Stuttgart/New York – Welcher Preis ist für die Veröffentlichung eines Artikels in einer Fachzeitschrift angemessen? Dieser Frage geht Thieme Publishers gemeinsam mit Wissenschaftlern der Fakultäten für Betriebs- und Volkswirtschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München auf den Grund. Dafür lässt Thieme die Autoren selbst entscheiden, wieviel ihnen die Veröffentlichung ihrer Arbeit in der neuen, fachübergreifenden Open-Access-Zeitschrift „The Surgery Journal“ wert ist.
Über die Rolle von Verlagen bei Open-Access-Publikationen wird derzeit viel diskutiert. „Für uns war es an der Zeit, unsere Autoren sprechen zu lassen, um zu verstehen, wie sie den Paradigmenwechsel hin zu Open Access bewerten“, erklärt Daniel Schiff, Senior Vice President Thieme Publishers. „Wir lassen sie daher den Preis einer Publikation selbst bestimmen. Natürlich gehen wir damit ein Risiko ein. Gleichzeitig schaffen wir aber neue Fakten, die zur Open-Access-Debatte beitragen.“
Auch Professor Martin Spann, Co-Projektleiter und Direktor des Instituts für Electronic Commerce und Digitale Märkte an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) ist gespannt. wie Pay-What-You-Want als Preismodell bei Open-Access-Veröffentlichungen angenommen werden wird. Gemeinsam mit Professor Klaus M. Schmidt, Co-Projektleiter und Volkswirt an der LMU, hat er genaue Abläufe und Kriterien festgelegt, um das gesamte Projekt wissenschaftlich zu begleiten und auszuwerten. Ziel des gemeinsamen Projektes ist es zu verstehen, wie Autoren die Publikationsgebühren wahrnehmen und im Rahmen des Pay-What-You-Want-Modells beeinflussen.
Die neu gegründete Open-Access-Zeitschrift „The Surgery Journal“ dient hierbei als Untersuchungsobjekt. Hat ein Beitrag das Peer-Review-Verfahren erfolgreich durchlaufen, darf der Autor selbst entscheiden, welche Publikationsgebühr er für dessen Veröffentlichung als angemessen erachtet. Interessierte Autoren können sowohl Originalarbeiten als auch Übersichtsartikel und Fallberichte zur Online-Veröffentlichung einreichen. „The Surgery Journal“ richtet sich an Fachärzte, Ärzte in Weiterbildung und Fachpersonal aller chirurgischen Fachrichtungen. Ihnen wird ein breitgefächerter Einblick in die chirurgische Praxis, die prä- und postoperative Versorgung von Patienten und den Umgang mit neuen chirurgischen Werkzeugen geboten.
Derzeit können interessierte Autoren bei Thieme in 19 reinen Open-Access-Zeitschriften und in zahlreichen Hybrid-Titeln im Open-Access-Format publizieren. Dafür bietet Thieme Autoren einen umfangreichen Service sowie inhaltliche Expertise in der Ausgestaltung chirurgischer Fachzeitschriften. Die Artikel werden unmittelbar nach Erscheinen auf der Thieme E-Journals-Plattform (https://www.thieme-connect.de/ejournals) frei zugänglich gemacht. Auf der Plattform „Thieme Open“ (http://open.thieme.com/de) informiert der Verlag gebündelt und aktuell über das Open-Access-Angebot.
Über Thieme
Thieme ist marktführender Anbieter von Büchern, Zeitschriften, elektronischen Medien, Dienstleistungen und Services rund um Medizin und Gesundheit sowie die angrenzenden Naturwissenschaften. Das Familienunternehmen entwickelt mit seinen rund 900 Mitarbeitern weltweit vernetzte Angebote auf Basis von über 150 Fachzeitschriften sowie einem lieferbaren Programm von 4500 Buchtiteln print und online weiter. Damit spricht Thieme sämtliche Akteure im Gesundheitswesen an: von Medizinstudierenden bis zu Fachärzten, von Pflegekräften über Hebammen bis zu Physiotherapeuten, von Bibliothekaren über Krankenkassen und Kliniken bis hin zu Gesundheitsinteressierten. Der Name Thieme steht für verlässliche Qualität. Das bestätigt auch das Verlagsranking des Marktforschungsinstituts Innofact, bei dem Thieme regelmäßig den Spitzenplatz belegt.
Über LMU München
Die LMU ist eine der führenden Universitäten in Europa mit einer über 500-jährigen Tradition. Sie bietet ein breites Spektrum aller Wissensgebiete – die ideale Basis für hervorragende Forschung und ein anspruchsvolles Lehrangebot. Es reicht von den Geistes- und Kultur- über Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften bis hin zur Medizin und den Naturwissenschaften. Rund 15 Prozent der 50.000 Studierenden kommen aus dem Ausland – aus insgesamt 130 Nationen. Das Know-how und die Kreativität der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bilden die Grundlage für die herausragende Forschungsbilanz der Universität. Der Erfolg der LMU in der Exzellenzinitiative, einem deutschlandweiten Wettbewerb zur Stärkung der universitären Spitzenforschung, dokumentiert eindrucksvoll die Forschungsstärke der Münchener Universität.
Die Initiative klingt nach einer vernünftigen Idee, die derzeit schwelende Diskussion über eine angemessene Höhe der Gebühren für die Veröffentlichung von Open-Access-(OA)-Beiträgen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften mit wissenschaftlichen Methoden zu untersuchen: Was darf ein OA-Artikel kosten? Welchen Service erwartet ein Autor vom Verlag? Braucht der Wissenschaftler überhaupt noch Verlage oder Zeitschriften, um seine Ergebnisse zu publizieren? Am Ende sind es jedoch nicht einzelne Wissenschaftler, sondern die öffentlichen Geldgeber und Forschungsförderer, wie in Deutschland die DFG, die die Kosten für Open Access tragen. Daher besteht die Gefahr, dass die Untersuchung an der Realität vorbeigeht, wenn diese Stakeholder nicht einbezogen werden. Denn eines ist jetzt schon klar: in Zukunft werden OA-Gebühren von etlichen Tausend Euro für die Veröffentlichung in einem prestigereichen Journal nicht mehr akzeptiert werden – weder von den öffentlichen Förderern, noch von einer immer grösseren Zahl an Wissenschaftlern.