Das Thema E-Commerce hat in einigen Branchen des deutschen Handels einen dermaßen starken Zulauf bekommen, dass geradezu der Eindruck entstehen kann, als gäbe es kein anders Thema mehr und stünde der klassische Ladenhandel geradewegs vor der Selbstauflösung. Es ist müßig zu fragen, ob der Handel sich momentan in einer extrem schnellen Evolution befindet oder gar in einer Revolution – für die betroffenen Firmen ist das allemal nur Schall und Rauch.
Aber es ist nicht nur das Thema E-Commerce, das den Handel auf seinem Weg nach 2025 / 2030 bewegt, sondern es sind auch einige wesentliche weitere Faktoren, die ihn weitgehend auf den Kopf stellen werden. In der Studie „MegaTrends Handel II: Trendupdate 2025 / 2030“ hat die Ulrich Eggert Consulting.Köln untersucht, welchen Änderungen der Handel in den nächsten Jahren unterworfen ist und kommt auf nahezu 50 differenzierte Trendansätze, die das Wheel of Retailing in den nächsten Jahren weiter am Laufen halten. Dazu gibt es als Kurzfassung den kostenlosen Download „MegaTrends Handel ll – Starke Veränderungen im deutschen Handel“ unter www.ulricheggert.de/kostenlosestudien.
Als Quintessenz werden in der vorgenannten Studie u. a. folgende Trends näher ausgeführt und erläutert:
1. Die richtigen Geschäftsmodelle / Formate entscheiden über den künftigen Erfolg.
Der Käufer ist auf der einen Seite einem schnellen Wandel seiner Denkmuster unterworfen, auf der anderen Seite steht ihm auch ein immer größeres Angebot gegenüber. Der Käufer muss das richtige Angebot finden. Oder anders ausgedrückt: Nur die Geschäftsmodelle, die zu ausgewählten Nachfragern passen, werden auch in Zukunft Erfolg haben. Es ist müßig, darauf hinzuweisen, dass es sich dabei immer mehr um Multichannel-Angebote und -Geschäftsmodelle handeln wird, vgl. dazu siehe Übersicht.
2. Von der Sortimentsarrondierung über Category Migration zur Diversifikation
Eine stringente Spezialisierung im Sortiment ist im Zeitalter des E-Commerce nicht der Weisheit letzter Schluss: Randbereiche werden immer wichtiger.
3. Problemlösung durch Dienstleistungen
Der Kunde will Problemlösungen und das heißt: Ware + Dienstleistungen + Service + Information + After-sales Services + …
4. Nutzen statt Besitzen
Wenn ich schwimmen will, kaufe ich normalerweise kein Schwimmbad, sondern eine Eintrittskarte! Sharing – also teilen – ist ein neuer Trend bei den Verbrauchern: Man muss nicht alles besitzen, der Zugang zu den Produkten, mithin ihr Nutzen, ist künftig immer stärker gefragt. Carsharing, Musikdownloads usw. sind nur verschiedene Seiten derselben Medaille.
Ebenso gehört dazu, dass immer mehr Finanzdienstleistungen vom Handel dem Kunden angeboten werden, sei es Absatzfinanzierungen, Vermietungen, Leasing, usw.
5. Spezielle Techno-Trends treten vermehrt im Handel auf
Internet, RFID, NFC, QR, Beacons … all das setzt sich massiv durch.
6. SB-Check-out durch Scanning Performance und kontaktloses Bezahlen
… beschleunigen die Abwicklung im stationären Handel
7. RFID-Hintergrundnutzung
Wird die Logistik voran bringen.
8. RFID im Frontendeinsatz
Wird dem Discount zu neuen Formaten gegen das Internet verhelfen.
