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Blau-weiß-blauer Literaturherbst

Wenn sich auf der Frankfurter Buchmesse 2010 der Ehrengast Argentinien präsentiert, warten auch zahlreiche deutsche Verlage mit neuen Werken aus dem südamerikanischen Land auf. Für einen ordentlichen publizistischen Schub sorgte bereits das vor einem knappen Jahr vom argentinischen Organisationskomitee ins Leben gerufene SUR-Programm zur Förderung von Übersetzungen. Aufgrund des großen Interesses internationaler Verlage an argentinischer Literatur wurde die Zahl der geförderten Buchtitel von anfänglich 20 auf rund 250 erhöht und das Budget auf bislang 720000 US-Dollar aufgestockt.

Der Fonds unterstützt Übersetzungen in 21 Sprachen, wobei die Mehrzahl der Werke in Deutschland erscheinen wird (57). Dieses Engagement zeichnet sich auch in den Herbstvorschauen der Verlage ab:

  • Mit den meisten Titeln auf der SUR-Liste ist Suhrkamp vertreten, bei dem die lateinamerikanische Literatur traditionell eine wichtige Rolle spielt. Im Suhrkamp-Verlagsprogramm sind Werke von Martín Kohan („Sittenlehre“) und Carlos María Domínguez („Die blinde Küste“) angekündigt, bei Insel erscheint in einer Startauflage von 30000 Exemplaren „Nacht über Lissabon“ des mit dem Premio Clarín ausgezeichneten Leopoldo Brizuela sowie der autobiografische Debüt-Roman „Das Kaninchenhaus“ von Laura Alcoba. Für den Buchhandel gibt es als Werbemittel Plakate und Prospekte.
  • Einen opulenten Auftritt in der Verlagsvorschau spendiert S. Fischer den Neuerscheinungen zum Argentinien-Schwerpunkt, darunter der argentinische Bestseller „Purgatorio“ des im Januar verstorbenen Schriftstellers und Journalisten Tomás Eloy Martínez sowie der Roman „Alle Menschen lügen“ von Alberto Manguel. Beide Bücher setzen sich mit der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 auseinander und wurden von Michi Strausfeld ins Programm gehoben, die seit ihrem Abschied bei Suhrkamp als Scout für S. Fischer arbeitet.
  • Hanser legt einen Essay-Band mit erstmals auf Deutsch übersetzten Texten von Jorge Luis Borges vor: „Ein ewiger Traum“ schließt im September die Werkausgabe des prominenten argentinischen Schriftstellers ab. Neben dem Klassiker kommt mit Pedro Mairal („Das fehlende Jahr des Juan Salvatierra“) auch die junge argentinische Literatur zu Wort.
  • Der Wagenbach Verlag ist im Argentinien-Fieber und startet erstmals für ein außereuropäisches Land eine Taschenbuch-Aktion mit sieben Titeln, darunter Ernesto SábatosDer Tunnel“, einem Klassiker der argentinischen Literatur. Hinzu kommen zwei neue Titel von Ricardo Piglia, einem der wichtigsten argentinischen Autoren der Gegenwart: Ein Kriminalroman („Ins Weiße zielen“) sowie ein Erzählungsband („Der Goldschmied“).
  • Der Berenberg Verlag bestreitet sein komplettes Herbstprogramm mit Titeln aus Argentinien, die Verleger Heinrich von Berenberg von seinem Besuch der Buchmesse in Buenos Aires mitgebracht hat, z.B. ein Band mit Reportagen der bekannten Journalistin María Sonia Cristoff („Argentinische Gespenster“).
  • Ähnlich ausgeprägt ist der Argentinien-Schwerpunkt beim Schweizer Rotpunktverlag, der zur Buchmesse vier Neuerscheinungen präsentiert: Für besonders aussichtsreich hält Programmleiter Andreas Simmen die beiden Titel von Rodolfo Walsh („Das Massaker von San Martín“ und „Die Augen des Verräters“)
  • Weitere Verlage mit Argentinien-Aktivitäten sind u.a. Rowohlt, der Berlin Verlag, Ullstein, Nagel & Kimche, Rotbuch, Manesse, DVA, Klett-Cotta, Kunstmann, Eichborn, Aufbau, C.H. Beck, Lilienfeld, dtv und Klever.

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