Bernd Schröder kann sich einer gewissen Bewunderung sicher sein. Wie der Bertelsmann-Manager die Öffnung der Buchclub-Filialen für Laufkunden als großen Aufbruch verkauft, ist aller Ehren wert: So viel mutmaßliche Begeisterung bei Kunden und Mitarbeitern war nie.
Tatsächlich ist die Entscheidung, den Club Bertelsmann zur offenen Buchkette umzuwandeln, aus der Not geboren. Einen Investor fürs Club-Geschäft zu finden, scheint aussichtslos, und die bisherige Strategie der kontrollierten Erosion in Form eines Rückbaus der Filialen parallel zum Umsatzrückgang stößt an Grenzen, weil absehbar der Punkt erreicht wird, an dem sich zeitgleich zu viele Filialen als unrentabel erweisen. So ist die Öffnung eine Flucht nach vorn, die ein bisschen Luft verschafft und die Möglichkeit enthält, die weitere Rückentwicklung des Clubs sanfter abzufangen.
Die Bedingungen passen nicht zur verbreiteten Aufbruchstimmung:
- In den großen Club-Umbau wird mehr Rhetorik als Geld investiert.
- Die buchkonjunkturellen Rahmenbedingungen für die Positionierung einer neuen stationären Buchkette dürfen als ungünstig gelten.
- Der Markt der Schmalspurkonzepte von DBH und demnächst Thalia mit ihren Pocket-Shops ist gut besetzt und das in meist deutlich besseren Lagen.
Deshalb löst die Club-Buchhandelskette auch keine Erschütterung aus, so wenig ein neuer Wettbewerber im schrumpfenden Markt willkommen ist.
Wenn jetzt auch noch die Preisbindungswalter über die weiter aufgeweichte Abnahmeverpflichtung der verbleibenden Club-Mitglieder (nur zwei Bücher pro Jahr) hinwegsehen, wäre dies nach vielen Jahren größerer Aufreger das letzte Indiz für den Bedeutungsverlust des Clubs.
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