Mit Buchsuite ist ein Online-Shop- und Redaktionssystem an den Start gegangen, das Webseiten speziell für Unternehmen der Buchbranche erstellt. Der Buchhändler René Kohl hat mit drei Geschäftspartnern aus Marketing, Webentwicklung und Grafik das Konzept entwickelt und umgesetzt, das sich von den White-Label-Angeboten der Wettbewerber absetzen will. Im Interview mit buchreport.de erklärt er, was Buchsuite auszeichnet.
Es gibt zahlreiche White-Label-Angebote auf dem Markt. Warum braucht es ein neues?
Zunächst: Buchsuite ist kein White-Label-Angebot wie etwa Libri.Shopline oder ECS von KNV. Wir versprechen daher auch nicht, mit wenigen Mausclicks einen individuellen Webshop zu ermöglichen. Wir meinen, dass es häufig etwas komplexer ist, eine Webseite mit einem Shop einzurichten, und finden mit unseren Kunden eine eigene Balance aus Standardtools und Individualisierung. Dazu analysieren wir mit unseren Partnern zunächst in einem Workshop, was sie mit ihrem Webauftritt vorhaben – und entwickeln daraus gemeinsam die passende Lösung. Unsere selbstgestellte Aufgabe in diesem Prozess lautet: Was kann standardisiert werden, weil es jeder braucht, und was muss individuell bleiben, weil jeder Verlag, jede Buchhandlung anders ist? Da wir uns auf die Buchbranche konzentrieren, kristallisieren sich mit der Zeit einige Elemente heraus, die alle unserer Kunden nutzen – etwa um Titel zu präsentieren–, einige Bausteine brauchen vielleicht eher Verlage – etwa eine eigene Autorendarstellungen. Manche Module und Funktionen können alle einsetzen, die Veranstaltungen machen – das können Verlage oder Buchhandlungen sein. News produzieren eigentlich alle, sie wissen es nur manchmal noch nicht. Wir liefern für unsere Partner dann die Technik und Organisation, mit der sie ihren Auftritt jeweils individuell bespielen können. Und wann immer wir die Chance sehen, aus einer guten Idee ein Standard-Modul zu entwickeln, legen wir es entsprechend an – es wird dann möglicherweise auch den anderen Webseiten zugute kommen.
Was macht Buchsuite besser?
Vielleicht haben wir, auch durch unsere lange Berufserfahrung, mittlerweile einen anderen, tieferen Ansatz als andere Anbieter. Nach unserem Verständnis braucht es für die Website eines Verlages oder einer Buchhandlung bzw. für deren ganzes digitales Erscheinungsbild eine eingehende Kenntnis der Ziele und Möglichkeiten. Jeder Verlag, jede Buchhandlung ist anders, denkt anders, arbeitet anders. Wir verwenden einen nicht unerheblichen Teil der Arbeit darauf zu verstehen, wie die Unternehmen ticken, bevor wir uns an die Konzeption machen. Die Frage der Ressourcen – und das meint nicht nur Geld, sondern auch Datenquellen, Einsatz, Zeit – ist entscheidend für den Erfolg unserer Arbeit. So gehört, um ein Beispiel zu geben, die Frage der geeigneten Metadatenquellen und die vorbereitende Pflege oft zu unseren ersten Aufgaben, wenn wir mit der Arbeit beginnen. Hier ist übrigens, und mit einigem Mehrwert, oft schon ziemlich viel für unsere Kunden herauszuholen. Spannend ist auch die Ressource Zeit: Wie pflegt sich das ganze? Dazu ist es hilfreich, die Arbeitsabläufe in den betroffenen Abteilungen besser zu kennen, um die Webseitenpflege dort miteinzubauen. Wie synchronisiert man etwa die Startseitenpflege, den Facebook-Auftritt und den Newsletter so miteinander, dass nicht alles dreimal angefasst werden muss? Ein Timetable nicht nur für die Entwicklung eines Webauftrittes, sondern vor allem für den laufenden Betrieb, gehört auf jeden Fall zu unserer Konzeption dazu. Und wir fragen dezidiert nach den Zielen eines Webauftrittes: Mancher will mehr Umsatz, andere mehr Reichweite, dritte wollen ihren Autoren gefallen, vierte wollen neue Autoren anlocken, andere wollen ihre Lebendigkeit in Szene setzen, wieder andere zielen auf Multiplikatoren ab. All dies muss erfragt, gewichtet, umgesetzt und messbar gemacht werden.
Welche Zielgruppe haben Sie vor Augen?
Wir haben zunächst drei Zielgruppen im Auge, für die wir Bedarf auf dem Markt sehen: Verlage, spezialisierte Buchhandlungen und Buchhandlungen mit starkem Veranstaltungssegment. Wir glauben, dass es für eine feine Buchhandlung sehr sinnvoll sein kann, genau mit ihrem Sortiment, ihrer Auswahl, ihren Lesungen und Nachrichten zu punkten.
White Label-Shops sollen aus Buchhändlersicht wenig kosten und wenig Aufwand erfordern. Erfüllen Sie dies?
Wir meinen, billig sein und keinen Aufwand haben bringt auch wenig – das ist nicht unser Ansatz. Wir suchen Verlage, die verstehen, dass eine Webseite mehr ist als ein Online-Gesamtverzeichnis, und Buchhandlungen, die auch bereit sind, für einen Printkatalog Geld auszugeben – weil sie wissen, dass dies ihrem Image oder auch ihrem Umsatz gut tut. Dabei müssen natürlich Aufwand und Ertrag in einem vernünftigen Verhältnis stehen. Unser Ansatz wäre eher: Wie holen wir aus einem gegebenen Etat das meiste heraus, statt zu fragen, wie komme ich mit Minimalaufwand zu irgendetwas.
Was gilt es aus der Pleite von Buchhandel.de zu lernen?
Buchhandel.de hat sich selbst ja als Zweitshop angeboten. Dafür gab es offenbar keinen ausreichend großen Markt. Als gemeinsame Plattform wiederum blieb Buchhandel.de zu unspezifisch – es hat sich ja keine Buchhandel.de-Community hergestellt. Wir könnten uns für Buchsuite vorstellen, die Zusammenarbeit ausgewählter Buchhändlerinnen und Buchhändler herzustellen oder zu unterstützen. Buchhandelskooperationen, wie sie etwa 5plus entwickelt hat, könnte man online sicherlich auch sehr nett darstellen.
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