Die stationären Buchhandlungen haben 2017 zunehmend die zweite Erosionswelle des E-Commerce gespürt. Die erste hatte in den Nullerjahren kräftig an den Umsätzen genagt, als Bücher die Pionierbranche des Online-Shoppings und Basis des Amazon-Aufstiegs waren. Jetzt folgt als zweite Herausforderung ein Effekt, der gar nicht buchhandelsspezifisch ist: In den Einkaufsstraßen und Shopping-Centern sind insgesamt weniger Kunden unterwegs und damit auch weniger potenzielle Buchkäufer.
Weil der Online-Einkauf mittlerweile in allen Einzelhandelsbranchen kräftig zulegt, verlieren auch die Nachbargeschäfte des Buchhandels Umsätze und Kundenzulauf, namentlich der Textil- und Schuhhandel als prägende Branchen des stationären Einzelhandels. Die Verbindung von „Einkaufen“ und „Innenstadt“ wird zunehmend brüchig, die seit Längerem kursierenden Prognosen zum Ladensterben werden greifbarer.
Buchhändler versuchen einerseits, am Online-Boom teilzuhaben, zumindest die großen Filialisten melden für ihre Shops spürbare Zuwächse. Es wird andererseits auch weiter an der Aufenthaltsqualität der stationären Läden, an Gastronomiekonzepten und Veranstaltungsprogrammen gefeilt, um Buchhandlungen als „Dritten Ort“ zu etablieren und als Anziehungspunkt jenseits von Zielkäufen.
Aber sosehr sich jeder Händler um Attraktivität bemüht: Das beste Konzept für ein Einkaufserlebnis nützt wenig, wenn die Nachbarläden schwächeln. Die anderen Händler, die Städte und die Vermieter müssen mitziehen.
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