:
- Dadurch, dass EDC kaum direkte Geschäftsbeziehungen mit Autoren pflegt, besteht diesen gegenüber kein Rechtfertigungsdruck. Klassische Verlage müssten bei einem solchen Schritt hingegen Proteste ihrer Autoren befürchten.
- Die Bücher werden in großem Maße auch über Museums-Shops und Spielwarenläden verkauft.
- Das „Home Business“-Unternehmen Usborne Books & More beschäftigt 7000 Verkäufer, die Bücher direkt an Freunde, Nachbarn und Fremde weitergeben. Die Abhängigkeit von Amazon ist daher nicht so groß.
Hierzulande hatten im Zuge der Amazon-Empörungswelle Anfang 2013 die beiden Verleger Christopher Schroer und André Thiele ihren Abschied vom marktdominierenden Vertriebspartner kundgetan. Als Gründe führten sie sowohl die miserablen Arbeitsbedingungen bei dem Online-Riesen als auch die schlechten Konditionen für Verlage an.
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