Die digitale Transformation ist eine große Herausforderung für ein Medienunternehmen. Welche Rolle spielen Personaler dabei? Welche Management-Qualitäten sind gefragt? Was lehren Startups? Ein Interview mit Christine Zwinger, Personalleiterin UB Fachinformation (SWMH Services).
Christine Zwinger war zwischen 2002 und 2007 Assistentin der Geschäftsführung mehrerer Unternehmen. 2008 bis 2010 leitete sie das Personalmanagement bei der Agentes AG (IT-Dienstleister für die Finanzbranche). 2010 bis Juli 2016 war sie Personalleiterin bei der IDG Communications Media. Aktuell leitet sie das Personalwesen der UB Fachinformationen bei der Südwestdeutsche Medienholding / SWMH Services GmbH.
Beim HR Future Day der Akademie der Deutschen Medien am 17. März 2017 hält Christine Zwinger eine Keynote zum Thema „Digitale Herausforderungen und HR in Medienhäusern“. Veranstaltungspartner ist Bommersheim Consulting; die Personalberatung ist auch Partner des HR-Channel von buchreport.
Was ist entscheidend dabei, als Personaler ein Unternehmen bei der digitalen Transformation zu unterstützen?
Christine Zwinger: Wir Personaler müssen unsere Aufgabe als „Enabler“, als Coach wahrnehmen. Wir müssen Führungskräfte bei der Entwicklung ihrer Führungs-Kompetenz unterstützen. Deren Hauptaufgabe ist es ja, die Vision des Unternehmens herunterzubrechen und umzusetzen, das geht aber nur, wenn sie es schaffen, ihre Mannschaft auf das Ziel einzuschwören.
Die – in Medienunternehmen oftmals lang gedienten – Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen wir bei der Entwicklung ihrer fachlichen und persönlichen Kompetenzen, die für diese Reise erforderlich sind, unterstützen. Wir müssen aber auch die Ängste, die die digitale Transformation vielleicht beim einen oder anderen auslöst, ernst nehmen und bewältigen helfen.
Was sind Ihre wesentlichen Erkenntnisse aus ihrer Zeit bei IDG?
Als IT-Medienhaus war IDG sehr früh mit den für Verlage negativen Auswirkungen der Digitalisierung konfrontiert: Abwanderung der Leser ins Internet, Rückgang des Abonnenten- und Anzeigenmarkts, etc.. In solch schwierigen Situationen darf man den Mut und die Zuversicht nicht verlieren. IDG hat sich nie auf dem Erreichten ausgeruht und ist immer auf der Suche nach neuen Geschäftsideen. Pat McGoverns Leitsatz „The best is yet to come“ bringt diesen positiven Blick in die Zukunft sehr schön auf den Punkt. Ergänzt wird diese konsequente Orientierung nach vorne durch die unternehmensweite Experimentierfreude, die als „Let’s try!“ in den „corporate values“ fest verankert ist.
Welche Management-Qualitäten sind in der digitalen Transformation von Medienhäusern zentral?
Menschen für etwas zu begeistern, Vertrauen in die Stärken des Einzelnen und des Teams sowie Freiräume für Kreativität zu schaffen, zählen für mich zu den wichtigsten Management-Qualitäten. Ganz im Sinne von Antoine de Saint-Exupéry, der den so schönen wie wahren Satz gesagt hat: „Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“
Was können traditionelle Medienhäuser von Startups lernen?
Von Startups können wir die Fokussierung auf eine Vision lernen. Gegenüber traditionellen Unternehmen haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Startups eine sehr klare Vision davon, welches Produkt, welche Dienstleistung sie für welche Zielgruppe in welcher Form liefern wollen. Das Handeln aller Beteiligten ist konsequent auf die Umsetzung dieser Vision ausgerichtet. Das macht die Organisation in Summe agiler und schneller, da Fehlentwicklungen früher erkannt werden und man sich schneller neuen oder geänderten Rahmenbedingungen anpassen kann.
In traditionellen (Medien-) Unternehmen, divergieren die Ziele der handelnden Personen oftmals: Die Geschäftsführung will Profit machen, Sales will Umsatz machen und ein Redakteur will einen gut recherchierten Artikel schreiben. Aber wie passt da der Leser ins Bild?
Wah, Enabler! Donnerwetter!