Bei seinen Sparbemühungen ist der Börsenverein bei den schönen Büchern fündig geworden. Der Verband ist einer der Träger der Stiftung Buchkunst, die u.a. jährlich den Wettbewerb „Die schönsten deutschen Bücher“ ausrichtet.
Weil der Börsenverein sparen muss und zugleich für die Verlage weiterhin viel Geld in die europäische Lobby-Arbeit investiert, will er dafür bei dem eher bibliophil schmückenden Wettbewerb sparen. Das berichtete Verleger-Vorstand Peter Kraus vom Cleff (Rowohlt) in der Verlegerversammlung der Buchtage in Berlin. Statt 46.000 Euro im laufenden Jahr, will der Börsenverein 2016 nur noch 12.000 Euro überweisen.
Pikant daran ist, dass der Verband zu einem Zeitpunkt, da Ebooks die Printbücher unter Druck setzen, ausgerechnet am Wettbewerb der Vorzeigebücher spart. Eine besondere Buchgestaltung gilt als ein möglicher Gegenpol zu digitalen Büchern.
Der Stuttgarter Verleger Wulf D. von Lucius, der dem Vorstand der Stiftung Buchkunst angehört, sieht damit sogar die Architektonik des Schönste-Bücher-Wettbewerb insgesamt gefährdet. Denn mit dem Börsenverein fährt einer von vier Trägern der Stiftung sein Engagement herunter. Die Satzung der Stiftung sieht Lucius zufolge ausdrücklich vor, dass alle Träger „gleichwertige Beiträge“ zur Stiftung leisten: Lucius regt deshalb an, dass der Börsenverein zumindest eine „gleichwertige indirekte Unterstützung“ leisten solle, um die anderen Träger bei ihrem Einsatz zu halten. Die anderen Träger sind die Deutsche Nationalbibliothek sowie die Städte Frankfurt am Main und Leipzig.
Nachtrag aus der Hauptversammlung: Laut Börsenvereins-Geschäftsführer Alexander Skipis wird gerade rechtlich geprüft, ob der Rückzug des Verbands rechtlich möglich. Parallel werde mit den anderen Trägern über die Fortführung der Stiftungsarbeit verhandelt
Seit über 60 Jahren fördert die Stiftung Buchkunst, untergebracht im Frankfurter Börsenvereins-Haus des Buches, vorbildlich gestaltete Bücher. „Die schönsten deutschen Bücher“, vorbildlich in Gestaltung, Konzeption und Verarbeitung, werden jedes Jahr von einer unabhängigen Jury prämiert. Die ausgezeichneten Bücher und die der Short- und Longlist werden auf der Frankfurter Buchmesse ausgestellt.
Die aktuelle Longlist wurde Anfang Juni vorgestellt.
„Pikant daran ist, dass der Verband zu einem Zeitpunkt, da Ebooks die
Printbücher unter Druck setzen, ausgerechnet am Wettbewerb der
Vorzeigebücher spart. Eine besondere Buchgestaltung gilt als ein
möglicher Gegenpol zu digitalen Büchern.“ – Das sehe ich genauso. In der Musikindustrie sind durch die Digitalisierung große Teile der traditionellen Umsätze mit Tonträgern weggeknallt. Womit wird da jetzt das Geld verdient? – Mit Live-Konzerten, also dem, was nicht digitalisiert werden kann. Auch die LP ist keinesfalls tot. – Ich wohne in Berlin in einer Gegend, in der es (zum Glück) noch alle paar hundert Meter eine Buchhandlung gibt. Nicht wenige davon haben sich auf Coffetable Books und Kunstbände spezialisiert und scheinen damit ganz gut zu leben.
„Weil der Börsenverein sparen muss und zugleich für die Verlage weiterhin viel Geld in die europäische Lobby-Arbeit investiert“, sollte man den Rotstift vielleicht eher bei letzterer ansetzen?