buchreport

Seit unserem Start ein kontinuierliches Wachstum

Der Start des Kindle-Programms von Amazon war der Grundstein des gesamten deutschen E-Book-Marktes. Zum fünfjährigen Kindle-Bestehen zieht Andreas von der Heydt im Interview mit buchreport eine Bilanz. Der Inhalte-Chef im deutschen Kindle-Programm über Gelungenes und Misslungenes, die Marktentwicklung, teure Oasen und herausfordernde Heranwachsende.

Der Betriebswirt hat zunächst im Management von Rewe gearbeitet, bevor er 1998 in verschiedenen Management-Positionen bei L´Oréal aktiv war. 2012 wechselte er als Country Manager Germany zu Amazon BuyVIP. Seit 2014 ist von der Heydt Head of Kindle Content Germany bei Amazon in München.

Der neue buchreport.express 17/2016 bilanziert anlässlich des fünfjährigen Kindle-Bestehens ausführlich den deutschen E-Book-Markt. Hier können Sie das Heft mit der Analyse bestellen.

Wie lautet Ihre Bilanz zu fünf Jahren Kindle in Deutschland?
Andreas von der Heydt: Kindle hat die Entwicklung des digitalen Lesens in Deutschland in den letzten Jahren maßgeblich vorangetrieben und damit das Lesen insgesamt bereichert. Kindle ist ein wichtiger Teil der deutschen Buchkultur geworden. Millionen von Buchliebhabern lesen auf Kindle eReadern sowie mit der Kindle Reading App auf ihrem iPhone, Android Smartphone, etc. Durch die Synchronisierung über Whispersync haben Leser überall und jederzeit Zugriff auf ihre aktuelle Lektüre sowie auf ein stark gewachsenes Buchangebot. 2011 sind wir mit etwas mehr als 700.000 E-Books gestartet – heute liegen wir bei mehr als 4,5 Mio Titeln. Das wäre ohne die enge Zusammenarbeit mit den deutschsprachigen Buchverlagen sowie zehntausender Autoren, die regelmäßig Kindle Direct Publishing nutzen, nicht möglich gewesen. Dafür möchten wir uns bei all unseren Partnern und Lesern herzlichen bedanken.
Was ist rückblickend gut gelungen?
Kindle hat dem digitalen Lesen über die letzten Jahre einen hohen Stellenwert einräumen können und viele Kunden dazu angeregt, mehr Zeit mit Literatur zu verbringen. Leser, die einen Kindle besitzen, kaufen im Jahr nach dem Erwerb eines Kindle mehr Bücher als zuvor. Das liegt zum einem an dem Lesekomfort, den der Kindle bietet sowie an unserem vielfältigen Buchangebot, das KDP-Autoren mit Millionen von Titeln zusätzlich bereichern. Zudem freut uns, dass viele bisher unveröffentlichte Autoren durch Kindle Direct Publishing eine Leserschaft gefunden haben und manche sogar vom Schreiben leben können. Dazu gehört allen voran Poppy J. Anderson, die erste deutsche Autorin, die sogar mehr als 1 Mio Bücher verkauft hat.
Wo hat Amazon bei Kindle Nachholbedarf?
Unsere Mission ist es, jedes jemals gedruckte Buch digital verfügbar zu machen. Das haben wir bisher noch nicht geschafft, aber wir arbeiten daran… (lacht).
Amazon hat hierzulande sowohl den digitalen Buchmarkt als auch den digitalen Hörbuchmarkt maßgeblich geprägt. Was ist aus Ihrer Sicht die größte Errungenschaft?
Als wir vor fünf Jahren mit dem Kindle Store in Deutschland gestartet sind, war das E-Book eine Revolution und Herausforderung für die gesamte Buchbranche. Zu unseren größten Errungenschaften gehört, dass der Kindle viel mehr ist als ein E-Reader. Kindle ist ein Service, mit dem Leser völlig flexibel und sehr einfach ihre Bücher auf allen gängigen Endgeräten nutzen können – vom iPhone bis zum Android Tablet. 
Anders als in den USA gelingt es dem E-Book hierzulande nicht, mit gleichem Tempo Marktanteile zu erobern. Wo sehen Sie die Ursachen?
Wir sind mit der Entwicklung unserer digitalen Buchverkäufe hier in Deutschland sehr zufrieden und sehen seit unserem Start vor fünf Jahren ein kontinuierliches Wachstum.
