Fingierte Rezensionen in Online-Shops werden nicht nur gekauft, sie werden auch systematisch unter Autoren ausgetauscht. Organisiert wird der Austausch u.a. über spezielle Facebook-Gruppen. Mal handelt es sich um die Vergabe von Sternen, mal um einen kurzen Rezensionstext. Nicht immer werden die bewerteten Bücher auch gelesen.
Dem Selfpublisher-Verband stößt dieser Vorgang negativ auf. „Es schadet nicht nur uns Autoren, es schadet auch den Lesern“, sagt Geschäftsführer Daniel Isberner (Foto: Selfpublisher-Verband, Andrea Becker) im buchreport-Interview:
Ist der Austausch von Rezensionen unter Selfpublishern üblich?
Nein, ein solches Vorgehen ist mir bislang nicht bekannt, und zumindest unter den ernsthaften Autoren in den Reihen der Selfpublisher ist solch ein Verhalten sicher nicht üblich. Da die Veröffentlichung von Büchern dank diverser Anbieter jedoch recht simpel ist, kann ich nur schwer einschätzen, wie verbreitet ein solches Verhalten unter Hobbyautoren ist. Ich weiß, dass Selfpublisher oftmals in engerem Kontakt zu Buchbloggern stehen, als reine Verlagsautoren das tun. Vorabexemplare für unabhängige Rezensionen, die dann durchaus auch mal negativ ausfallen, wenn die Qualität nicht stimmt, sind in jedem kreativen Gewerbe ganz normal. Gleichzustellen mit einem Austausch von Rezension gegen Rezension ist das aber sicher nicht, da Buchblogger ihre eigene Meinung posten und normalerweise nicht käuflich sind.
Wie steht der Verband zum Austausch von Rezensionen?
Der Vorgang schadet dem Ruf von Selfpublishern. Hier distanziert sich der Verband entsprechend deutlich von derartigem Verhalten. Es schadet nicht nur uns Autoren, es schadet auch den Lesern, die nicht mehr in der Lage sind, sich ein klares Bild von einem Buch zu machen. Der Zweck des Selfpublisher-Verbands ist in erster Linie die Förderung von Autoren im Bereich des Selfpublishings. Schummeleien bei Rezensionen laufen diesem Zweck klar zuwider.
Es handelt sich nicht um die einzigen fingierten Bewertungen.
Eine ganze Branche hat sich darauf spezialisiert, bei Amazon und anderen Händlern positive Bewertungen – hier noch von Rezensionen zu sprechen wäre absurd – gegen Bezahlung zu verfassen.
Was wird gegen Fälschungen getan?
Amazon als Marktführer hat hier schon seit Langem einen Mechanismus integriert, der solchen Gefälligkeitsrezensionen vorbeugen soll. Derartige Bewertungen sind nicht nur bei Selfpublishern ein Problem. Gerade einen Rezensionsaustausch bemerkt Amazon mittlerweile recht gut und löscht diesen. Bei den gekauften Rezensionen ist das schwieriger. Aber auch andere Händler versuchen diesem Problem Herr zu werden und haben hierfür Algorithmen entwickelt. Wie bei so vielen Dingen wird das wohl ein ewiges Hin und Her werden. Wenn die Algorithmen besser werden, werden die Betrüger gewiefter.
Daniel Isberner ist Science-Fiction- und Fantasy-Autor sowie Geschäftsführer des Selfpublisher-Verband e.V.
Mehr zu dem Thema lesen Sie im aktuellen buchreport.express 20/2015 (hier zu bestellen).
Kommentar hinterlassen zu "Rufschädigendes Procedere"