© Jorge Fidel Alvarez
Das internationale Comic-Festival in Angoulême gilt als wichtigste Leistungsschau der sequenziellen Kunst. Im Mittelpunkt der Messe, die vom Attentat auf „Charlie Hebdo“ überschattet wurde, stehen nicht nur die Novitäten. Bei der Vergabe der renommierten Festival-Preise zeigte sich, dass die Programmverantwortlichen in den deutschen Verlagen in den letzten Monaten gute Nasen hatten. Eine ganze Reihe von Siegertiteln erscheinen in diesen Tagen oder in Kürze auch in deutscher Übersetzung.
Riad Sattouf bekam für „L’Arabe du futur“ das Prädikat „Bester Comic des Jahres“. Noch bis zum vergangenen Herbst arbeitete der französische Zeichner für „Charlie Hebdo“. Ganz Frankreich kennt ihn aber vor allem wegen des ersten von insgesamt drei Teilen seiner Comic-Biografie „L’Arabe du futur“. Der Startband, der in Frankreich im vergangenen Jahr zu den erfolgreichsten Büchern zählte und jetzt in Angoulême ausgezeichnet wurde, erscheint noch diesen Monat auf Deutsch unter dem Titel „Der Araber von morgen“ bei Knaus. Sattouf schildert seine Kindheit von 1978 bis 1984, die er in Libyen und Syrien verbrachte –schon lange Brennpunkte der internationalen Politik.
Weitere Preisträger-Titel, mit Ticket für den deutschen Markt:
- Als beste Serie wurde „LastMan“ des Teams Balak/Bastien Vivès/Michaël Sanlaville ausgezeichnet. Der actionreiche „Franko-Manga“ ist gerade auf Deutsch bei Reprodukt gestartet und spielt – trotz seines avantgardistisch, europäischen Looks – mit den Inhalten von Computerspielen oder Shonen- Mangas.
- Den Jugendpreis erhielt der erste Teil der Comic-Adaption des Jugendbuchs „Der goldene Kompass“ von Philip Pullman. Die von Stéphane Melchior-Durand und Clément Oubrerie gestaltete Comic-Serie erscheint auf Deutsch – genauso wie die Buchvorlage – bei Carlsen. Den Startband bringen die Hamburger Ende März.
- Noch etwas länger warten müssen die deutschen Leser auf den Träger des Publikumspreises. Denn die Serie „Les Vieux Fourneaux“ von Paul Cauuet und Wilfrid Lupano – eine bissige Sozialsatire, die mit vielen Senioren-Klischees aufräumt – erscheint erst im Herbst unter dem deutscher Titel „Die alten Knacker“ bei Splitter.
- Die zugstarke SF-Serie „Akira“ des japanischen Altmeisters Katsuhiro Otomo, der in Angoulême mit dem Preis der Stadt für sein Lebenswerk geehrt wurde, liegt bereits als sechsbändige Gesamtausgabe bei Carlsen vor.
- Und noch einmal gab es für Carlsen Grund zur Freude: Mit der Jugendserie „Alisik“ von Hubertus Rufledt und Helge Vogt holte eine Eigenproduktion des Verlags den „Prix des Collèges“. Der vierte Band der Serie ist unter dem Titel „Tod“ für März angekündigt.
Erstmals vergeben wurde in Angoulême der „Charlie Hebdo“-Spezialpreis für die Meinungsfreiheit. Ihn erhielten den posthum die am 7. Januar ermordeten Zeichner Stéphane „Charb“ Charbonnier, Jean „Cabu“ Cabut, Bernard „Tignous“ Verlhac, Philippe Honoré und Georges Wolinski.
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