Digitale Kiosk-Apps können für Abonnentenschwund bei kostenpflichtigen Verlagsangeboten im Netz sorgen, so der Hamburger Marketingprofessor Michel Clement nach einer Medienangebotsstudie (s. buchreport.datei). Diese ist eine Klatsche für Kioskanbieter wie Blendle und Pocketstory.
Das Forschungsprojekt „Competing with Free. Flatrates in the Publishing Industry“ untersucht, wie Kunden auf verschiedene Preismodelle (u.a. Flatrate, Bezahlen pro Artikel) bei verlagsübergreifenden Angeboten wie Blendle reagieren. Ergebnis: Verlage verlieren die eigenen Bezahlkunden an die Kioskanbieter, die journalistische Inhalte verschiedener Zeitungen und Magazine bündeln und einzeln verkaufen. Weitere Erkenntnisse:
- Einstellung: Die Mehrzahl der Befragten steht Online-Kiosken positiv gegenüber; viele würden ihre kostenpflichtige Bezugsquelle für journalistische Inhalte wechseln. Folge: Die Verlage gewinnen keine neuen Bezahler.
- Preise: Die für Digital-Kiosk-Apps erfolgreichste Strategie ist das Flatrate-Angebot – bei dem die Konsumenten allerdings sehr preissensibel sind. 10 Euro pro Monat sind das Maximum. Eine derartige Flatrate hat das Potenzial, ca. 7% des Marktes zu binden.
- Premium: Für Premiumfeatures wie Werbefreiheit, Personalisierung und Offline-Nutzung soll die Zahlungsbereitschaft um etwa 2 Euro und die mögliche Nachfrage auf ca. 9% im Umsatzoptimum steigen.
- Konversion: Wer bislang kostenlos News im Netz liest, kann durch die neuen Angebote nicht ans Bezahlen herangeführt werden, unabhängig von der Preisstrategie.
Clement verweist auf die Gratisgewohnheit: „Es gibt schlicht zu viele kostenlose Inhalte, um Nichtzahler in Zahler zu verwandeln.“
Lesen Sie ein Interview zum Thema mit Petra Schulz url.pubiz.de/digitalkiosk
»Competing with Free. Flatrates in the Publishing Industry«
Michel Clement, Petra Schulz (beide Institut für Marketing und Medien der Universität Hamburg) und Felix Eggers (Universität Groningen) haben im Sommer 2016 mit ihrem Team 1923 Online-Nachrichtenleser befragt, wie sich verschiedene Bezahlmodelle auf ihr Kaufverhalten journalistischer Inhalte auswirken. Mithilfe der Daten wurde das Nachfrageverhalten simuliert. Die Ergebnisse sind laut Studie für Deutschland repräsentativ.
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