Readbox hat das abgelaufene Jahr 2015 bilanziert. Nach Angaben des Dortmunder Digitaldienstleisters, zu dessen Kunden neben Bastei Lübbe auch Carlsen und HarperCollins gehören, haben sich die Machtverhältnisse auf dem E-Book-Markt etwas verschoben.
Zwar nennt Readbox keine Händler-Namen – es liegt aber auf der Hand, wer gemeint ist. Der Marktanteil des „stärksten Online-Handelskunden“ – a.k.a. Amazon – sei um 8 Prozentpunkte auf 53,8% zurückgegangen. Der „stärkste Verfolger“ – gemeint ist Tolino – habe von 17% auf 26,8% zugelegt. Beide Plattformen vereinten 2015 bei Readbox einen Anteil von rund 80%.
Zur Erklärung: Readbox wertet ausschließlich die Verkäufe der eigenen Kunden aus und liefert keinen Gesamtmarktüberblick. Angesichts der großen Verlagskunden haben die Zahlen dennoch Relevanz.
Weitere Zahlen aus dem Readbox-Zahlenlabor:
- Im Geschäftsjahr 2015 habe Readbox über 12 Mio digitale Titel (mit umgerechnet 6 Mrd Seiten) ausgeliefert – eine Steigerung von über 60%, die vermutlich wesentlich auf den Gewinn von Bastei Lübbe als Kunden zurückzuführen ist.
- Längster E-Book-Titel im Readbox-Portfolio war von Antje Bernholt-Stolle: „Möglichkeiten zur Verbesserung der Attraktivität des beruflichen Wiedereinstiegs für Frauen mit vorübergehender Erwerbsunterbrechung durch Elternzeit als Maßnahme zur Sicherung zukünftiger personeller Verfügbarkeit“ (Tredition).
- Kürzester Titel war Gerhart Ertls „N“ (Oekom Verlag).
- Readbox habe 2015 rund 46.300 digitale Leseexemplare u.a. an Journalisten und Rezensenten über die eigene Verlagssoftware automatisiert erstellt und verschickt.
- Durch das Erstellen von E-Book-Bundles hätten die eigenen Verlage durchschnittlich 168% zusätzlichen Umsatz erzielt (im Vergleich zur Summe des Umsatzes der entsprechenden Einzeltitel im selben Zeitraum).
- 3,5 Mio Leser habe man mit In-Book-Anzeigen (Einbindung automatisch erstellter, dynamischer Titelempfehlungen in die ausgelieferten E-Books) erreicht.
Geschäftsführer Ralf Biesemeier freut sich darüber, dass Readbox 2015 schneller als der Markt gewachsen sei, verweist aber auf die hohe Zahl von digitalen Titeln als „generelles Problem des E-Book-Marktes“: „Hier ist schon lange ein Überangebot entstanden, in dem es immer schwieriger wird, die jeweilige Zielgruppe wirksam zu erreichen und dem Angebot die nötige Aufmerksamkeit im Markt zu verschaffen.“ Vor diesem Hintergrund müssten die Verlage größere Kompetenzen im digitalen Marketing aufbauen.
Bei den geretteten Bäumen muss man immer gegenrechnen, dass digitale Produktion und digitales Lesen halt auch Strom braucht…
Ich habe das Gefühl, es ist wie mit den Autofahrkosten. Ist erst einmal die Versicherung und Haftpflicht bezahlt, denkt man Autofahren besteht nur aus Spritkosten …. und vergisst dabei sogar die Kosten des Kaufs des Autos. Um einen Sprung ins Digitale zu machen, all die elektronischen Geräte, die wir erstmal herstellen (und entsorgen) müssen – sind die hier eingepreißt?