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Verlegern fehlt die Experimentierfreude

Die Frankfurter Buchmesse richtet den Fokus in diesem Jahr auf sieben internationale Märkte (mehr Infos am Ende des Artikels). Im Vorfeld präsentiert die Messe in Kooperation mit buchreport eine Serie, in der Experten aus den Ländern ihre Märkte vorstellen. Diesmal: Joe Wikert (Director of Strategy and Business Development, Olive Software; hier weitere Infos) über den US-amerikanischen Buchmarkt.

Wie entwickeln sich die marktführenden Verlage in den wichtigsten Buchmärkten der Welt? Das „Global Ranking“ von buchreport fasst die wichtigsten Entwicklungen zusammen und nimmt 57 Verlagsgruppen unter die Lupe. Hier weitere Infos


Was sind die drei erstaunlichsten Fakten Ihres Buchmarktes?

1. Nach mehreren Jahren starker Wachstumsraten flachen E-Book-Verkäufe nun ab.

2. Im Zusammenhang mit Punkt 1 sinken gegenwärtig die E-Book-Umsätze für einige Verlage.

3. Die Verlage scheinen durch Punkt 1 und 2 wie gelähmt zu sein. Man hat den Eindruck, die Innovationskraft wäre in der Folge zum Stillstand gekommen, während die Verleger sich den Kopf darüber zerbrechen, wie man das Umsatzwachstum mit gedruckten Medien wieder beleben könnte.

Was können andere Märkte von Ihrem lernen? 

Ich denke die wichtigste Lehre für alle Buchverlage ist weiter zu experimentieren. Das ist meine größte Sorge hinsichtlich meiner Antwort auf Ihre vorherige Frage. Die Verleger scheinen heutzutage keine Experimentierfreude zu haben. Sie gehen nicht genug raus, um mit den Konsumenten über deren Wünsche und Bedürfnisse zu reden, und handeln dann nach dem Hörensagen.

Wo sind die größten Schwächen Ihres Marktes?

In dem, worauf ich schon angespielt habe … Verlage waren immer schon risikoscheu, und meiner Ansicht nach traf das nie stärker zu als heute.

Wie wird sich Ihrer Meinung nach der digitale Markt in Ihrem Land entwickeln?

Start-Ups werden eine zunehmend bedeutende Rolle spielen. Sie haben nichts zu verlieren, also sind sie bereit Risiken einzugehen. Sie werden nicht gelähmt vom „Innovator’s Dilemma“ wie die traditionellen Verlage. Die großen Branchenvertreter (z. B. heutige Verlage) sollten dieser Start-Up-Community mehr Beachtung schenken.

Wie lassen sich Beziehungen zwischen Verlagshäusern verbessern? Welche Veränderungen sind dafür nötig? 

Wow, das ist eine gute Frage. Die Herausforderung liegt hier darin, die Klippe geheimer Preisabsprachen zu umschiffen, die das Justizministerium so berühmt gemacht hat, als es rechtliche Schritte gegen Apple und „The Big Five“ unternahm. Die meisten Verlage sind äußerst zurückhaltend mit der Zusammenarbeit, und das ist verständlich mit Blick auf den Ausgang dieses Falls.

An welchem ausländischen Buchmarkt sind Sie persönlich interessiert und warum?

Ich schaue mit Spannung darauf, ob sich die hohen Mehrwertsteuersätze weiterhin nachteilig auf einige der E-Book-Märkte in Europa auswirken werden. Es scheint so, als würden die Digitalformate abgestraft und in ihrem Erfolg begrenzt, indem man auf E-Books höhere Mehrwertsteuern erhebt als auf gedruckte Bücher.

Wenn es nach Ihnen ginge, welchem Autor Ihres Landes würden Sie internationalen Erfolg wünschen?

Ich bin ein großer Fan von Eric Metaxas und David McCullough, aber beide scheinen bereits internationalen Erfolg zu genießen. 

Das internationale Geschäft steht im Mittelpunkt der neuen Auftaktveranstaltung „The Markets – Global Publishing Summit“ am Vortag der Frankfurter Buchmesse (14.-18. Oktober 2015). Vorgestellt werden sieben internationale Buchmärkte, die von Branchenexperten vorgestellt und aus verschiedenen Blickwinkeln mit dem Ziel analysiert werden, Geschäfte vor Ort anzubahnen sowie potentielle Geschäftsfelder sichtbar zu machen. Aus jedem Buchmarkt wird jeweils ein Segment in den Fokus gerückt:

  • China – Internationale Kooperationen und Joint Ventures
  • Deutschland – Wissenschaftliches Publizieren und Fachinformationen
  • Indonesien – Publikumsverlage
  • Mexiko – Publikumsverlage
  • Südkorea – Bildung und Kinderbücher
  • Türkei – Gesamtmarkt
  • USA – Digitales Publizieren und Innovation

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