Weil sich die Branche transformiert, braucht auch der Börsenverein einen neuen Anzug: Der Transformation will der Verband mit einem Radikalumbau seiner Strukturen Rechnung tragen. Das Modell für den Neuauftritt wurde auf einer Zukunftskonferenz im vergangenen Jahr entwickelt. Am Mittwoch steht die Reform im Branchenparlament auf der Tagesordnung, erste Richtungsentscheidungen sollen auf der Hauptversammlung im Juni fallen. In der Mitgliedschaft wirft der geplante Umbau aber auch kritische Fragen auf.
Wird am Ende bei der Modernisierung zu viel geopfert? Zuletzt kamen auf der Jahreshauptversammlung des Landesverbandes Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland Befürchtungen aufs Tapet, die sich an Kernkomponenten der Reform entzünden:
- Abschied von der Dreispartigkeit: Die drei klar strukturierten Fachausschüsse (Verlage, Sortiment, Zwischenbuchhandel) sollen wegfallen und durch eine Vielzahl von Interessengruppierungen ersetzt werden, die auch offen für neue Branchenakteure sind. Frage: Können sich die Mitglieder auch künftig artikulieren, ohne sich zu verzetteln?
- Abschied vom Branchenparlament: Das zweimal im Jahr tagende Branchenparlament soll wegfallen. Dort werden bislang in übergreifender Funktion die Fachausschüsse zusammengeführt. An seine Stelle tritt ein Jahrestreffen der Interessengruppierungen. Frage: Reicht das aus?
- Abschied von der gewohnten Führungsstruktur: Der für drei Jahre gewählte Vorstand soll sich künftig aus neun ehrenamtlichen Funktionären plus Hauptgeschäftsführer zusammensetzen, der bislang lediglich teilnahmeberechtigt ist. Bei Interessenkonflikten soll ein „Steuerungsteam Hauptamt“ einen Ausgleich herstellen. Diese Vermengung von Ehrenamt und Hauptamt sorgt für Kritik.
Gibt es relevanten Widerspruch zu den Plänen? Davon wird am Ende wohl abhängen, wie weit die Reformschritte gehen. Das Maßnahmenpaket präsentiert der Börsenverein auf der Website www.boersenverein.de/mi/strukturreform. Eine Debatte über den Umbau findet dort (noch) nicht statt.
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