Autoren in Großbritannien haben immer weniger Einkünfte. Dies ergibt die aktuelle Studie „What Are Words Worth Now?“ der Authors‘ Licensing and Collecting Society (ALCS), für die knapp 2500 Autoren befragt wurden.
Immer weniger professionelle Schriftsteller (in der Untersuchung definiert als solche, die den Großteil ihrer Zeit dem Schreiben widmen) können demnach von dieser Arbeit leben: 2013 verdienten nur 11,5% von ihnen genug Geld durch ihre schriftstellerische Tätigkeit, um davon ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Im Jahr 2005 waren es noch 40%.
Das durchschnittliche Einkommen sank zwischen 2005 und 2013 um 29% auf 11.000 Pfund (knapp 14.000 Euro). Damit liegt es unter dem in Großbritannien ausgerufenen Mindestsatz zur Grundbedarfssicherung von 16.850 Pfund.
Bezieht man alle britischen Autoren in die Auswertung ein (also auch die, die nur nebenbei schreiben), zeichnet sich erwartungsgemäß ein noch dramatischeres Bild: 4000 Pfund (5000 Euro) sind hier der Einkommensdurchschnitt – 2005 waren es noch über 5000 Pfund, im Jahr 2000 fast 9000 Pfund.
Owen Atkinson, Chef des Autorenverbands, ist durch die Studienergebnisse alarmiert: „Dies sind beunruhigende Zeiten für Schriftsteller. Der rasante Rückgang der Autoreneinkünfte und der Anzahl an Vollzeitautoren könnte ernsthafte Auswirkungen auf den wirtschaftlichen Erfolg der britischen Kreativindustrie haben. Wenn Schriftsteller weiterhin ihren unersetzbaren ökonomischen Beitrag leisten sollen, müssen sie für ihre Arbeit fair bezahlt werden.“
Mittlerweise machen mich diese Meldungen etwas unruhig.
Ein Schriftsteller/Autor/Indie bietet ein Produkt auf dem Markt an. Das wird dann mehr oder weniger nachgefragt. Die Konsumenten haben mittlerweile für ihr Entertainment-Budget mehr Auswahlmöglichkeiten als nur Bücher zu kaufen, ins Kino zu gehen und die GEZ-Gebühren zu bezahlen. Und dann wird das ein oder andere Buch eben nicht gekauft. Der Markt scheint darauf nicht mit einem Absenken des Angebots zu reagieren. Dann sinken eben die Preise.
Völlig aberwitzig scheint es mir zu sein, dass NOCH mehr Marktteilnehmer auf den Markt drängen ( noch mehr Indies etc) oder im Markt bleiben wollen.
Ich bin selbstständig. Ich kann auch nicht auf einem Markt ein Produkt anbieten, das nicht genügend zu einem bestimmten Preis nachgefragt wird und mich dann beschweren. Gibt es ein Menschenrecht, nur für das Anbieten von Produkten schon auf ein Anrecht auf ein Grundeinkommen/ausreichende Lebenssicherung zu schliessen?
Wieviele Bücher erscheinen jedes Jahr NEU in Deutschland? 80.000???? Ist auch egal. Wer soll die alle lesen? Und warum?
Ich weiss auch, dass meine Darstellung sehr vereinfachend ist. Aber wenn ich kein sicheres Einkommen in dem Buchbereich erzielen kann, dann mache ich eben etwas anderes. Wer es weiter probiert, der hat dann mit den Risiken zu leben!
Viele glauben sich auserwählt, nur wenige sind berufen!
Da ist in der Nachricht auch die Rede vom „rasanten Rückgang der Vollzeitautoren“ – die Autoren reagieren also bereits wirtschaftlich und geben teilweise auf. Im Übrigen sind „Buchautoren“ sowieso eine verschwindend kleine Minderheit, die meisten sind „writer“ und haben als solche immer schon ihre persönlichen Mischkalkulationen gehabt mit Einnahmen aus Büchern, Artikeln, Vorträgen, Radio, Museumskatalogen, Redenschreiberei und sonstigen Gelegenheitsgeschäften. Ökonomisch ist die Frage, ob es sich nur um Branchen-Deflation und Strukturbruchopfer handelt, oder ob nicht sämtliche Dienstleister von der relativen Abwertung ihrer Jobs betroffen sind, sofern ihre Geschäfte nicht direkt mit der Goldgrube verbunden sind (Banken, Finanzindustrie). Von festangestellten Zeitungsredakteuren weiß man beispielsweise, dass es ihnen ähnlich geht. Für Deutschland war vor ein paar Tagen zu lesen, dass viele junge Akademiker für Löhne arbeiten, für die ein Geselle oder Facharbeiter keine Hand rühren würde. Im Taxisektor kann man ja gerade exemplarisch verfolgen, wie das Internet Preisbrecher-Schwarzmärkte organisiert – ökonomisch (!) Ähnliches passiert auch in den Textmärkten. Irgendwo ist immer Krise, aber die Häufung von vielen kleinen Strukturkrisen könnten am Ende auch die spüren, die sich ganz „systemkonform“ immer eifrig und vorschriftsmäßig der Arbeitsmarktnachfrage angepasst haben …