Während die Ausbildungszahlen im Buchhandel in der Summe stabil bleiben, wird das Netz staatlicher Berufsschulklassen immer dünner: Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen (NRW) fällt jetzt der nächste Standort weg.
Wie die Börsenvereins-Regionalgeschäftsstelle NRW mitteilt, wird es künftig keine Unterstufe mehr im Joseph-Dumont-Berufskolleg in Köln mehr geben. Die Bezirksregierung Köln habe bestätigt, dass die Klasse zum 1.8.2017 geschlossen werden soll.
Regionaldirektorin Gabriele Schink zeigt sich „entsetzt“ über diese Entscheidung: Die Einstellung der Unterstufe reiße ein „Loch in die Ausbildungslandschaft im Buchhandel in NRW“. Die Zahl der Berufsschulklassen in NRW sinkt seit Jahren. Zuletzt war im Jahr 2016 beschlossen worden, am Standort in Dortmund (Karl-Schiller-Berufskolleg) keine weiteren Buchhandelsklassen mehr einzurichten. Er stand – wie auch das jetzt betroffene Joseph-Dumont-Berufskolleg – bereits seit Längerem wegen zu geringer Schülerzahlen auf der Kippe.
Die staatlichen Klassen spüren, dass die meisten Filialisten den Mediacampus Frankfurt zur Beschulung nutzen, der vom Börsenverein betrieben wird. Mit Düsseldorf (Berufskolleg Bachstraße) gibt es – infolge der Kölner Schließung – perspektivisch nur noch einen buchhändlerischen Schulstandort in NRW, an dem jetzt wohl auch die bereits länger diskutierte Landesfachklasse eingerichtet werden dürfte.
Der Rückgang der Ausbildungszahlen sei der Auslöser für die weitere Schließung, allerdings auch ihre Folge, argumentiert die Regionalgeschäftsstelle: „Wenn in einer Region keine Schule mehr zu erreichen ist, bilden auch die engagierten Häuser dort nicht mehr aus – so erlebt im Raum Bielefeld und Münster – ein Kreislauf also, der qualifizierten Nachwuchs für die Buchbranche reduziert.“
Weitere Artikel zum Thema Ausbildung:
- Mehr Wege in den Buchhandel
- Ausbildungsschwund in NRW (Premium-Artikel, 3. August 2016)
- Verein Junge Verlagsmenschen zur Ausbildungssituation in Verlagen
Die kommende Schließung dieser Fachklasse für Buchhändler in Köln ist
bedauerlich und wahrscheinlich nicht mehr aufzuhalten.
Die gesamte Buchbranche ist ja seit einiger Zeit in einem großen Umbruch.
Nur muss man sich schon da fragen, wo der Nachwuchs dann effektiv im
Bundesland Nordrhein-Westfalen ausgebildet werden soll.
Das Einsparen zeigt sich immer erst im Nachhinein negativ.
Man kann jetzt nur in diesem Fall an die Verantwortlichen dahingehend
appellieren, sich über die Fachklasse in Köln noch einmal Gedanken zu
machen.