Richard Kämmerlings bescheinigt der Buchbranche in der „Welt am Sonntag” (21.6., hier geht es zum E-Paper) einen schleichenden Relevanzverlust – und entfaltet als „Weckruf” ein 10-Punkte-Panorama von der Frankfurter Buchmesse bis zum sich schneller drehenden „Verlegerinnenkarussell”.
„Jahrzehntelang hat die Buchwelt die geistige Landschaft und die gesellschaftlichen Debatten in Deutschland geprägt”, aber längst habe ein tiefgreifender Wandel stattgefunden, der in der erzwungenen Corona-Auszeit besonders sichtbar geworden sei, konstatiert Kämmerlings in seinem Meinungsstück.
Diese Beobachtung macht er an unterschiedlichen Punkten fest, darunter die Frankfurter-Buchmesse-Absagen prominenter Verlage, bei denen offenbar die finanziellen Risiken schwerer wögen als deren „ideelle Bedeutung für die ganze Branche”: „Dass wichtige Teile der Verlagslandschaft die Messe im Stich lassen, ist ein Armutszeugnis und ein Zeichen dafür, wie weit die verlegerische Macht in den Konzernen schon gegenüber den Kaufleuten ins Hintertreffen geraten ist.”
Auch dass Autoren sich während des Corona-Shutdowns nicht öffentlich zu Wort gemeldet hätten, dass VerlegerInnenposten in kürzeren Abständen neu besetzt würden, wodurch diese keine eigene Handschrift entwickeln könnten, und „bedeutende Autoren erst wirklich wahrgenommen werden, wenn sie in Amerika gefeiert werden – wie etwa Karl Ove Knausgård oder Elena Ferrante”, wertet Kämmerlings als negative Zeichen. Selbst der Literaturkritik, der er selbst angehört, bescheinigt er viele langweilige Rezensionen.
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