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Digitale Kinderschuhe


Alexander Lindholm
(Foto: Pekka Holmström) ist seit 2010 CEO der Otava Group. Im Interview äußert er sich zu den Besonderheiten des finnischen Buchmarktes, der in diesem Jahr durch seinen Gastlandauftritt auf der Frankfurter Buchmesse im internationalen Fokus steht.

Weltweit steht die Buchbranche unter dem Eindruck eines an Schärfe eher noch zunehmenden Strukturwandels. Und Finnland?

Der Buchmarkt ist vergleichsweise stabil, Otava hat 2013 sogar das beste Ergebnis seiner 123-jährigen Geschichte hingelegt. Aber die finnische Gesamtwirtschaft steht unter Druck und die Konsumenten halten ihr Geld zusammen. Viel hängt davon ab, wie gut das Weihnachtsgeschäft ausfällt, aber die Erwartungshaltung ist grundsätzlich positiv.

Welche Rolle spielen E-Books im hohen Norden?

Viele unserer Neuerscheinungen sind parallel auch als E-Book zu haben, aber der Funke ist noch nicht übergesprungen. Elektronische Bücher stecken noch in den Kinderschuhen und tragen weniger als 1% zu unserem Gesamtumsatz bei. Möglich, dass sich das irgendwann ändert, aber mit dem ganz großen Hype rechne ich nicht. Und dass Amazon eines Tages Finnland für einen eigenen Auftritt entdeckt, ist auch unwahrscheinlich. Der Markt ist viel zu klein, auch unsere Sprache ist eine natürliche Barriere.

Warum greifen Finnen lieber zum gedruckten Buch?

Finnen lieben Bücher, sie sind Teil unserer Kultur und haben eine lange Tradition. Ein gutes Buch ist in den Augen der Finnen ein wertvolles Geschenk. Deshalb spielen Taschenbücher auch keine so wichtige Rolle wie in anderen Märkten. Verschenkt werden vorwiegend gebundene Bücher.

Otava hat vor zwei Jahren den Buchfilialisten Suomalainen Kirjakauppa von Sanoma übernommen. Haben Sie keine Angst vor Interessenkonflikten?

Buchhandel und Buchverlage operieren strikt getrennt. Es gibt keine Vorzugsbehandlung für die Bücher von Otava, wenn Sie das meinen, denn damit würden wir uns ins eigene Fleisch schneiden. Verlag und Buchhandel unter einem Dach ist in den skandinavischen Ländern ja im Übrigen auch nicht ungewöhnlich.

Wo sehen Sie für die finnische Branche die größten Herausforderungen?

Kinder und Jugendliche, also unsere künftigen Konsumenten, dazu bringen, mehr Bücher zu lesen. Die nachfolgende Generation muss über die Schule, aber auch durch das Elternhaus ans Lesen herangeführt werden. Das ist ein globales Problem, Anregungen nehme ich gern an.

Stellen Sie sich vor, die finnische Regierung würde Ihnen einen Wunsch gewähren?…

Die Mehrwertsteuer für E-Books von 24% auf den für Bücher gültigen reduzierten Satz von 10% senken, um das digitale Geschäft anzukurbeln.

Die Fragen stellte Anja Sieg

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