Eine Jury aus 30 Kritikerinnen und Kritikern stellt alle drei Monate eine Auswahlliste von zehn Comic-Neuerscheinungen zusammen. Sie wird präsentiert von
- buchreport
- Comic.de
- Kulturradio des rbb
- Tagesspiegel
und soll als „Bestenliste“ qualitative Orientierung geben im breitgefächerten Segment der Bilderzählungen.
Damit soll auch der gewachsenen Bedeutung Rechnung getragen werden, die der Comic inzwischen in der Kunst- und Literaturszene gewonnen hat, einschließlich der Gattungen Graphic Novel und Manga. Die breitere Wahrnehmung der „neunten Kunst“ zeigt sich in Feuilletons und Kulturfunk, aber auch am stetigen Umsatzzuwachs im Buchhandel, mit dem Comics sich von der stagnierend-rückläufigen Entwicklung der Belletristik abheben kann.
Eine 30-köpfige Jury von Comic-Kritikerinnen und -Kritikern, die unter anderem für große deutschsprachige Zeitungen arbeiten darunter „Süddeutsche“, „FAZ“, „tageszeitung“, „NZZ“ und „Der Standard“ sowie Deutschlandfunk, das Schweizer SRF und 3sat. Einen ersten Probelauf gab es mit einer Jahresbestenliste, jetzt beginnt der Quartalsrhythmus.
Japaner Gengoroh Tagame stellt die erste Nr. 1
Als Sieger aus der ersten vierteljährlichen Erhebung geht die Serie „Der Mann meines Bruders“ aus dem Carlsen Verlag hervor. Der Manga des japanischen Comic-Künstlers Gengoroh Tagame erzählt eine anrührende Familiengeschichte um den alleinerziehenden Yaichi, der überraschend Besuch vom kanadischen Ehemann seines verstorbenen Zwillingsbruders erhält. Aus dieser Begegnung entspinnt sich eine Geschichte, in der genauso homophobe wie auch kulturelle Vorurteilen verarbeitet werden müssen und bei der gekonnt Elemente von Drama und Comedy verknüpft werden.
Die Comic-Bestenliste:
1. – Gengoroh Tagame: Der Mann meines Bruders (Carlsen Manga)
Großtaschenbuch, 180 Seiten, s/w & farbig, 10 Euro, ISBN: 9783551760128, Übersetzung aus dem Japanischen: Sakura Ilgert – Leseprobe
2. – Catherine Meurisse: Weites Land (Carlsen)
Hardcover-Album, 96 Seiten, farbig, 18 Euro, ISBN: 9783551734273 Kolorierung: Isabelle Merlet, Übersetzung aus dem Französischen: Ulrich Pröfrock. Die französische Zeichnerin verarbeitet in ihrer zweiten autobiografischen Graphic Novel das traumatische Erlebnis des Anschlags auf das Satireblatt „Charlie Hebdo“, was sie fernab von Paris aufs Land zu ihren familiären Wurzeln führt.
