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Mangelnde Erfahrung, Widerstände
Die Ursachen für das problematische Verhältnis von Publikumsverlagen insbesondere mit Leser-Daten sind vielfältig. Sie reichen von mangelnder Erfahrung (zwischen Verlagen und Lesern stand lange Zeit primär der Buchhandel, Direktvertrieb selten und verpönt) über mangelnde Ressourcen (Personaleinsatz, Zuständigkeiten) bei der Auswertung bis hin zu mangelndem Zugriff (Amazon und andere große Shops sind weiterhin Black Boxes). Und dann sind da noch die Widerstände derjenigen, die sich für ihr Bauchgefühl, für jahrzehntelang geschulte Instinkte rühmen. Dass diese auch trügerisch sein können, das haben beispielsweise viele zum Onlinefach gewechselte Print-Journalisten erfahren, nach der Auswertung ernüchternder Klick-Statistiken – „Politik“ hat gegenüber „Panorama“ oft das Nachsehen, vom Kultur-Ressort ganz zu schweigen.
Wie reagiert das Lektorat?
Schwieriger wird es im Lektorat, auch wenn hier ebenfalls mit Daten bessere Entscheidungen getroffen werden können. Nutzen Leser überhaupt teure Multimedia-Anreicherungen in E-Books – oder steht dies gegenüber dem Aufwand in keinem Verhältnis? Warum springen so viele Leser bei einem bestimmten Kapitel in einem Sachbuch ab, das doch allgemeinverständlich geschrieben sein sollte? Doch spätestens bei der Hochliteratur dürfte das eine oder andere Bauchgefühl im Lektorat dafür sorgen, dass selbst bei ausgewiesenen Lesekillern keine Hand angelegt wird – zu unangenehm der Dialog mit dem vom Feuilleton verwöhnten Autor, der sich beim Verleger beschweren oder gar auf dem Sprung zum nächsten Verlag sein könnte.
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