9. Digitalisierung, E-Business, Internet & Co.
Wir befinden uns momentan im Zeitalter der Digitalisierung der Information. Das bedeutet, dass die Geschäftsprozesse immer mehr digitalisiert und die Unternehmen auf der Basis von E-Business gesteuert werden. Das Internet spielt dabei im Prinzip nur eine Nebenrolle. Die weitere Konsequenz daraus ist aber, dass auch der Verkauf und damit der Einkauf digitalisiert werden und somit E-Commerce per Internet entstehen konnte. E-Commerce ist momentan die größte Herausforderung im Einzelhandel der Welt. Geschwindigkeit, Bequemlichkeit, größere Auswahl, aber auch niedrigere Preise und „angedockte“ Spaßfaktoren sind es, die die Kunden immer mehr in die E-Shops treiben. Der Handel, der hier nichts mitmacht, wird vom Markt verschwinden.
10. Mobile Commerce
Wird künftig zum täglichen Leben gehören.
11. (Mobile) Couponing
Kommt den Deutschen in ihrer Sparwut entgegen.
12. Ausreichende Erträge als größte Herausforderung im E-Commerce
Wen ich E-Commerce betriebe, verliere ich sofort mein Geld, mache ich es nicht, verliere ich Umsatz und so mein Geld etwas später: nur Wenige finden den Königsweg!
13. Auch im E-Commerce entscheiden die Geschäftsmodelle über den Erfolg
Erst das richtige Modell sichert die Existenz.
14. Grenzüberschreitendes Online-Shopping
… ist die Zukunft.
15. 3D-Druck – die nächste Revolution für Industrie, Handel & Logistik
Die Digitalisierung setzt sich fort: Ging es bisher um die Digitalisierung der Information, so geht es künftig auch um die Digitalisierung der Produktion.
16. Die Umdrehung der Wertschöpfungskette
Alle Macht geht vom Verbraucher aus – oder doch nicht!?
17. Emotionen, Lifestyle & Erlebnishandel
Der Mensch ist und bleibt ein emotionales Wesen: Auch im E-Commerce geht künftig nichts ohne Emotionen! Aber in Deutschland ist der Preis der größte emotionale Faktor.
18. Store Design gewinnt an Bedeutung
Der stationäre Handel muss „aufrüsten“, sonst geht er unter.
19. Social Marketing – „moderne“ verdrängt alte Werbung
Es sind nicht unbedingt Facebook und Twitter, sondern Foren, Blocks, Downloads, Apps und Co., die das neue Marketing ausmachen.
20. Location-based-Services gewinnen
Sie bringen das Internet und den Mobile-Faktor in den stationären Handel.
21. Fachkräftemangel und neue Berufsbilder
… kennzeichnen den Handel immer mehr. Wir erleben die Spaltung in gut bezahlte Spitzenjobs und einfache, schlecht bezahlte Logistik-Kräfte.
22. E-Procurement setzt sich in der Beschaffung durch
Was die Verkäufer machen, wollen auch die Einkäufer: elektronisch ist halt kostengünstiger.
23. Neue Finanzierungsformen ersetzen Bankkredite
Sonst ist für viele Händler der E-Commerce nicht zu stemmen.
24. Drastische Verschiebung der Marktanteile der Vertriebsformen im Hyperwettbewerb
E-Commerce hat heute am gesamten Vertrieb von Neuprodukten etwa einen Marktanteil von knapp 10 Prozent, bezogen auf den Non-Food-Handel jedoch bereits von 15 bis 16 Prozent. Bis zum Jahre 2025 / 2030 dürfte der Anteil im Handel insgesamt auf 20 Prozent, im Bereich des Non Foods sogar auf 30 Prozent gestiegen sein, s. auch ergänzend Übersicht. Dazu mehr unter dem Stichwort „Gewaltige Marktanteilsverschiebungen“ ebenfalls separat auf www.ulricheggert.de/kostenlosestudien.
25. Waren- und Großkaufhäuser werden zur Restgröße
… und SB-Warenhäuser folgen im zeitlichen Abstand immer schneller.
26. Kooperation – der Megatrend als Konsequenz aus Situation & Zukunftserwartungen
Alles alleine? Wird kaum jemand schaffen. Die E-Platzhirsche sind schon zu groß!
