Drei Verlage, laut Rhomberg allesamt unter den größten Publikumsverlagen Deutschlands, seien mit an Bord. Einer der Projektpartner hat sich mittlerweile aus der Deckung gewagt: Piper sucht über seinen Verlags-Newsletter und in seiner Fantasy-Community Testleser für eine „Lesereise der besonderen Art“, mit Jellybooks auf dem Beifahrersitz. Als Gegenleistung wirbt Piper mit einem exklusiven Vorabzugriff auf Neuerscheinungen.
- Etwa 30 bis 50 Titel sollen verfügbar sein; das Gros der E-Books werde aus noch nicht veröffentlichten Titeln bestehen.
- Eine Teilnahme ist nur nach Einladung durch die Verlage möglich.
- Die Verlage stellen den Testlesern in ihrer Fokusgruppe freie Leseexemplare zur Verfügung.
- Im Gegenzug erklären sich die Leser bereit, ihre Lesedaten zu übermitteln, indem sie den „Lesedaten senden“-Button im E-Book anklicken.
- Die Verlage haben ausschließlich Zugang zu den Daten ihrer Fokusgruppen; Leserdaten anderer Verlage oder Autoren sind nicht einsehbar.
- Die Daten sollen nicht aggregiert und auch nicht genutzt werden, um Benutzerprofile zu erstellen, beispielsweise für Buchempfehlungen.
- Welche Kapitel wurden geöffnet?
- Wurde das Buch zu Ende gelesen oder abgebrochen?
- An welcher Stelle wurde abgebrochen?
- Wie veränderte sich das Lesetempo? Gab es beispielsweise schwierige Stellen mit langer Verweildauer?
- An welchen Tagen und zu welchen Tageszeiten wurde gelesen?
- Wie lange dauerte die Lektüre?
Die Software, mit der das Leseverhalten untersucht wird, liefert detaillierte Daten. Die Verlage können, wie hier zu sehen, genau erkennen, welcher Leser wann zum E-Book griff und wie lange er darin gelesen hat. Leser 1 (oben) las das Buch an zwei aufeinanderfolgenden Tagen, Leser 2 (unten) griff über einen Monat hinweg immer mal wieder zur Lektüre.
Durch die gewonnenen Daten sollen Verlage zum Beispiel erkennen können, welche Kapitel eines Sachbuchs für die Leser besonders interessant sind oder welcher Band einer Reihe aufgrund seiner Aussteigerquote am schwächsten ist. Verlage können womöglich auch herausarbeiten, was die Leser zum Weiterlesen animiert. Befürchtungen, Werke könnten umgeschrieben werden, um sie an den Massengeschmack anzupassen, hält Jellybooks-Chef Rhomberg für unbegründet. Er sieht vor allem Chancen fürs Marketing: Kampagnen könnten auf Lesergruppen ausgerichtet werden, die beim Vorabtest die höchsten Lesequoten aufweisen.
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