Am heutigen Dienstag öffnet die London Book Fair am neuen Standort in der Olympia-Messehalle ihre Tore. Im Interview spricht Agentin Carole Blake (Foto: Jack Ladenburg) über die Herausforderung des schwachen Euro. Blake ist gemeinsam mit Julian Friedmann Mitbegründerin und Inhaberin der Londoner Literatur- und Medienagentur Blake Friedmann. Zu ihren Klienten gehören u.a. Joseph O’Connor, Lawrence Norfolk, Peter James und Michael Ridpath. Ihr 1999 bei Macmillan erschienenes Buch „From Pitch to Publication“ ist ein Standardwerk für britische Rechtehändler.
Der Rechtehandel wird bei der London Book Fair wieder eine Hauptrolle spielen. Hat der schwache Euro womöglich das Zeug zum Spielverderber?
Nein, nicht wirklich. Wir rechnen zwar mit den Verlagen der Eurozone auch in Euro ab, aber Wechselkursschwankungen hat es immer schon gegeben und werden auch in Zukunft nicht ausbleiben. Natürlich übersetzen sich diese Zahlungen in niedrigere Pfundsummen für unsere britischen Autoren, aber zumindest vorerst bleibt uns nichts anderes übrig, als die Entwicklung mit Fassung zu tragen. Auf den Wechselkurs haben wir nun mal keinen Einfluss.
Es ist also eher Panikmache, dass die Kasse im Lizenzhandel nicht stimmt?
Ich kann nicht für andere Agenturen sprechen, sondern nur für Blake Friedmann, und bei uns ist ganz sicher keine Panik angesagt. Ich bin schon viel zu lange in diesem Geschäft, als dass ich mich noch über Dinge aufrege, die ich nicht kontrollieren kann. Jede Lizenzverhandlung birgt ihre ganz eigenen Herausforderungen, Wechselkursschwankungen sind nur eine davon. Wir müssen das Beste aus der Situation machen und wenn in einigen Fällen die Abrechnungen niedriger ausfallen, sicherstellen, dass die Autoren wissen, warum das so ist. Außerdem machen wir mit vielen Märkten außerhalb der Eurozone Geschäfte, so dass der Effekt nicht so groß ist.
Müssen deutsche Verlage umgekehrt jetzt tiefer in die Tasche greifen, wenn sie in Großbritannien Übersetzungsrechte einkaufen?
Wir die Agenten müssen unsere Erwartungen und Ansprüche an die jeweilige Marktlage anpassen, aber das gilt umgekehrt natürlich auch für die Verlage. Doch eins steht fest: Wenn es um Autoren mit etabliertem Namen geht, werden sich immer Verlage finden, die sich um sie reißen.
Wie stellt sich der internationale Lizenzhandel am Vorabend der London Book Fair dar?
Die Geschäfte laufen in diesem Jahr bisher sehr gut und vor allem gleichmäßig. Interessanterweise gibt es Märkte, auch in Europa, die so schnell zugreifen wie lange nicht mehr. Der neue Peter James war schon nach Finnland verkauft, da haben andere Länder erst angefangen zu verhandeln. Auffällig ist zudem, dass immer mehr Verlage auslaufende Lizenzverträge verlängern, auch in Deutschland.
Die London Book Fair findet erstmals seit zehn Jahren wieder in Olympia statt. Bereiten die kleineren Messehallen Probleme?
Absolut keine. Der Rechtehandel ist standortunabhängig.
Die Fragen stellte Anja Sieg
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