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Abartig gezeugte Halbmenschen

Ein „Onanieverbot“ erscheint ihr „weise“, künstliche Befruchtung sei „widerwärtig“ und zeuge „zweifelhafte Geschöpfe, halb Mensch, halb künstliches Weißnichtwas“. – Es ist schon grotesk, was für eine Weltsicht die mit Literaturpreisen überschüttete Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff öffentlich zur Schau gestellt hat.
Zwar hatte Lewitscharoff in ihrer Rede im Dredner Schauspielhaus (hier anzuhören) bereits angekündigt, dass es „ernst“ werde – doch damit hatte dann aber doch niemand gerechnet: Das „gegenwärtige Fortpflanzungsgemurkse“ erscheine ihr „derart widerwärtig, dass ich sogar geneigt bin, Kinder, die auf solch abartigen Wegen entstanden sind, als Halbwesen anzusehen“, erklärt sie vor versammelten Publikum. 
„Grotesk“ werde es spätestens in solchen Fällen, in denen sich lesbische Paare ein Kind besorgen, indem entweder ebenfalls ein anonymer Spender oder ein naher Verwandter der Freundin der künftigen Mutter herangezogen wird, um sein Sperma abzuliefern.“
Und die Schriftstellerin setzte noch eins drauf: „Mit Verlaub, angesichts dieser Entwicklungen kommen mir die Kopulationsheime, welche die Nationalsozialisten einst eingerichtet haben, um blonde Frauen mit dem Samen von blonden blauäugigen SS-Männern zu versorgen, fast wie harmlose Übungsspiele vor.“ Diese Worte versuchte Lewitscharoff abzuschwächen („ich übertreibe, das ist klar, ich übertreibe“).

„Menschenverachtend? Gefährlich. Ungeheuerlich“

Zwar ist die mit dem Georg Büchner Preis ausgezeichnete Schriftstellerin in der Sprache zuhause, doch „ernst“ war eigentlich nicht das richtige Wort zur Einleitung, antwortet der Chefdramaturg des Dresdner Schauspielhauses, Robert Koall, in einem offenen Brief auf die Rede der Schriftstellerin – und fragt sich: „Welcher Ausdruck wäre besser? Menschenverachtend? Gefährlich?“ Es sei schon erschreckend, dass eine der meistbeachteten deutschen Schriftstellerinnen öffentlich ein Menschenbild pflege, das „Verklemmung mit Verachtung paart“. 
„Es gibt einen Punkt, der die Dresdner Rede vom 2. März gefährlich macht“, betont Koall: „Das ist das Tendenziöse, die Stimmungsmache, das tropfenweise verabreichte Gift. Ihre Worte sind nicht harmlos, Frau Lewitscharoff. Aus falschen Worten wird falsches Denken. Und dem folgen Taten. Deshalb sind es gefährliche Worte.“

Der Medienjournalist Stefan Niggemeier bezeichnet nicht nur die Rede als „ungeheuerlich“, sondern insbesondere die ausbleibende Empörung: „Es gab keinen Aufschrei, keine bestürzten Reaktionen im Literaturbetrieb, der Sibylle Lewitscharoff seit Jahren mit Preis um Preis auszeichnet, keine aufgeregten Debatten in den Feuilletons, die sie im vergangenen Jahr feierten, als sie auch noch die bedeutendste literarische Auszeichnung des Landes erhielt, den Georg-Büchner-Preis.“ 

Doch allmählich tritt eben diese Empörung langsam zutage: Als eine „schreckliche Tirade“ kritisiert die „taz“ die Rede Lewitscharoffs. „Es müssen der Schriftstellerin alle Sicherungen durchgebrannt sein, als sie am Sonntag in ihrer Dresdner Rede im dortigen Schauspielhaus über Geburt und Tod vom Leder zog.“ Die Lust auf ihr nächstes Buch sei einem damit vergangen. 

Kommentare

24 Kommentare zu "Abartig gezeugte Halbmenschen"

  1. Klinik Für Reproduktionsmedizi | 29. September 2014 um 15:41 | Antworten

    Hassrede gegen alle Kinder und Gynäkologen!

