Wie erreicht man jugendliche Leser? Dieser Frage geht die „Zeit“ in ihrer aktuellen Ausgabe (21.3., online als Paid-Artikel) nach – und sucht Antworten bei Verlagen und auf Youtube.
Ausgangspunkt ist für Redakteurin Elisabeth Kagermeier, dass gerade bei jungen Lesern andere Medienformate zunehmend stärker nachgefragt würden. Dass das Jugendbuch durch All-Age-Titel seine Zielgruppe zuletzt auch auf erwachsene Leserschichten ausgeweitet hat, sieht sie aber nicht unbedingt als Vorteil: Zwar habe das Segment mit „Romantasy und Dystopien“ lange große Erfolge gefeiert. Als Beispiele nennt sie Reihen wie „Twilight“ oder „Die Tribute von Panem“, die auch Jahre nach ihrem Erscheinen zu den großen Umsatzbringern einzelner Verlage gehören. Doch zeigten diese Erfolge zugleich die Probleme, vor denen das Jugendbuch stehe: „Es soll die Lücke füllen, die sich zwischen den Kinderbüchern und der großen Belletristik auftut.“
Dass sich diese Lücke nicht schließen lasse, veranschaulicht Kagermeier anhand der Entwicklung der Warengruppe Kinder- und Jugendbuch: „Der Anteil der Titel für Leser ab 12 Jahren am Umsatz in diesem Segment sank allerdings von knapp 22% im Jahr 2015 auf gut 16% 2018. Und von den 25 Bestsellern im Kinder- und Jugendbuch im Jahr 2018 richten sich nur zwei Titel an Leser ab 12 Jahren.“ Außerdem führt sie das 2013 von Carlsen gegründete Imprint für anspruchsvolle Jugendliteratur, Königskinder, an, das der Verlag im vergangenen Jahr wieder eingestellt hatte.
Vor diesem Hintergrund versuchten die Verlage, die Jugendlichen „dort abzuholen, wo sie sind: bei WhatsApp, YouTube, Instagram und Netflix.“ Die verschiedenen Ansätze, mit denen Verlage Bücher in diese Medien bringen bzw. die Stars dieser Medien ins Buch, schildert Kagermeier anhand von Beispielen: Etwa dem Youtuber Paluten, der mit Videos zum Computerspiel Minecraft bekannt wurde und mit seinem Buch „Freedom. die Schmahamas-Verschwörung“ einen Bestseller landete.
Doch es funktioniere auch anders herum: Buchautoren nutzen zunehmend Social-Media-Kanäle, um Aufmerksamkeit bei einer jugendlichen Zielgruppe zu bekommen: „US-Autoren wie John Green und Angie Thomas oder Cornelia Funke und Ursula Poznanski aus dem deutschsprachigen Raum sind nur einige Beispiele für Schriftsteller, die heute ganz selbstverständlich den Kontakt zu ihren Lesern suchen.“
Fazit des Artikels: „Die Stars aus der digitalen Welt können erfolgreiche Buchautoren werden, doch auch Buchautoren haben bei Jugendlichen heute noch das Potenzial zum Star.“
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