„Schweizer kaufen weniger Bücher“. Die „NZZ am Sonntag“ greift auf 3 Seiten das große Branchenthema auf und fragt: Wie kommt das? Am Preis könne es nicht liegen. „Bücher sind günstiger denn je. Ein Hauptgang im Restaurant kostet mehr als ein Buch. Und ein Buch hält länger, man kann von ihm noch Tage oder Jahre zehren. Aber vielleicht liegt genau hier der springende Punkt. Der Mehrheit der Menschen in der Schweiz mangelt es nicht an zwanzig Franken, sondern an Zeit. Ein Buch aufzuschlagen und sich darin zu vertiefen, braucht Konzentration. Beim Lesen kann man nicht parallel laufende Chats verfolgen.“
Lesen verlange Muße und Abstand von der Welt, mit der wir digital verbunden sind. Diesen Abstand zu schaffen, sei eine große Herausforderung, mitunter ein Kraftakt, wenn das Smartphone, stets in Griffweite und das Surfen auf Facebook, Twitter und Instagram so verlockend bequem sei.
Die Zeitung verweist auf die Zahlen der Börsenvereins/GfK-Studie mit den weitläufig zitierten mehr als 6 Mio verloren gegangenen Buchkäufern. Für die Deutschschweiz gibt es keine vergleichbaren Zahlen und Dani Landolf, Geschäftsführer des Schweizer Verbands SBVV, mag dem Artikel zufolge auch nicht in das Lamento einstimmen: Es gebe weiterhin „eine bedeutende Kundschaft, die sich für Bücher interessiert und die Beratung in einer Buchhandlung schätzt.“ Landolf sehe den Umsatz- und Verkaufsrückgang deshalb nicht als dramatisch.
Man muss mit jeder Buchhandlung etwas Einzigartiges, Nicht-Klonbares auf die Beine stellen. (Jens Stocker, Bider & Tanner, Basel)
In dem Artikel werden weiterhin Strategien von Buchhandlungen vorgestellt, u.a. die Integration von Nonbooks in Themenwelten und die bewusste Abkoppelung vom Mainstream. Bider-&-Tanner-Inhaber Jens Stocker hält rückblickend sogar die Aufhebung der Buchpreisbindung als Segen, weil dies das unternehmerische Denken und die Eigeninitiative im Buchhandel gefördert habe. Man müsse, wird Stocker zitiert, mit jeder Buchhandlung „etwas Einzigartiges, Nicht-Klonbares auf die Beine stellen“.
In einem weiteren Beitrag geht es darum, dass der Druck auf den Buchhandel von anderer Seiter weiter wachsen wird. Denn der Bezug von Büchern aus Deutschland per Amazon wird für die Schweizer attraktiver. Der Online-Händler hat einen Vertrag mit der Schweizer Post abgeschlossen hat, demzufolge die Zoll-Formalitäten elektronisch und deutlich beschleunigt abgewickelt werden. Zudem werden wohl die Importkosten und Mehrwertsteuer nicht mehr separat berechnet, sondern bereits im Produktpreis eingerechnet sein (s. auch buchreport-Überblicksartikel „Die Markteroberungsstrategie von Amazon ist aufgegangen“ PLUS).
Hier geht es zu dem Artikel in der „NZZ am Sonntag“. Die „NZZ am Sonntag“ ist eine seit März 2002 in Zürich erscheinende Sonntagszeitung und wird im Verlag der „Neuen Zürcher Zeitung“ herausgegeben.
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