    „Es gibt einen Punkt, der die Dresdner Rede vom 2. März gefährlich
    macht“, betont Koall: „Das ist das Tendenziöse, die Stimmungsmache, das
    tropfenweise verabreichte Gift. Ihre Worte sind nicht harmlos, Frau
    Lewitscharoff. Aus falschen Worten wird falsches Denken. Und dem folgen
    Taten. Deshalb sind es gefährliche Worte.“

  2. Groteske Übertreiberin…

    SO von dem Standpunkt der Schriftstellerin aus müssen alle Kinder NUR
    auf natürliche Weise entstehen. Und alle Anderen? Die unfruchtbaren Männer und
    Frauen werden automatisch Außenseiter. Andererseits entspricht ihre Position
    mehr oder weniger dem Lande, wo sie wohnt. Aber wenn wir ändere Länder nehmen,
    werden wir auch andere Positionen beobachten . Bezüglich dieser Frage habe ich
    im Internet gesurft und festgestellt, dass die Ukraine Deutschlands Gegenpol
    ist. Dort existieren solche „Kopulationsheime“, die obwohl durschnittliche „Halbmenschen“ produzieren, aber machen dank
    diesen Sachen ihre Eltern überdurchschnittlich glücklich und meistens „eineinhalbe“
    Menschen.

  3. Heidi Cappuccino-Mama | 12. März 2014 um 22:27 | Antworten

    Da wünscht man sich, endlich aufzuwachen und festzustellen, dass alles nur ein böser Traum ist, oder dass es nur ein sehr geschmackloser Versteckte-Kamera-Scherz ist. Aber leider gibt es solche menschenverachtende Meinungen. Ich jedenfalls werde Bücher dieser – nein, Dame ist es keine – Person mit Sicherheit boykottieren.

  4. Hört euch die Rede an, bevor ihr losgeifert. In diesem Artikel hier wird falsch zitiert und absichtlich werden Satzteile aus ihrem Zusammenhang gerissen. Wenn ich aus einem Haus einen Fensterstock rausnehme und sage: „Schaut euch das desolate Haus an“ – während ich auf den herausgerissenen Fensterstock zeige, ist das doch nur dumm. So wie der Artikel und – mit Verlaub – auch mancher Kommentar, der eben auf Nichtwissen gründet. Und selbst wenn einem der Inhalt nicht gefällt, eine „Hassrede“ war das nicht, es war ein Fingerzeig einer klugen Frau. Und auch der muss erlaubt sein.

  5. die Frau hat auf einer öffentlichen Bühne nichts mehr zu suchen, Boykott ihrer Bücher

  6. Warum habe ich nur das untrügliche Gefühl, dass keiner sich die Rede mal richtig angehört, bzw, gelesen hat. Die Presse hat zwar munter drauf los und vor allem voneinander abgeschrieben, aber keiner hat gescheit zitiert. Sibylle Lewitscharoff redet kein dummes Zeug, im Gegentei,l wer lesen und hören kann, wird es selbst feststellen und braucht dazu die Journallie nicht.

  7. Nadja Schröder | 7. März 2014 um 19:33 | Antworten

    Meine Zwillinge (12) sind künstlich gezeugt und gesund. Was soll ich ihnen sagen? Dass sie Aliens sind und besser nicht geboren wären?? Verdammt diese engstirnige Schriftstellerin… Pfui

  8. hier eine Antwort von dem Dramaturgen des Hauses:

    http://www.staatsschauspiel-dr

  9. Angela Charlotte Reichel | 7. März 2014 um 10:30 | Antworten

    wer ist aufgestanden und hat seinen Rücken gezeigt oder seinen Schuh – wer hat den Saal verlassen? Es wurde Beifall geklatscht – das ist an der Rede das UNfassbare

    • Das ist gar nicht so unfassbar, das Phänomen nennt sich „pluralistische Ignoranz“. Erinnern Sie sich an „Des Kaisers neue Kleider“ (Oder das Bild vom Elefanten im Raum)? Tatsächlich wird die gesamte deutsche Kulturbranche von der pluralistischen Ignoranz geprägt.

      https://plus.google.com/101046

  10. Zumindest in dem was ich in obigem Artikel lese kann ich nichts Verwerfliches finden. Im Gegenteil.
    Recht hat sie.
    Nur traut sich kaum einer noch diese ihre Worte noch auszusprechen in unserem so freien Land. Sofort wird man als extrem rechts, extrem dumm oder gar rassistisch dargestellt und kommt unter heftigsten Beschuß.

    Und genau das ist mehr als bedenkenswert, müßte einer fortschrittlich denkenden Gesellschaft eigentlich Angst machen.

