Während sich der deutsche E-Book-Markt dank der Buchpreisbindung auf stabiler Basis entwickelt, hat die E-Book-Preisschlacht in Großbritannien eine neue Stufe erreicht. Weil Sony, wie berichtet, zahlreiche digitale Bestseller für 20 Pence (knapp 24 Euro-Cent) verscherbelt – und amazon.co.uk nachzieht – gerät der britische Buchmarkt in Bedrängnis.
Philip Jones berichtet im „Bookseller“-Blog „Futurebook“ von den Auswirkungen der 20-Pence-Aktion auf den britischen Buchmarkt. Kurz zusammengefasst (und hier ausführlich nachzulesen):
- E-Book-Nachfrage erreicht eine neue Ebene: Verlage, deren Bücher für 20 Pence angeboten wurden, melden sprunghafte E-Book-Zuwächse. Allein von dem für 20 Pence angebotenen Bestseller „Life of Pi“ (dt.: „Schiffbruch mit Tiger“) wurden seit Weihnachten 250.000 Exemplare verkauft.
- Marktverschiebung: Einer der Verlage, von denen besonders viele Titel für 20 Pence angeboten werden, ist Pan Macmillan. Der E-Book-Umsatz des Verlags stieg laut „Bookseller“ um mehr als 200% auf 4,5 Mio Pfund. Der digitale Marktanteil von Pan Macmillan ist dadurch fast als doppelt so hoch wie der Marktanteil für gedruckte Bücher (7% gegenüber 4%).
- Amazon verliert Millionen: Auch amazon.co.uk hat die Preise nachgezogen: Dort sind die bei Sony für 20 Pence angebotenen E-Books für den gleichen Preis erhältlich. Die mit der Preissenkung verbundenen Verluste gehen allein auf das Konto von Amazon und Sony: Sie müssen den vollen Einkaufspreis an den Verlag zahlen. Bedeutet: „Da Amazon sehr viel mehr E-Books als Sony verkauft, dürfte die Aktion Amazon viele Millionen mehr kosten“, so Jones.
- Gewinner und Verlierer: Auch wenn sie die Preisschlacht nicht gutheißen: Zunächst einmal profitieren all jene Verlage, deren Titel für 20 Pence angeboten werden – während ihre Wettbewerber weniger Titel verkaufen. Beide Seiten können wenig tun, schließlich sei es unwahrscheinlich, dass einige Verlage ihre Verträge mit Sony kündigen, weil sie dann befürchten müssten, dass andere Verlage von der Aktion profitieren, zeigt sich Jones skeptisch, dass die Verlage geschlossen gegen die Dumpingpreise kämpfen.
- Konsumenten gewöhnen sich an niedrigere Preise: Nach Schätzungen des „Bookseller“ wurde im vergangenen Jahr jedes zehnte E-Book für nur 20 Pence gekauft. Dies wirkt sich auf das Preisempfinden der Konsumenten aus: „Mich beunruhigt, dass der Preis von 20 Pence zum Präzedenzfall werden könnte. Die Öffentlichkeit gewöhnt sich daran, weniger zu bezahlen“, erklärte Thriller-Autor Peter James dem „Guardian“. Davon betroffen seien insbesondere die unabhängigen Buchhandlungen, die auf Dauer nicht mit diesen Preisen mithalten könnten.
Was tun? Sony werde von seiner Geschäftspolitik zunächst einmal nicht abweichen, so Jones. Seine Befürchtung: „Wenn das so weitergeht und wir nicht vorsichtig sind, wird die 20-Pence-Aktion das E-Book-Geschäft in Großbritannien neu definieren.“
Eine Riesen-Schweinerei von Sony. Gut, sie kämpfen mit harten Bandagen, um ihren viel zu teuren und fürs Bücherlesen eigentlich überqualifizierten Reader in den Markt zu drücken. Aber so ohne Rücksicht auf Verluste, ohne Rücksicht darauf, was sie damit so vielen Menschen antun, die damit ihr Geld verdienen müssen….
Wie auch immer: Wenn ich das richtig verstanden habe, hält Sony nicht die Rechte an den Büchern. Sondern sie müssen den Verlagen den vereinbarten Preis zahlen. Deswegen ist die Aktion extrem teuer. Meine Hoffnung ist, dass jetzt Millionen und Abermillionen von Menschen all diese Bücher von Sony kaufen. Wir alle können uns daran beteiligen. Man muss die Bücher ja nicht lesen, aber alle kaufen. Mit jedem Kauf tut man Sony weh. Ich hoffe, dass sich genau diese Einstellung viral im Internet verbreitet, sodass diese Schweinerei für Sony a) zu teuer wird und b) dem Reader in keiner Weise hilft!
Ein Produkt, das nicht parallel konsumiert werden kann und deren Konsum mindestens mehrere Tage in Anspruch nimmt, für solch einen Preis anzubieten ist schlicht geistesgestört.
Richtig! Und die „Herstellung“ des Produkts nimmt von mehrere Monaten bis zu einigen Jahren in Anspruch. Das Endprodukt für einen solchen Preis zu verkaufen, ist meiner Meinug nach hart an der Grenze zu kriminell. Es ist eine menschenverachtende Praxis und letztendlich der Tod aller guten Bücher. Wir Autoren sollten derartige Preispolitik mit totaler Verweigerung beantworten.
Leider wird daraus erfahrungsgemäß nichts. Vergleichbar mit den hohen Benzinpreisen – Jeder schimpft darüber und regt sich auf, aber alle tanken weiter und fahren fröhlich zum Bäcker um die nächste Ecke.
HAHA! Vielleicht sollte Sony Häuser zu Dumpingpreisen verkaufen.
Ein Buch halb so teuer wie ein Brötchen zu machen, ist unglaublich. Das Brötchen dauert in der Herstellung einige Minuten, an einem Buch sitzt der Autor viele Monate. Die meisten arbeiten für einen Hungerlohn. Einzig der
Idealismus und der Spaß am Schreiben lässt einen Autor weitermachen.
Werbeaktion hin oder her; der Kunde gewöhnt sich tatsächlich
an die „Angebote“ und wird alle normalen Preise als überteuert
empfinden. Danke Sony!