27. Vertikalisierung der Vertriebskette
Industrie und Handel müssen sich aufeinander zu bewegen, um die Lieferkette zu optimieren, sonst machen Amazon, Zalando & Co. alles alleine.
28. Direktvertrieb gewinnt
Starke Marken machen es selber: eigener E-Shop, eigene Filialen plus ein Bisschen Franchise.
29. Drohender Machtverlust der Verbundgruppen
Die Mitglieder der VBG verweigern ihren Zentralen den zentralen E-Commerce: das bringt Machtverlust durch fehlende Markenstärke und damit droht mittel- bis langfristig Existenz-Verlust.
30. Systembildung wird unumgänglich
Die konsumnahen Verbundgruppen des Handels werden sich deshalb als Systeme mit Leitstrategie aufstellen und eine zentrale Internet-Strategie entwickeln müssen, s. dazu Übersicht.
31. Outsourcing durch Laterale Kooperation
Man braucht Partner für alles, nicht nur im Wareneinkauf. Jeder sollte nur das selber machen, was er auch kann.
32. Virtualisierung hin zur NGM- Netzgeführten Marke
Risiko-Optimierung durch Total-Outsourcing wie Red Bull oder Polo Ralph Lauren sichert in unruhigen Zeiten die Zukunft: alle Partner sind austauschbar.
33. Coopetition
Die Zusammenarbeit auch mit dem Wettbewerber wird immer wichtiger.
Das ist eine Auswahl der aktuell erkennbaren über 50 Megatrends im Handel der nächsten Jahre, die die Ulrich Eggert Consulting.Köln in ihrer neuen Studie „MegaTrends Handel II – TrendUpdate 2025/2030“ zusammengetragen hat und die Sie in ausführlicherer Kurzfassung auch im kostenlosen Download finden unter http://www.ulricheggert.de/kostenlosestudien.
Über Ulrich Eggert
Dipl.- Kfm. Ulrich Eggert ist seit über 35 Jahren mit und für den Handel sowie die Absatz- und Konsumgüterwirtschaft beratend und forschend tätig. Bevor er sich als freiberuflich aktiver Unternehmensberater und Forscher niederließ, war er über 30 Jahre für die frühere BBE-Unternehmensberatung GmbH in Köln aktiv. Er ist heute tätig als Handels-, Trend- und Zukunftsforscher, Unternehmensberater, Fach-Autor, Referent und Moderator sowie Organisator vielfältiger Veranstaltungen.
Der Artikel ist zunächst auf locationinsider.de erschienen. Zweitveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Interessante Studie, die für Kunden zutrifft, die auch für Amazon und Co bestens erreichbar sind, nämlich diejenigen, die sich begeistert für Onlinehandel interessieren und denen die Vorzüge des Onlineeinkaufs wichtiger oder gleich wichtig sind, wie der Einkauf im Laden.
Irgendwann werde ich natürlich auch dazu gehören, weil das Angebot das mich interessiert ins Internet abgeschoben wird.
Derzeit wehre ich mich aber noch halbwegs erfolgreich dagegen.
Beziehen wir es mal auf den Buchhandel:
Nehmen wir einfach mal eine Buchhandlung XYZ irgendwo in Deutschland. Bei XYZ kaufe ich bevorzugt ein, weil ich einfach gerne in der Buchhandlung einkaufe. Mich interessieren neben gedruckten Printbüchern auch die digitalen eBooks. Und da fängt das Elend an.
Was fällt auf, wenn man in die Buchhandlung XYZ kommt?
Mit etwas Glück findet sich ein Regal mit Hörbüchern. Und schaut man sich weiter um, findet man inmitten all der Bücher mit viel Glück auch noch ein eReader. Aber so oft man sich auch jeden Winkel im Laden anschaut, nirgends ist ein eBook zu finden!
Fragt man nach, bekommt man die Antwort, das es eBooks nur über den Online-Shop gibt und nicht in der Buchhandlung. Mit sehr viel Glück, kann man vielleicht noch bar bezahlt einen Downloadlink ans eigene E-Mail-Fach bekommen.
