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Ziel von »Babylon Berlin« ist keine Eins-zu-eins-Adaption

Die teuerste deutsche Fernsehproduktion „Babylon Berlin“ läuft derzeit beim Pay-TV-Sender Sky. Drehbuchautor und Regisseur Hendrik Handloegten gibt Auskunft über die Adaption der Buchvorlage.

Hendrik Handloegten: Zusammen mit Tom Tykwer und Achim von Borries ist Handloegten für das Drehbuch und die Regie von „Babylon Berlin“ verantwortlich. Die auf der „Gereon Rath“-Krimireihe (KiWi) von Volker Kutscher basierende TV-Serie wird derzeit auf dem Pay-TV-Sender Sky ausgestrahlt, Ende 2018 ist sie auch im Ersten zu sehen. (Foto: API/Daniel Hinz)

Wie viel vom Roman „Der nasse Fisch“ steckt in „Babylon Berlin“?

In der Regel wird bei einer literarischen Vorlage ein Kondensat des Romans destilliert. „Babylon Berlin“ ist allerdings ein Sonderfall. Während die Buchvorlage von Volker Kutscher 540 Seiten umfasst, war unser Drehbuch für 16 Folgen 800 Seiten dick. Diese Besonderheit – nicht nur dramaturgisch, sondern auch quantitativ etwas dazuzuerfinden – ist auf den Seriencharakter der Verfilmung zurückzuführen. Wir haben die gesamte Handlung des Romans übernommen und darüber hinaus Figuren und Handlungsstränge erfunden oder unterstrichen.

Kann man da dem Kern der Geschichte noch treu bleiben?

Bei der Adaption eines literarischen Stoffes geht es nicht darum, dass alles eins zu eins abgebildet wird, sondern darum, mit den Mitteln des Films den Eindruck, den der Autor in seinem Roman geschaffen hat, wiederzugeben. Die Leser der Romane von Volker Kutscher fasziniert nicht unbedingt die Handlung des Krimis, sondern die Art und Weise, wie der Autor es schafft, seine Figuren durch das Berlin der 20er-Jahre zu schicken. Diese Wirkung wollen wir vermitteln.

Hatte Kutscher ein Mitspracherecht?

Volker Kutscher hat sich sehr für das Drehbuch interessiert, aber auf der anderen Seite auch eine unglaubliche Gelassenheit an den Tag gelegt und uns vertraut. Man hat als Drehbuchautor ja auch überhaupt kein Interesse daran, einen Roman zu adaptieren, um ihn dann in die Unkenntlichkeit zu schicken. Was man attraktiv an der Vorlage findet, will man transportieren. Viele Autoren verstehen, dass es etwas völlig Unterschiedliches ist, einen Roman zu schreiben und ein Drehbuch zu schreiben.

Wie muss man sich die Arbeit am Drehbuch ganz konkret vorstellen?

Man nimmt die Romanvorlage in einzelne, einfache Handlungsschritte auseinander. Diese Handlungsschritte werden dann zu einem Handlungsgerüst zusammengefasst. Hier tun sich in der Regel Fragen oder Lücken auf. Denn im Roman kann man den Leser ganz anders leiten und es fällt zum Beispiel nicht auf, wenn gewisse Dinge logisch nicht sein können. Beim Film ist das gnadenloser, da fragt sich der Zuschauer sofort: Warum ist der Darsteller in dieser Szene hier und in der nächsten an einem vollkommen anderen Ort? Die Antwort des Drehbuchschreibers sind häufig neue Szenen. Hat er diese entwickelt, kann er die einzelnen Handlungsstränge anschließend im Detail schreiben.

Eine ausführliche Langversion des Interviews mit Hendrik Handloegten ist im buchreport.spezial Video erschienen, das für Abonnenten von buchreport.digital im E-Paper-Archiv zur Verfügung steht. Die gedruckte Ausgabe können Sie hier bestellen.

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