    • âhm dieses Gedankengut IST Rechts und Dumm.. nagut grad mal nicht rassistisch aber nicht weit davon entfernt.. ergo: ist es logisch das Leute die dieses Ausprechen und/oder gut finden in diese ecke gestelt werden, dann da stehen sie ja auch.. das ist wie „Man darf echt hier Niemanden umbringen ohne gleich als Mörder hingestellt zu werden..“

      • Sie bringt mit ihren Worte niemanden um, sondern überzeichnet lediglich das was Fakt ist. Ich denke um aufzurütteln- was sie auch geschafft hat. Leider entrüstet sich die Mainstream-Meute wieder mal in die falsche Richtung und will vermutlich auch missverstehen. Die Meute folgt nur zu gerne blind einer von oben vorgegebenen Richtung, auch das hatten wir schon, nicht wahr.
        Mensch quo vadis?

        Wer nicht ins Mainstream passt – ab in die Ecke.
        Wobei der aktuelle Mainstream im Grund menschenverachtend ist, weil langfristig selbstzerstörend.. Dazu müßte ich näher erläutern, was in einer aufgebrachten Meute bekanntlich zu nichts führt.

  11. Habt ihr den Text gelesen?

  12. Ach wissen Sie, dass kommt davon, wenn man nur so geflutet wird mit Infos. Wie soll man das alles wissen. Ich lese seit über 20 Jahren im Jahr 30 Romane und Sachbücher und kenne die Frau noch nicht mal. Und Sie wundern sich, dass es ob solcher Äußerungen zu keinem Aufschrei kommt? Dazu kommt noch, dass es in einer schamlosen und völlig entgrenzten Welt wie der unseren tatsächlich noch Tabus geben soll? Das ist doch letztlich die Folge von der ganzen beschissenen ideologisch motivierten Gleichmacherei in unserer Gesellschaft. Dann kommt halt auch mal schnell die künstliche Befruchtung unters Fallbeil…Also: wundern Sie sich nicht und kommen hier mit einer Pseudo-facebook-artigen Betroffenheit und dem Ruf nach einem Aufschrei. Wir ernten nur allmählich, was wir seit einigen Jahren säen !!!!

  13. Jeder hat ein Recht auf seine/ihre Meinung.

    • Somit hat man aber auch das Recht, die Meinung anderer scheiße zu finden. 😛

      Es scheint jedoch sehr bequem zu sein, Menschenverachtung als „Meinung“ abzutun. Den Wert eines Menschens anhand der Art der Befruchtung zu definieren finde ich mehr als nur grenzwertig, mit „persönlicher Meinung“ hat das nicht mehr viel zu tun, auch wenn Lewitscharoff sich verteidigt und die Kinder ja angeblich nicht „verurteilen“, weil sie ja nichts dafür können. Wie man jemanden beleidigen kann und gleichzeitig doch nicht ist skuriell – die Kinder können ja nichts für, Halbwesen sind sie aber trotzdem. Genau dieselbe Art von Phrasen kennen wir alle, sie kommen bekanntlich vor einem „ABER“ und bedeuten genau genommen „nichts“.

      Klassiker wie: „Ich habe ja nichts gegen Ausländer, ABER…“ oder unvergessen „Ich habe nichts gegen Schwule, ABER…“ und immer wieder gern zitiert „Alle Menschen sind gleich, ABER..“

      Eventeuell ist die Frau auch nur exorbitant verbittert.

  14. Katharina Kraemer | 6. März 2014 um 19:24 | Antworten

    DAS kann nur ein „Missverständnis“ sein!!! Die Autorin hat bestimmt was ganz Anderes gesagt/gemeint!
    Wir leben im 21. JH mit all seinen Errungenschaften. Diese gehört offensichtlich auch dazu. Alle scheinen empört, aber keiner regt sich. Läßt Vergleiche zu, die jünger sind als 69 Jahre…

  15. Klaus Bornemann | 6. März 2014 um 19:01 | Antworten

    ach Du meine Güte! Bitte sag, dass das nicht wahr ist. Was ist denn das für eine Dumpfbacke. Man kann über ethnische Fortschritte diskutieren, aber doch nicht auf diesem niederen Niveau. Zeig Rassismus die Rote Karte!

  16. Mich gruselts wenn ich das lese. Arme Frau Lewitscharoff!

  17. Was sagt Suhrkamp? Was sagt die Akademie für Sprache und Bildung?

  18. T. Spiekerkötter | 6. März 2014 um 15:11 | Antworten

    Auch vermeindlich intelligente Menschen können unsagbar dummes Zeug reden.

  19. Bitte sag mir einer, dass ihr den Artikel beim Postillion geklaut habt und nur vergessen habt, das dran zu schreiben!

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