3. – Jason Lutes: BERLIN Gesamtausgabe (Carlsen)
Hardcover-Album, 608 Seiten, s/w, 46 Euro, ISBN: 9783551768209 Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch: Heinrich Anders, Berlinerisch: Lutz Göllner. – Das epochale Comic-Werk erstmals als Gesamtausgabe: Mehr als zwei Jahrzehnte arbeitete der Amerikaner Jason Lutes an seinem großen Comic-Roman über das Berlin der niedergehenden Weimarer Republik.Leseprobe
4. – Lars Fiske: Grosz (Avant)
Hardcover-Album, 80 Seiten, farbig, 25 Euro, ISBN: 9783964450005 – Comic-Biografie über einen großen Vertreter der bildenden Kunst, nach Olaf Gulbransson und Kurt Schwitters hier George Grosz, einem der führenden Vertreter der „Neuen Sachlichkeit“ in den 1920er Jahren. Leseprobe
5. – Liv Strömquist: I‘m every woman (Avant)
Softcover-Buch, 112 Seiten, s/w & farbig, 20 Euro, ISBN: 97839644500012 Übersetzung aus dem Schwedischen: Katharina Erben – Die schwedische Feministin porträtierte berühmte Frauen beziehungsweise solche Frauen, die berühmt sein sollten. Leseprobe
6. – Jeff Lemire (Szenario), Max Fiumara (Zeichnungen): Doctor Star und das Reich der verlorenen Hoffnung (Splitter)
Hardcover-Album, 128 Seiten, farbig, 19,80 Euro, ISBN: 9783962190392, Kolorierung: Dave Stewart, Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch: Katrin Aust – Der kanadische Comic-Künstler Jeff Lemire kreiert ein eigenes Superhelden-Universum rund um seinen zentralen Helden Black Hammer. Leseprobe
7. – Yann (Szenario), Olivier Schwartz (Zeichnungen): Atom Agency 1: Die Juwelen der Begum (Carlsen Comics)
Softcover-Album, 56 Seiten, farbig, 12 Euro, ISBN: 9783551756459, Kolorierung: Hubert Boulard, Übersetzung aus dem Französischen: Marcel Le Comte – In der Tradition klassischer Krimi-Vorbilder wie „Harry und Platte“ oder „Jeff Jordan“: Dem Startband liegt ein historisch verbürgter Raub von 1949 zugrunde, der den Juwelen der Frau von Aga Khan III. galt.
8. – Pierre Christin (Szenario), Philippe Aymond (Zeichnungen): Ost – West (Carlsen Comics)
Hardcover-Buch, 144 Seiten, farbig, 22 Euro, ISBN: 9783551738776, Übersetzung aus dem Französischen: Marcel Le Comte – Autobiografischer Reise-Comic vom amerikanischen Westen bis in die hintersten Winkel des Sowjetblocks.
9. – Jacques Tardi: Ich, René Tardi, Kriegsgefangener im Stalag IIB Bd. 3: Nach dem Krieg (Edition Moderne)
Hardcover-Album, 160 Seiten, farbig, 32 Euro, ISBN: 9783037311899, Kolorierung: Jean-Luc Ruault, Übersetzung aus dem Französischen: Marcel Le Comte, Handlettering: Michael Hau –Tardi arbeitet sich an seiner Familiengeschichte ab und schildert die Zeit seines Vaters René als Kriegsgefangener im Zweiten Weltkrieg. Der Schlussband schildert die Jahre „Nach dem Krieg“, die den jungen Jacques Tardi sogar in die französische Besatzungszone in Deutschland führten, wo sein Vater als Soldat diente. Leseprobe/Band 1
10. – Gerard Way (Szenario), Gabriel Bá (Zeichnungen): The Umbrella Academy 1: Weltuntergangs-Suite (Cross Cult)
Hardcover-Album im US-Format, 192 Seiten, farbig, 22 Euro, ISBN: 9783959811736, Kolorierung: Dave Stewart, Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch: Matthias Wieland – Die gerade angelaufene Netflix-Serie sorgt für eine Neuedition im vergrößerten Format dieses modernen Klassikers des amerikanischen Comics. Leseprobe
Präsentiert wird die Bestenliste von vier Medienpartnern, die sich auch in der Vergangenheit bereits eine umfangreiche Berichterstattung über Comic-Themen auf die Fahne geschrieben haben. buchreport bringt als Fachzeitschrift für die Buchbranche Spezialausgaben zu Comic und Manga. Das Portal Comic.de unterhält ein Magazin für Comic-Kultur im Internet und das Kulturradio im rbb/Rundfunk Berlin Brandenburg rückt die Neunte Kunst etwa in der Rubrik „Comic des Monats“ regelmäßig in den Fokus. Das gilt auch für den Berliner „Tagesspiegel“, der unter anderem monatlich eine ganze Zeitungsseite nur für die Comic-Berichterstattung reserviert hat.
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