Der Rückbau der US-amerikanischen E-Book-Flatrate Scribd sorgt in der Branche für Verunsicherung. Was bedeutet dies für Amazon?
Der US-Berater Mike Shatzkin analysiert die Marktentwicklung in seinem Blog „The Shatzkin Files“. Nach dem Scribd-Rückbau sei Kindle Unlimited die einzig verbliebene E-Book-Flatrate – in den USA zumindest, Shatzkin geht nicht darauf ein, dass es international mit Skoobe (Deutschland), Bookmate (Russland, Großbritannien) und 24Symbols (Spanien) durchaus noch Wettbewerber gibt. Durch die zementierte Alleinstellung würden nicht nur Selfpublisher (die bislang hauptsächlich Kindle Unlimited bestücken), sondern auch Verlage zunehmend in Betracht ziehen, sich exklusiv an Amazon zu binden.
Hintergrund: Im Rahmen von KU werden Autoren, die ihre E-Books ausschließlich über Amazon anbieten, aus einem Pool nach Anzahl der gelesenen Seiten vergütet. Der Pool wächst von Monat zu Monat, im Januar 2016 lag das Volumen bei 13,8 Mio Euro (zum Vergleich, ein Jahr zuvor bei 7,1 Mio Euro), allerdings nicht so stark wie die Anzahl der insgesamt gelesenen Seiten, wodurch die ausgeschütteten Boni pro gelesener Seite kontinuierlich sinken; im Januar auf 0,33 Cent/Seite (Vergleich Juli 2015: 0,53 Cent/Seite). Mehr dazu auf selfpublisherbibel.de.
Shatzkin geht dennoch davon aus, dass es immer attraktiver für Verlage wird, bei KU mitzumachen. Auch mit Blick auf das Gerücht, dass Barnes & Noble angeblich sein Digitalprogramm Nook vom britischen Markt nimmt, schreibt Shatzkin: „Für jeden, der sich um den vielfältigen E-Book-Marktplatz sorgt, sind dies unheilvolle Entwicklungen. Mit sowohl dem größten Ökosystem als auch der größten Geldbörse kann es sich Amazon leisten, den Inhabern der E-Book-Rechte mehr Geld für eine exklusive Bindung zu zahlen. Da die Marktanteile steigen, wird es zunehmend verlockend für E-Book-Verleger, seien es Indie-Autoren oder etwas größere Verlage, höhere Tantiemen zu kassieren, während andere E-Book-Verkäufer verdrängt werden. So baut Kindle einen immer besseren Katalog auf, im Vergleich zu allen E-Book-Wettbewerbern. Was zu größerem Marktanteil führt.“
Doch nicht nur bei Indie-Autoren und kleineren Verlagen sei davon auszugehen, dass sie sich stärker an Amazon binden werden, bei größeren Verlagen rechnet Shatzkin damit, dass sie zumindest Teile ihrer Backlist bei Kindle Unlimited einstellen werden, wegen der finanziellen Anreize oder aber wegen des wachsenden Drucks der Autoren.
Fazit: Für iBooks, Nook, Kobo und Google werde es immer schwieriger, einen wettbewerbsfähigen E-Book-Katalog zu behalten.
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