Klaus-Peter Wolf ist Stammgast auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Sein aktueller Roman „Ostfriesenfluch“ sprang aus dem Stand auf den Spitzenplatz der SPIEGEL-ONLINE-Bestenliste für Taschenbücher. Seine Romane entstehen allerdings nicht an seinem Schreibtisch in seinem Zuhause in Ostfriesland, dort verfasst er eher seine Steuererklärung. buchreport hat er einen Einblick in seinen schriftstellerischen Alltag gegeben (buchreport.magazin 6/2014):
„Ich muss meine Texte ausprobieren. Schon beim Schreiben stelle ich mir vor, wie die Menschen reagieren werden. Mit Erschrecken. Mit erleichterndem Lachen. Oder werden sie nachdenklich werden?
Ich liebe es, auf langen Lesereisen zu meinen Fans unterwegs zu sein. Im letzten Jahr habe ich 271 Nächte in Hotels verbracht, und damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich liebe mein Zuhause in Ostfriesland. Meinen Strandkorb im Garten und die Sonnenterrasse, aber ich habe auf mehr als 7000 öffentlichen Veranstaltungen mein Publikum kennengelernt, da entsteht geradezu eine Komplizenschaft.
Ja, ich habe ein ‚erlesenes Publikumʻ. Das ist auch wie eine Droge, ständig unterwegs, immer auf dem Sprung. Das Leben einer Rampensau. Manche Rockstars kommen sich verdammt spießig vor, wenn sie sehen, wie es bei mir abgeht.
So kommt es, dass ich – immer auf Achse – im Grunde nie an meinem Schreibtisch sitze, außer vielleicht, um die Steuererklärung zu machen.
Meine Literatur entsteht in Intercity-Zügen, wenn die Landschaft an mir vorbeifliegt und ich die Ruhe in mir selbst suche. Ich genieße das Schreiben in vollen Zügen.
Wie oft habe ich schon den richtigen Bahnhof verpasst, weil mich die Geschichte fesselte und ich nicht auf die Uhr sah oder den Durchsagen lauschte, sondern einen Mörder jagte …
Ich schreibe noch immer alles mit einem Füller in ein Heft. Natürlich mit schwarzer Tinte und mörderisch spitzer Feder.
Seit 30 Jahren habe ich eine Sekretärin, Annette Liebrenz, die von sich behauptet, sie sei unkündbar, weil niemand sonst diese Sauklaue lesen könne.
Mag sein, sie hat recht damit, aber sie ist ja so viel mehr als eine Schreibkraft. Sie ist auch erste Kritikerin und außerdem organisiert sie für den Schriftsteller, der ständig unterwegs ist, die Alltagskorrespondenz.
Es geht unter Kollegen die Mähr, wenn ihm nichts mehr einfällt, setzt er sich in einen Zug und hört den Leuten zu. Stimmt nur zum Teil. Ich schreibe auch in Hotelzimmern mit Blümchentapete. Meist sitze ich dann im Bett, denn auf dem Schreibtisch steht oft ein viel zu großes Fernsehgerät. Dann klemme ich mir ein Kissen in den Rücken, haue mich aufs Bett und versinke ganz im Text.
Natürlich schreibe ich auch in Cafés. Zum Beispiel in der ältesten ostfriesischen Stadt in Norden im Café ten Cate oder bevor meine Veranstaltungen beginnen in Bibliotheken oder Buchhandlungen.
Die meisten meiner 54 Morde habe ich allerdings auf dem Streckennetz der Bundesbahn begangen und die meisten Mörder habe ich auch dort erwischt …
Von meinem Roman ‚Ostfriesenfeuerʻ sind mehr als zwei Drittel auf der Schiene entstanden.
Jetzt bin ich wieder unterwegs, lese aus dem Buch vor und schreibe an ‚Ostfriesenwutʻ, während die Räder unter mir den Rhythmus vorgeben.“
Klaus-Peter Wolf
wurde am 12.1.1954 geboren und lebt als freier Schriftsteller und Drehbuchautor in Norden (Ostfriesland). Wolf ist ein unermüdlicher Geschichtenerzähler, deren Inhalte regelmäßig auch auf eigenen Erlebnissen basieren. So schrieb er mit Arbeitern, deren Firma geschlossen werden sollte, ein Theaterstück, das den Kampf um die Arbeitsplätze unterstützen sollte. Die Arbeiter spielten sich bei den ausverkauften Ruhrfestspielen 1977 selbst. Er lebte mit einer kriminellen Jugendbande zusammen, woraus der Roman „Dosenbier und Frikadellen“ entstand. Er gründete eine Initiative zur Unterstützung kurdischer Asylbewerber und schrieb den Roman „Die Abschiebung oder Wer tötete Mahmut Perver?“ (verfilmt im ZDF).
Für sein Drehbuch zum Fernsehfilm „Svens Geheimnis“ erhielt er 1996 den Rocky Award for best made TV-movies (Kanada) und den Erich-Kästner-Preis (Berlin-Babelsberg) sowie 1998 den Magnolia Award Shanghai für das beste internationale Drehbuch. Den Anne-Frank-Preis erhielt er 1985 für das Buch und den Film „Die Abschiebung“ (Amsterdam). Seine Bücher wurden in 24 Sprachen übersetzt und über 9 Mio Mal verkauft. Zusammen mit seiner Frau Bettina Göschl und seiner Tochter Maxi produziert er CDs für Kinder, die im Jumbo-Verlag erscheinen. Für das Fernsehen hat er zahlreiche Psychothriller und Kriminalfilme geschrieben, u.a. für die Serien „Tatort“ und „Polizeiruf 110“.
Seine Ostfriesenkrimis mit Ermittlerin Ann Kathrin Klaasen (bei Fischer) sind regelmäßig auf den vorderen Plätzen der SPIEGEL-Bestsellerliste zu finden. Der aktuelle Titel „Ostfriesentod“ belegte auf Anhieb den Spitzenplatz.
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