Die Gewinner des Deutschen Hörbuchpreises 2011 stehen fest. In der Kategorie „Bester Interpret“ überzeugte der Schauspieler Burghart Klaußner mit seiner Lesung des Erzählungsbandes „Schuld“ von Ferdinand von Schirach. Darin schildert der Berliner Strafverteidiger Verbrechen, die auf authentischen Fällen beruhen. „Mit kühler Präzision“, so die Jury, verleihe Klaußner diesen Kurz-Dramen um Schuld und Sühne „eine ungeheure Kraft und Intensität, die über die literarische Vorlage noch hinausgeht und im Hörer lange nachwirkt“.
In der Kategorie „Beste Fiktion“ wird der Regisseur Walter Adler für seine akustische Umsetzung von Isabel Allendes Roman „Das Geisterhaus“ ausgezeichnet. Der in Köln lebende, mehrfach ausgezeichnete Autor und Regisseur hat über 200 Hörspiele inszeniert, darunter die 24-stündige Produktion „Otherland“, die als längste Hörspielproduktion der Radiogeschichte gilt. „Wer nach dem Buch und dessen Leinwandversion ein solch opulentes Epos zu einem Hörbuch verarbeiten will, braucht einen gewieften Regisseur wie Walter Adler“, befand die Jury.
Das Hörbuch „Nelly Sachs | Schriftstellerin | Berlin/Stockholm“ geht in der Kategorie „Beste Information“ als Gewinner hervor. Den Preis für das audiophone Porträt der deutschen Lyrikerin und Nobelpreisträgerin werden Vera Teichmann und Harald Krewer von der Produktionsfirma „Speak Low“
entgegennehmen. Als „akustisches Kleinod“ lobt die Jury die Produktion, die „mit einem großen Gespür für den poetischen Kosmos von Nelly Sachs“ das von Flucht und Vertreibung geprägte Leben und Schaffen der Schriftstellerin nachzeichne.Für die „Beste verlegerische Leistung“ wird in diesem Jahr das Verlegerehepaar Mirjam Wiesemann und Ingo Schmidt-Lucas ausgezeichnet. Geehrt werden sie damit für die bei Cybele Records erschienene Doku-Reihe „Edition Künstler im Gespräch“, in der Komponisten der Moderne durch ausgewählte Tondokumente im Kontext ihrer Zeit und ihres persönlichen Lebens und Denkens präsentiert werden. Die Jury attestiert den Preisträgern „ein schlüssiges und mutiges verlegerisches Konzept“.
Schauspielerin Laura Maire ist Gewinnerin des Deutschen Hörbuchpreises in der Kategorie Beste Interpretin. Der Preis wird ihr zuerkannt für ihre Interpretation von „Nichts. Was im Leben wichtig ist“ der dänischen Schriftstellerin Janne Teller. Der Jugendroman schildert, wie Schüler immer größere persönliche Opfer auf sich nehmen, um einen Schulkameraden von seiner Überzeugung abzubringen, dass im Leben nichts von Bedeutung sei. „Als atemraubend betörende Erzählerin berichtet Laura Maire mit der wissenden Stimme einer Heranwachsenden, die allemal zu erkennen gibt, wie abgrundtief Erschrecken sein kann, wenn das Leben überraschend ernst macht“, so das Urteil der Jury.
In der Kategorie „Bestes Kinderhörbuch“ macht „Kuckuck, Krake, Kakerlake“ das Rennen. Entstanden ist das Hörbuch nach dem gleichnamigen „etwas anderen Tierbuch“ von Bibi Dumon Tak, das über 50 ungewöhnliche Tierporträts vereint. Die Jury ehrt damit ein ebenso „unterhaltsames wie interessantes Füllhorn kleiner Pretiosen“, das unter anderem durch „präzise ausgewählte, aufeinander abgestimmte Sprecher und eine ausgefeilte akustische Dramaturgie“ besticht. Der Preis geht an Markus Langer und Cornelia Weber, den verantwortlichen Projektleitern bei Oetinger audio.
In der Kategorie „Das besondere Hörbuch“ wird in diesem Jahr die „Beste Bearbeitung“ ausgezeichnet. Der Preis geht an Thomas Böhm, den ehemaligen Programmleiter des Kölner Literaturhauses. Geehrt wird er für seine akustische Bearbeitung des multiperspektivischen Romans „Das Haus. House of Leaves“ von Mark Z. Danielewski, in dessen Zentrum die Erkundung eines mysteriös-unheimlichen, labyrinthischen Hauses steht. „
Raffiniert macht Thomas Böhm aus dem topo- und typografischen Textlabyrinth eine akustische Expedition. Gebannt wird der Hörer zum Abenteurer auf der Jagd nach dem blutroten Faden“, urteilt die Jury.Der Deutsche Hörbuchpreis 2011 wird am 16. März im WDR Funkhaus Wallrafplatz in Köln verliehen. Auch die Partnerauszeichnungen „Hörbuch des Jahres“ der hr2-Bestenliste und die Publikumspreise „HörKules“ und dessen Kinderpreis „HÖRkulino“ werden hier vergeben. Letztere werden per Internet-Abstimmung unter www.hoerkules.de ermittelt und stehen erst am Veranstaltungstag fest. Als „Hörbuch des Jahres 2010“ wird die Lesung von Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ ausgezeichnet.
Wie im Vorjahr ist die Preisverleihung zugleich Eröffnungsveranstaltung des internationalen Kölner Literaturfestes Lit.Cologne.
Hörbeispiele und nähere Informationen zu den Preisträgern unter www.deutscher-hoerbuchpreis.de.
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