Das was einen Buchkauf in der Buchhandlung zu einem Erlebnis macht, fällt bei eBooks komplett flach. Kein sinnvoll präsentiertes Angebot, keine Auswahl, keine sinnvolle Beratung.
In der Hinsicht funktioniert das mit Hörbüchern bedeutend besser.
Wobei mir klar ist, daß es derzeit kein Medium gibt, das es sinnvoll möglich macht eBooks auf einem Datenträger zu verkaufen.
Das Einzige was man noch als Service geboten bekommt ist, die Rechnung. Alles andere wird ins Internet, sprich an den Kunden deligiert.
Bedenkt man dies, werden auch die Rufe nach drastisch günstigeren eBook-Preisen verständlich.
Legt man aber als Kunde Wert darauf, in der Buchhandlung ein eBook zu bekommen, kann man froh sein, wenn das überhaupt schon möglich ist. Ich kenne Buchhandlungen, in denen es schlicht gar nicht möglich ist eBooks zu kaufen.
Selbst große Anbieter scheitern im Laden vor Ort, vor allem wenn es darum geht ein eBook bar zu bezahlen und teils unmöglich wird es, wenn es darum geht per WLAN ein eBook gleich downzuloaden und komplett unmöglich wird es, wenn es um direkten Einkauf in der Buchhandlung geht.
Das häufigste Argument ist, daß es durch DRM nicht möglich ist.
Da sind die Verlage und Zwischenbuchhändler gefragt, die Buchhandlungen mit der technischen und inhaltlichen Möglichkeit auszustatten, ihren Kunden eBooks genauso bequem zu verkaufen, wie das bei einem Taschenbuch, Hörbuch oder NonBook-Artikel möglich ist.
Liest man sich die obige Studie durch, stellt man fest, Kunden wie mich gibt es laut der Studie gar nicht. Oder diese Kunden werden ignoriert oder beiseite geschoben, weil das Denkraster andere Vorgaben hat.
Noch gehöre ich zu den Kunden, die für Amazon nur sehr schwierig erreichbar sind. Aber der Buchhandel bemüht sich nach Kräften, mich in den Onlinekauf abzuschieben, also genau in den Bereich, wo Amazon ein ernstzunehmender Konkurrent ist.
Was mir noch niemand klar machen konnte, weshalb ich nach der Enttäuschung bei der Buchhandlung XYZ weder ein eBook noch eine sinnvolle Kaufempfehlung bekommen zu haben, ausgerechnet auf die Idee kommen soll, im Online-Shop der Buchhandlung XYZ buchhändlerisch tätig zu werden.
Da kann ich genauso gut gleich zu Amazon gehen, da gibt es immerhin eine dem VLB vergleichbare Suchfunktion. Und mit etwas Glück, gibts da etwas ältere Bücher auch gebraucht oder die preisgünstigere englischsprachige Ausgabe.
Mir ist das alles durchaus bewußt, aber ich bin in der Hinsicht etwas dickköpfig und habe den Anspruch auch eBooks taschenbuch-bequem in der Buchhandlung zu kaufen.
Etwas, woran Buchhandlung XYZ derzeit überwiegend bis komplett scheitert, weil sich viel zu wenig Leute Gedanken darum machen, wie man Kunden in der Buchhandlung das bieten kann, was derzeit meist ins Internet abgeschoben wird.
Oder irre ich mich und es gibt tatsächlich schon eine Buchhandlung, in der es bequem möglich ist eBooks zu kaufen?
Ich würde das mal spontan so umschreiben: Einkauf so angenehm wie der Kauf eines Taschenbuchs, möglichst mit direktem Bezug zur Buchhandlung. Das Optimum wäre, ich verlasse den Laden mit dem gekauften eBook, egal ob ich ein Smartphone/eReader/Tablet dabei habe oder nicht. (Also völlig unabhängig vom Internet)
Wie das gehen soll? Die Frage gebe ich mal an die Leute weiter, die dafür bezahlt werden, sich genau darüber Gedanken zu machen.
Wünsche allen ein gutes umsatzstarkes Jahr 2015
Digitalleser