Im „Standard“ analysiert Berater Rüdiger Wischenbart die aktuellen Entwicklungen auf dem internationalen Buchmarkt. Von den deutschsprachigen Verlagen wünscht er sich mehr Engagement und Kreativität bei der Erschließung neuer Kundengruppen.
Wischenbart, der auch als Korrespondent für buchreport tätig ist, hat in den vergangenen Jahren international viele neue Ansätze im Buchgeschäft ausgemacht: Als eines der Vorzeige-Projekte nennt er den britischen Verlag Unbound, der mit einem Crowdfunding-Modell sein Programm auf spezifische Zielgruppen „jenseits vom Mainstream-Publikum“ zuschneide. Auch Ullstein mit seiner Lese-Community „Vorablesen“ ist für Wischenbart eines der positiven Beispiele.
Auf dem deutschsprachigen Buchmarkt sieht er allerdings – trotz des heilsamen Schocks durch 6 Mio verlorene Buchkäufer – zuwenig Aktivitäten, um dem Schrumpfungsprozess bei den Lesern und der Konkurrenz durch andere Medien entgegenzutreten: „Neue Kundengruppen wurden kaum angepeilt. Wo blieben die tollen Angebote aus Verlagen seit 2015, die den Spracherwerb von Migranten unterstützen? Oder: Wo finden Zeitgenossen abseits des deutsch-muttersprachlichen Mainstreams, abseits der gebildeten, urbanen Mittelschicht, von den Ex-Pat-Berufstätigen in der Donau-City bis zu Zuwanderergruppen und gesellschaftlichen Minderheiten ein attraktives Bücherangebot, dort wo ihr Alltag jeweils stattfindet?“
Auch bei den verlegerischen Aktivitäten zur Nutzung von mobilem Internet, Smartphone und E-Commerce für das eigene Geschäft sieht Wischenbart großen Nachholbedarf: „Wie viele Angebote, die über mobile Netze und Plattformen funktionieren – von Gratiskostproben über umfassende, mehrsprachige Titelbestellkataloge bis zu niedrigpreisigen Angeboten unter drei oder fünf Euro –, haben Verlage zur Gewinnung neuer Kunden entwickelt?“
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