Es klingt nicht nach Pflicht, sondern nach Liebe. „Buchhandlungen sind für mich wie Pralinenläden – ein Ort der Verführung“, kommt Ulrike Sosnitza ins Schwärmen, wenn sie vom Sortiment erzählt. Der persönliche Draht zum Kunden, die individuelle und ernst gemeinte Empfehlung sowie der Wohlfühlfaktor samt Kaffee zum Buch – all das schätzen die Autoren besonders, die bei der Woche unabhängiger Buchhandlungen selbst in die Rolle des Händlers geschlüpft sind.
buchreport hat bei ihnen nachgefragt, was sie an den Indie-Buchhandlungen schätzen und wie sie deren Zukunft sehen. Das Team der Buchbox am Helmholtzplatz (Berlin-Prenzlauer Berg) hatte gleich doppelte Autoren-Unterstützung aus der Nachbarschaft: Teil 3 der „Erlebnisraum Buchhandel“-Serie mit Bärbel Stolz und Oliver Bottini und der Frage, was Buchhandlungen zu Orten macht, an denen man ganze Tage verbringen möchte.
Bärbel Stolz
geboren 1977, ist Schauspielerin und eine in Berlin lebende Schwäbin. Bekannt wurde sie mit ihrer Figur der „Prenzlschwäbin“, mit der sie sich – zunächst im Internet –an schwäbischen und großstädtischen Vorurteilen abarbeitet. Die Buchform „Isch des bio?“ ist bei Goldmann erschienen und erreichte Rang 14 der Bestsellerliste Paperback Sachbuch.
Worin liegt der Charme des unabhängigen Buchhandels?
Die Buchhandlungen sind individuell, spiegeln die Mitarbeiter und das Publikum ringsherum. Man kann sich inspirieren lassen, neues entdecken und spürt die Liebe zu Büchern und die Leidenschaft am Lesen.
Wie groß sind Ihre Sorgen um seinen Fortbestand?
Groß. Er verschwindet mehr und mehr. Scheinbar unaufhaltsam…
Was ist zu tun – außerhalb einer solchen Aktionswoche?
Die Buchbox am Helmi macht es toll. Viele Aktionen, Lesungen, Buchvorstellungen, Kinder dürfen Bücher ansehen und Rezensionen schreiben. Die Buchhändler empfehlenpersönlich ihre Lieblingsbücher, der Laden ist so liebevoll gestaltet und mittlerweile mit Café-Anbindung, sodass man ganze Tage dort verbringen möchte.
Oliver Bottini
ist vor allem bekannt als Krimiautor. Der 1965 geborene Bottini lebt in Berlin und erhielt für seine Romane diverse Preise, darunter viermal den Deutschen Krimi Preis. Bei DuMont erscheinen seine Kriminalromane um die Freiburger Kommissarin Louise Bonì.
Worin liegt der Charme des unabhängigen Buchhandels?
Individuelle Sortimente, Beratung durch leidenschaftliche Leser, Belebung der Kieze oder Innenstädte, persönlicher Kontakt, Empfehlungen, die über den Mainstream hinausgehen – die Liste ist lang, der Charme groß.
Wie groß sind Ihre Sorgen um seinen Fortbestand?
Eingeführte Buchhandlungen werden bleiben, viele andere werden Probleme bekommen. Die Sorgen sind also groß. Aber verloren ist der Kampf noch nicht…
Was ist zu tun – außerhalb einer solchen Aktionswoche?
Herausstellen, was Bücher können, was sie mit uns Menschen machen, dass sie für die Sprachkompetenz unerlässlich sind, immer auch zur Refexion dienen, zum Erkennen von sich selbst. Aber bloß keine seltsamen Slogans wie „Vorsicht Buch!“ oder „Jetzt ein Buch“ erfinden. Bücher sind unsere Inseln in der digitalen Flut, im Sturm der inhaltsleeren Kommunikation. Natürlich muss man sich auch gute Aktionen einfallen lassen, um Kunden zu binden und neue zu interessieren. Vor allem sind natürlich die Eltern gefragt: Kinder sollten vorgelesen bekommen und lesen dürfen. Denn die Probleme, die der unabhängige Buchhandel hat, sind gesamtgesellschaftliche Probleme. Bildung und Kultur verlieren immer mehr an Bedeutung.
Erlebnisraum Buchhandel
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