Welchen Ratschlag geben Sie Verlagen für die kommenden fünf Jahre E-Book-Markt mit auf den Weg?
Wie alle Medien steht das Lesen heute im zeitlichen Wettbewerb mit anderen digitalen Angeboten wie Videos, Games und sozialen Netzwerken. Damit das E-Book seine positive Entwicklung fortführen wird und sich im digitalen Wettbewerb weiterhin behaupten kann, ist es aus unserer Sicht notwendig, bei der Preisfindung für E-Books auch die niedrigen Kosten für Druck, Logistik, Distribution und Lagerung zu berücksichtigen. Wie man am Erfolg der KDP-Titel im Kindle Shop sehen kann, führen günstige Preise zu mehr Lesern und mehr Umsatz. Sowohl für die Verlage als auch die Autoren. Schon seit ein paar Jahren liegt der jährliche Anteil von KDP-Titeln an den Top 100-Bestsellern oftmals bei mehr als 50%. Ansonsten möchten wir gerne weiterhin sehr eng mit Verlagen daran arbeiten, Bücher, die bisher nur im Printformat verfügbar sind, auch digital anzubieten. Insbesondere im Kinderbuch- und Fachbuchbereich gibt es hier noch erhebliche Potenziale, die es gemeinsam zu heben gilt.
Wie binden Sie Mediennutzer von morgen – die sich eher für Games und Video interessieren – ans Lesen und an den Kindle?
Es ist richtig, dass Lesen in der heutigen Zeit mit mehr Freizeitaktivitäten konkurriert als noch vor 10 oder 5 Jahren. Daher ist es wichtig, dass wir Kunden ein möglichst großes Sortiment zu attraktiven Preisen anbieten können. Unsere saisonalen Aktionen, die diversen Buch-Promotions sowie unsere Abo-Modelle Kindle Unlimited und Kindle Unlimited Freetime leisten einen großen Beitrag dazu, dass Kunden immer passenden Lesestoff parat haben. Mittels ständiger Innovationen arbeiten wir daran, das Lese- und Nutzungserlebnis unserer Kindle Geräte zu verbessern und noch mehr Menschen vom digitalen Lesen zu überzeugen. Gerade der neue E-Reader Kindle Oasis zeigt, dass noch immer große Entwicklungssprünge möglich sind. Aber nicht nur das Lesegerät selbst muss ein optimales Erlebnis bieten, auch Features wie Whispersync for Voice, WordWise oder X-Ray machen das Lesen auf dem Kindle so attraktiv.   
In keinem anderen Markt der Welt ist der E-Book-Wettbewerb für Sie so scharf wie hierzulande. Wie verhindern Sie, weiter Marktanteile an Tolino zu verlieren?
Unser Handeln orientiert sich immer am Kunden, nicht am Wettbewerb. Kindle hat in Deutschland eine riesige und kontinuierlich wachsende Fangemeinde und Leserschaft.  Wir bieten mit aktuell vier Kindle-Modellen und unzähligen Dienstleistungen für jeden Anspruch die passenden Angebote.
Sie haben gerade, wie schon angesprochen, einen sehr teuren Reader präsentiert. Kompensiert der hohe Preis die sinkende Nachfrage?
Nein. Der Kindle Oasis dokumentiert klar unseren Wunsch und unsere Verpflichtung, unseren Kunden das bestmögliche Leseerlebnis zu ermöglichen. Dünn wie nie, leicht wie nie, hell wie nie – der Kindle Oasis setzt neue Maßstäbe; die ersten Reaktionen sind außergewöhnlich positiv.
Welche Zielgruppe avisieren Sie damit?
Der Kindle Oasis richtet sich an alle, die die bestmögliche Leseerfahrung auf einem Kindle machen wollen. Sein Design unterscheidet sich signifikant von jedem anderen Lesegerät, gleichzeitig bietet er die längste Akkulaufzeit – insofern dürfte der Kindle Oasis vor allem für anspruchsvolle Vielleser interessant sein. 
Wenn Kindle aktuell day one ist, in Anlehnung an Jeff Bezos, was passiert am zweiten Tag?
In den letzten fünf Jahren hat sich das digitale Lesen enorm weiterentwickelt. Wir werden mit hoher Leidenschaft und viel Engagement daran arbeiten, auch künftig Leser für unsere innovativen Produkte und Angebote zu begeistern.

Foto: Amazon, Montage buchreport.de

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