Am vergangenen Donnerstag war es mal wieder so weit: Die Berliner Selfpublishing-Plattform epubli hatte eine illustre Runde von Digital-Innovatoren, kreativen Vordenkern, Bloggern, Agenten und Journalisten zur “Rewrite the Web”-Konferenz (#RtW14) eingeladen, um gemeinsam über die Zukunft des Büchermachens zu diskutieren, sich auszutauschen und Anregungen aus anderen Branchen zu holen. Dieses Jahr ging es unter dem Motto “Following the Reader” vor allem darum, wie man heute am besten Leser erreichen kann. Acht Speaker aus ganz unterschiedlichen Bereichen gaben Einblicke in ihre Arbeit, teilten Ideen und boten im Anschluss an ihre Talks Raum für Fragen und Diskussionen.
Zwischen den zwanzigminütigen Talks wurde aber nicht nur intensiv diskutiert, die Konferenzteilnehmer hatten auch Gelegenheit, die Mini-Computer in Brillenform Google Glass und Oculus Rift auszuprobieren. Vor allem letztere sorgte bei denen, die sie ausprobierten, für Begeisterung: Das Achterbahn-Programm der Virtual-Realiy-Computers löste so manchen Lachanfall mit viel Gejauchze aus. Schön, wenn die Zukunft so viel Spaß macht!
Als erste Redner machte Konstantin Heidrich, Professor für Musik an der Universität der Künste und Cellist beim Fauré Quartett, deutlich, wie gut sich hohe Kunst und Marketing miteinandner vertragen. So ist das Quartett, eines der international erfolgreichsten Klavierquartette, sehr aktiv und innovativ dabei, selbst auf Facebook Werbung zu machen und die passenden Cover und Werbemittel zu entwickeln. Heidrichs Message: Wer Künstler ist, sollte selbst auch sein eigener Marketingstratege sein!
Karl Olsberg, der als Hybridautor sehr erfolgreich bei Aufbau und im Berlin Verlag publiziert und im Self-Publishing mit seinen Fanfiction Romanen zu dem Computerspielehit Minecraft neue Wege geht, appellierte an die Verlagsbranche: “Nehmt Fanfiction ernst!” Olsberg hat seinen größten Erfolg, die selbst verlegten “Wüfelwelt”-Romane, einem Youtuber zu verdanken, der die Bücher durch ein Video an die Spitze der Amazon-Charts katapulierte.
Unter der Überschrift “Ask what you can do for the reader” sprach Sara Lloyd darüber, wie wichtig es sei, bei der Arbeit immer den Leser vor Augen zu haben. Die Britin arbeitet seit 1994 bei Macmillan, Pan Macmillan, einem der größten britischen Verlagshäuser, dessen Digital-, Marketing- und Presse-Abteilung sie leitet. Für sie bedeutet Verlegen in erster Linie “zu lesen und darüber zu sprechen”. Metadaten und Algorithmen seien heutzutage zwar wichtiger denn je, aber um zu verstehen, was die Leser möchten und als nächstes tun werden, “braucht es mehr als einen Roboter!”
Dem stimmt auch Patrick Brown zu. Die These des Directors of Author Marketing bei Goodreads, eine der größten Leseplattformen der Welt: “Autoren müssen mit ihren Lesern kommunizieren!” Auf Goodreads seien neben den Giveaway-Aktionen, die sichtbar die Verkäufe ankurbeln, vor allem die “Ask the Author”-Fragerunden beliebt, bei denen Leser ihren Lieblingsautoren Fragen stellen können. Außerdem sei das Schneeball-Prinzip von Goodreads eine optimale, weil vor allem weitreichende Werbung für Bücher: Durch Online-Rezensionen und Kommentare werden viel mehr Menschen auf ein Buch aufmerksam als es analog in einem so kurzen Zeitraum je möglich wäre. Patrick Brown rät deutschen Autoren, auf Goodreads aktiv zu sein, solange sie noch den Vorteil der “first-mover” genießen.
Auch Karla Paul fordert Autoren dazu auf, aktiver zu werden, und zwar auf sämtlichen Social-Media-Plattformen. Paul ist Leiterin für Digitales Publizieren im Hoffmann und Campe Verlag, davor war sie vier Jahre lang Community Managerin beim deutschen Goodreads-Pendant lovelybooks. Nebenbei ist sie mit 5000 Facebook-Freunden, 1500 Instagram-Abonnenten, knapp fast 7000 Twitter-Followern und einer Online-Reichweite von insgesamt 50000 Kontakten eine der aktivsaten Social-Media-Nutzerinnen in der deutschen Buchbranche. Für sie bedeute “Social” vor allem, auch mit den Menschen in den verschiedenen sozialen Netzwerken zu sprechen, anstatt nur eigene Botschaften in die Welt zu posaunen. Sie fordert Autoren dazu auf, ihre Schüchternheit abzulegen und “famous and awesome” zu sein.
Sebastian Matthes, Chefredakteur der deutschen Huffington Post, ist auf der Suche nach neuen Wegen im Journalismus. Denn nicht nur bei Büchern, auch bei journalistischen Texten kommt es darauf an, herauszufinden, was die Leser am meisten interessiert. In der Ära des Online-Journalismus zählen neben spannenden Inhalten vor allem auch optimale Überschriften und Teaser. Laut Matthes befinden wir uns mitten in der größten Medienrevolution seit der Erfindung des Buchdrucks. „Die Herausforderung für Autoren und Journalisten heute ist es, herauszufinden, wie ihre Inhalte im Netz viral gehen.“
Auch bei Cat Noone stehen die sich schnell ändernden Lesegewohnheiten im Fokus. Denn während man es sich früher mit einem Buch zuhause gemütlich gemacht hat, liest man heute unterwegs auf Smartphones und Tablets. Mit den Schreibgwohnheiten verhalte es sich ähnlich, so Cat Noone. Deshalb hat die gebürtige New Yorkerin gemeinsam mit Nicolas Zimmer in Berlin Liberio gegründet, eine Plattform zur einfachen Erstellung von eBooks aus Google Drive. Ihr Anliegen: „Macht es den Menschen so einfach wie möglich, Texte zu schreiben und zu lesen!“
Das sieht Niklas Jansen von der Schnelllese-App Blinkist ähnlich. “Micro Reading ist das neue Schweizer Taschenmesser!“ so Jansen. Denn Micro Reading sei eine einfache wie praktische Lösung für ein Problem, das die meisten Menschen mit Sachbüchern haben: Sie schalten schnell ab und können sich das Gelesene nicht merken. Wer dagegen die Inhalte in kleinen Häppchen konsumiere, könne sie besser behalten.
Viel Input für einen einzigen Tag! Trotz ganz unterschiedlicher Themen und Gäste waren sich am Ende der Rewrite the Web Konferenz in einem alle einig: Habt Spaß daran, auszuprobieren und zu experimentieren, denn die spannende Zeit fürs Bücherschreiben, Lesen und Publizieren hat gerade erst begonnen!
Die von der Berliner Selfpublishing-Plattform epubli iniitierte Konferenz “Rewrite the Web” findet jährlich Anfang Oktober statt (RtW13). Seit 2008 bietet epubli Autoren die Möglichkeiten, ihr Buch unabhängig zu veröffentlichen und weltweit zu verkaufen – gedruckt und als eBook, im Buchhandel sowie bei sämtlichen eBook-Shops, darunter Amazon, Apple, Google und Tolino. epubli steht für transparente Preise, höchste Qualität und besten Service. Als Tochter der Holtzbrinck Digital gehört epubli zu einem der bedeutendsten Medienunternehmen in Deutschland.
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