Wie findet man den Bestsellerautor von morgen? Dieser Frage geht Iris Radisch in der „Zeit” (23.08.) auf den Grund. Ein „Bestsellerrezept” gebe es nicht, und doch herrschten Marktgesetze, die bei der Suche nach den künftig verkaufsstärksten Büchern beachtet werden müssten: Nach Meinung der Feuilletonistin bestehen die heutigen Bestsellerlisten hauptsächlich aus „getretenem Quark, der eher breit als stark ist”, so zum Beispiel aus „internationaler All-Age-Fantasy”, „Verschwörungsthrillern” oder „Diätratgebern”. Aus der Branche bekommt Radisch eine andere Einschätzung: Hier seien sich alle einig, dass „Autoren, die das Zeug dazu haben, zum Dauerbrenner auf den Bestsellerlisten zu werden, etwas ganz Besonderes und nie Dagewesenes mitbringen müssen”.
Weiter befände die Branche – darunter auch Knaus-Chef Wolfgang Ferchl –, dass die Bedeutung von Feuilleton und Literatursendungen für den Buchmarkt massiv zurückgegangen sei. Während früher noch einflussreiche Literaturkritiker wie Elke Heidenreich mit ihrer ZDF-Sendung „Lesen!” „aus dem Stand” Bestseller gemacht hätten, sei es heute für den Buchhandel „fast egal”, ob ein Buch im „Literarischen Quartett” besprochen werde oder nicht.
Radisch ermittelt weiter: „In dieser Lage sind es vor allem die Buchhändler, die das entfachen sollen, was die Verlagsbranche für die letzte verbliebene Wunderwaffe im Kampf um den Leser hält: die Mundpropaganda.” Und das ginge vor allem durch die flächendeckende Präsentation eines Titels in den Buchhandlungen. Doch es gebe auch immer wieder Erfolge, die sich „Zufällen und Missverständnissen” verdankten. Und so resumiert Radisch: „Allen Lehrfibeln und Ratschlägen zum Trotz widersetzen sich die Bestseller am Ende jedem geordneten Herstellungsvefahren. Ihr Schicksal hänt am seidenen Faden des Programmumfeldes, in dem der Titel erscheint, des allgemeinen Konkurrenzumfeldes im Buchmarkt, der aktuellen Ereignisse und von allerhand Trends, die morgen vielleicht schon keinen mehr interessieren. Selbst rückwirkend ist auf sie kein Verlass.”
Kommentar hinterlassen zu "»Bestsellerlisten bestehen aus getretenem Quark«"