Die Zeichen bei Amazon stehen auf Streik: Die Verdi-Mitglieder in Bad Hersfeld haben wie berichtet für einen Arbeitskampf gestimmt. Amazon lehnt Verhandlungen über einen Tarifvertrag weiterhin ab. Daran konnte auch ein Besuch von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück nichts ändern.
Steinbrück befürwortete Tarifverträge, in denen das „Spielfeld gemeinsam geregelt wird“. Amazon-Deutschland-Chef Ralf Kleber betonte dagegen, dass Amazon ein wichtiger und fairer Arbeitgeber sei: „Deutschland ist wichtig für Amazon, „Amazon ist wichtig für Deutschland“, so Kleber gegenüber der „Hersfelder Zeitung“.
Inwieweit die Streiks den Betrieb von Amazon beeinträchtigen ist unklar. Die Gewerkschaft will nicht bekannt geben, wie viele Amazon-Mitarbeiter bei Verdi organisiert sind. Es sei nicht damit zu rechnen, dass der Betrieb zum Stillstand komme, erklärte die zuständige Gewerkschaftssekretärin Mechthild Middeke der „FAZ“ (30.4.) Unklar sei auch, wie groß der Rückhalt für die Streikenden unter den Nichtmitgliedern ist.
Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi soll der Streik bei Amazon in Bad Hersfeld „zeitnah“ stattfinden. Verdi will tarifliche Regelungen durchsetzen und die Einkommen der Amazon-Beschäftigten verbessern. In Bad Hersfeld verdiene ein Kommissionierer zu Beginn der Tätigkeit 9,83 Euro und nach 24 Monaten 11,48 Euro pro Stunde. Nach Tarifvertrag, so Verdi, müssten schon zu Beginn der Tätigkeit 12,18 Euro pro Stunde gezahlt werden. Hinzu komme, dass Amazon kein Urlaubs- und Weihnachtsgeld zahle, nur 28 Urlaubstage pro Jahr gewähre (nach Tarifvertrag: 36 Werktage) und niedrigere Zuschläge für Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit zahle.
Die Geschäftsleitung lehnt Verhandlungen bislang ab und verweist darauf, dass die Mitarbeiter in Bad Hersfeld logistische Aufgaben übernehmen und die Forderungen der Gewerkschaften nach Regelungen des Einzel- und Versandhandels deshalb ins Leere liefen.
Ich finde es immer wieder lustig, wenn sich Verdi für an sich ausreichend gut bezahlte Berufsgruppen wie Warenverpacker oder Parkplatzeinweiser auf Flughäfen einsetzt, also für Berufe, für die man keine qualifizierte Ausbildung benötigt, und der Warenverpacker dann am Ende mehr verdient als z.B. der gemeine Buchhändler oder ein ostdeutscher Industriemechaniker mit 40 Jahren Berufserfahrung. Die 9,83 EINSTIEGS-Gehalt entsprechen lt. Statistik dem Durchschnittsgehalt eines Kommissionierers in Hessen, also verdienen sie bei Amazon nach 24 Monaten bereits überdurchschnittlich. Und 36 Urlaubstage sind einfach nur noch dekadent und kann sich die Deutsche Wirtschaft auch gar nicht mehr leisten. Selbst von 28 Urlaubstagen können andere nur träumen. Urlaubsgeld ist sowieso ein Anachronismus aus Wirtschaftswunderzeiten.