Ein Teil der von Bastei Lübbe ausgewiesenen Gewinne entstehe aus „fragwürdigen Deals und kreativer Bilanzierung“, resümiert die aktuelle Ausgabe der „WirtschaftsWoche“ (29/2016). Analysiert wird der Geschäftsbericht und die dort aufgeführten Anteilsverschiebungen bei den Beteiligungen des Spielentwicklers Daedalic und der E-Book-Plattform Oolipo. Resümee: Das Unternehmen ziehe ein „hochgeschriebenes Vermögen“ durch seine Bilanz.
Im Kern geht es bei den kritisierten „bilanziellen Kunstgriffen“ darum, dass die britische Gesellschaft Blue Sky Tech Ventures Anteile von Daedalic und Oolipo für Kaufpreise übernommen hat, die deutlich oberhalb der Einstandspreise liegen, die Bastei Lübbe bezahlt hat. Als „netter Nebeneffekt“ seien auch die Bastei Lübbe-Anteile in der Bilanz höher bewertet worden.
Damit sei die „Börsengeschichte“ von Bastei Lübbe „am Laufen“ und die Kurse von Aktie und Anleihe stabil gehalten worden. Als „ungewöhnlich“ charakterisiert „WiWo“-Autor Georg Buschmann auch, dass Blue Sky den vollen Kaufpreis für Oolipo noch nicht überwiesen hat. Als zentrale Akteure des „Gewinne Aufhübschens“ bezeichnet die Zeitschrift Blue-Sky-Eigentümer Andrew Robertson Irvine sowie Aufsichtsrat Michael Nelles.
Im Zuge der Veröffentlichung ist der Börsenkurs von Bastei Lübbe deutlich abgesackt; zur Kursentwicklung siehe hier.
Die Bastei Lübbe-Vorstände Thomas Schierack und Klaus Kluge beschreiben die Vorwürfe, mit Bilanzierungstricks und geschönten Zahlen zu arbeiten, als „substanzlos“. Im Wortlaut:
„1. Sämtliche vorgenommene Bilanzierungsmaßnahmen sind durch die internationalen Bilanzierungsvorschriften IFRS verbindlich vorgeschrieben und werden darüber hinaus kontinuierlich von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG geprüft und testiert.
2. Die in den Geschäftsberichten erläuterte und auf den Hauptversammlungen von unseren Aktionären beschlossene Wachstumsstrategie erfordert die gezielte Ansprache von Investoren und damit unter anderem auch die Veräußerung von Geschäftsanteilen.
3. Im Rahmen der Investorenansprache gab und gibt es keine Interessenskonflikte innerhalb der Organe der Bastei Lübbe AG, namentlich in der Person einzelner Aufsichtsratsmitglieder.
4. Die Bastei Lübbe AG sieht sich durch die in diesem und im zurückliegenden Geschäftsjahr getätigten Zukäufe und Investitionen in den Segmenten Print und Digital optimal für die Zukunft aufgestellt.“
Ja, der besagte Prof. Dr. Nelles, immer noch mit fragwürdigen Methoden und fehlender Diskretion unterwegs. Bezeichnet sich als M&A Berater und verlangt astronomische Provisionssummen, die weit jenseits des Seriösen liegen. Seine Diskretion lässt zu wünschen übrig und obendrein ist er eine ausgesprochen prahlerische Persönlichkeit mit seiner Sammlung von 10 Ferraris. Ist man Kunde bei Conpair, wird der Verkaufspreis einem breiten Publikum in Deutschland bekannt, und als Kunde wird man mit Details jeder anderen Transaktion versorgt. Ich bin erleichtert (sehr erleichtert), meine Transaktion nicht mit Nelles durchzuführen. Und ein Blick auf seine früheren Aktivitäten hier bestätigt nur das Gesamtbild.