Ein hartes Stück Arbeit kommt auf die Einigungsstelle zu, die nach Entscheidung des Arbeitsgerichtes Augsburg nun im Konflikt zwischen dem Betriebsrat und der Geschäftsführung von Weltbild vermitteln soll. Denn der Streit zwischen beiden Parteien spitzt sich zu: Vor allem beim Umfang des Job-Abbaus werfen sie sich gegenseitig vor, mit falschen Zahlen an die Öffentlichkeit zu gehen.
So hat Weltbild zuletzt die vom Betriebsrat genannte Zahl von 300 Arbeitsplätzen, die abgebaut werden sollen, als falsch bezeichnet und korrigiert auf 60 Stellenstreichungen bei Weltbild Retail – mit dem Hinweis, das Weltbild Retail und die Logistik-Tochter Also zwei getrennte Unternehmen seien.
Dies wiederum ist für den Betriebsrat eine „verzerrte Darstellung“, weil Weltbild Retail und Also Logistics Services einen gemeinsamen Betrieb bildeten, für den ein einziger Betriebsrat zuständig sei: „Das ist vertraglich bei der Überleitung festgelegt worden, genauso wie eine gemeinsame Führungsvereinbarung. Das wissen die Beteiligten auf Arbeitgeberseite sehr wohl und haben dementsprechend auch die Einigungsstelle für den gemeinsamen Betrieb vor Gericht beantragt.“
Die Geschäftsführung versuche dagegen, die Anzahl der geplanten Entlassungen „wahrheitswidrig kleinzurechnen“. Der Betriebsrat stellt das Ausmaß des geplanten Stellenaubbaus wie folgt dar:
- Bei Weltbild Retail seien rund 100 Arbeitsplätze in Gefahr. Die von der Geschäftsführung genannten 60 seien rechnerische Vollzeitstellen, d.h. zwei 50%-Teilzeitbeschäftigte besetzen eine rechnerische Vollzeitstelle.
- Im Bereich der Logistik stünden weiterhin 200 Arbeitsplätze auf der Streichliste.
Auch bei der Gesamtzahl der Beschäftigten trickse das Unternehmen, so der Vorwurf des Betriebsrats: Bei den genannten 1.372 Beschäftigten in der Weltbild Gruppe (ohne Logistik) habe man die Mitarbeiter in den Filialen mitgerechnet, die wiederum in einer eigenen GmbH aufgehängt seien, im Gegensatz zur Also aber keinen gemeinsamen Betrieb mit Weltbild Retail bildeten. „Während die Pressestelle also einerseits spaltet, was tatsächlich zusammengehört, zieht sie auf der anderen Seite etwas zusammen, was nicht vergleichbar ist: In den Filialen sind zum überwiegenden Teil Teilzeitkräfte und Aushilfen beschäftigt – im übrigen sämtlich ohne tarifgebundene Arbeitsverträge. Also auch wieder ein Rechentrick, um die Zahl der 60 rechnerischen Vollzeitstellen möglichst klein erscheinen zu lassen.“
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