Zäsur mit Ansage: Der unter Druck stehende Multichannel-Buchhändler Weltbild trennt sich von einem Großteil seines Filialnetzes. Wer die defizitären Standorte übernommen hat, bleibt vorerst noch in der Schublade. Das Unternehmen spricht von einer mittelständischen Buchhandelskette.
Die bislang bekannten Details:
- Verkauft wurden rund 70 Filialen, die aufgrund hohen Struktur- und Mietkosten laut Weltbild negativ zu Buche schlugen.
- Damit konzentrieren sich die Augsburger künftig auf ca. 75 Dependancen mit rund 600 Mitarbeitern. Einige dieser Verkaufsstellen stehen allerdings noch auf der Schließungsliste.
- Die Beschäftigten, die von dem Verkauf betroffen sind, werden von dem neuen Eigentümer im Rahmen eines Betriebsübergangs unter Fortführung ihrer bestehenden Arbeitsverträge übernommen. Der Verkauf steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Gremien und des Gesamtbetriebsrates von Weltbild Plus.
- Mit der Konzentration „legt Weltbild den Schwerpunkt im laufenden Geschäftsjahr auf die Stärkung und konsequente Weiterentwicklung der bestehenden Buchhandelsfilialen“, heißt es in der Mitteilung zur Filetierung.
Bereits Ende Januar hatte der Betriebsrat von Weltbild verkündet, dass der neue Investor 70 unrentable Filialen schließen wolle (buchreport.de berichtete). Die Geschäftsführung hatte daraufhin bestätigt, dass sie über den Verkauf eines Teils der Filialen verhandele.
Geschäftsführung: „Der Verkauf war unumgänglich“
Der Betrieb eines Filialnetzes bleibe auch weiterhin ein zentraler Bestandteil des Geschäftsmodells von Weltbild, heißt es jetzt aus Augsburg. Im kommenden Geschäftsjahr werde „zusätzlich etwa zehn neue Filialen an interessanten Standorten eröffnen“. In den Folgejahren sollen jährlich etwa zehn weitere Filialen hinzukommen.
„Mit diesem Schritt stellen wir eine Säule unseres Geschäfts für die Zukunft neu auf. Weltbild legt damit eine solide Grundlage für eine nachhaltig erfolgreiche Entwicklung und macht den Weg frei für eine gesicherte Zukunft“, kommentiert Weltbild-Geschäftsführer Patrick Hofmann die aktuellen Entwicklungen. „Der Verkauf eines Teils der Filialen war unumgänglich, da sich unsere Erwartungen an die Entwicklung des Geschäfts an einigen Standorten aufgrund zu hoher Struktur- und Mietkosten nicht erfüllt haben,“ betont Hofman.
„Bekenntnis zum Stationärgeschäft“
Die angekündigte Weiterentwicklung der Filialen und künftige Neueröffnungen seien deutliche „Bekenntnisse zum Stationärgeschäft als Teil des Geschäftsmodells.“ Hofman: „Wir sind künftig an guten Standorten vertreten und stehen damit betriebswirtschaftlich auf einem guten Fundament. Mit einer Reihe von Aktivitäten werden wir gemeinsam mit den Filialen die Attraktivität und das Kauferlebnis für unsere Kunden deutlich erhöhen und damit den Crosschannel-Gedanken stärken.“
Eine weitere zentrale Komponente der Strategie: Alleinstellungsmerkmale von Weltbild, wie etwa die Buchsonderausgaben und Non-Media Sortimente, sollen zukünftig stärker positioniert werden. In den kommenden Monaten will Weltbild ein „neues, kundenorientiertes Ladenkonzept“ vorstellen.
Die Beschneidung und Neuausrichtung des Filialgeschäfts in Deutschland habe „keine Auswirkung auf die Auslandsbeteiligungen sowie alle weiteren Gesellschaften der Weltbild-Gruppe“.
Mehr zur Vorgeschichte im buchreport-Dossier zu Weltbild.
Die Lage bei Weltbild in Augsburg ist in diesen Tagen nicht so durchschaubar. Es stehen 70 Filialen von insgesamt noch 145 Filialen von Weltbild zum Verkauf.
Und über den etwaigen Käufer gibt es keine so richtigen Informationen.
Dies alles wird sozusagen auf dem Rücken der Mitarbeiter/innen von Weltbild ausgetragen, die eine etwas sehr unsichere Zukunft vor sich haben.
Insgesamt gesehen ist das derzeitige Verhalten von Weltbild ein Skandal und so etwas kann man sicher nicht so einfach in Worte fassen.
Man kann nicht Weltbild immer kleiner machen und dann nur noch mit wenigen Filialen wieder Weltbild in neuer und anderer Form aufbauen.
Bestimmte Rechnungen werden da sicher in den Planungen nicht aufgehen.
Die Leidtragenden von dieser ganzen Tragödie Weltbild sind doch in erster Linie die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die doch bisher sich für Weltbild stark gemacht haben und sich auch immer noch einsetzen.
In Augsburg müssen jetzt voll und ganz die ganzen Fakten im übertragenen Sinne auf den Tisch gelegt werden.
In dieser bisherigen Art und Weise (und auch einer etwas zu späten Information an die Mitarbeiter/innen) kann und darf bei Weltbild nicht in der nahen Zukunft gearbeitet werden.
Es bleibt auch die Frage nach vorne offen: Wie soll eigentlich das Vertrauen der Mitarbeiter/innen zu Weltbild wieder hergestellt werden?
In dieser Form jetzt kann es ja nicht klappen.
H. Kraft
Auf einen Neuanfang für uns kann es nur noch besser werden als in dem letzten doch sehr turbulenten Jahr!!! Ich bin froh das wir zu den Filialen gehören und sehe es einfach als Chance für einen Neuanfang! Besser einen neuen Arbeitgeber als keinen Job mehr!
So langsam aber sicher bin ich froh, das Ganze schon hinter mir zu haben. Zumal sich mir nicht erschließt, warum man Filialen verkauft, noch eine Schließungsliste abzuarbeiten hat und gleichzeitig stolz verkündet, man plant 10 neue Filialen zu eröffnen. Eindeutig ein Schlag ins Gesicht der von Schließungen betroffenen Mitarbeiter.
Unumgänglich wäre es gewesen als Investor Geld in die Hand zu nehmen, die GF auszutauschen und Werbung zu machen, Interesse an den Filialen vorausgesetzt.
So hat man das Weihnachtsgeschäft noch mitgenommen und trennt nun die Spreu vom faulen Weizen.
Aber um eines mal deutlich zu erwähnen: vom Umgang mit Mitarbeitern sind wir nicht weit von Schlecker und Konsorten entfernt. die Mitarbeiter wurden bereits am 12.2.2015 informiert?
Stimmt, nach Ladenschluss, per Email.