buchreport

Das Settlement ist sinnlos

Bei einem Überraschungsauftritt auf der E-Book-Konferenz der IDPF in New York hat Paul Aiken, der Chef des US-Autorenverbands, eine Breitseite gegen das US-Justizministerium und Amazon abgefeuert. Und die Branche aufgerufen, gegen das Settlement vorzugehen, das die US-Regierung mit mehreren Großverlagen im Agency-Streit abgeschlossen hat.
Aikens „J’accuse“ stand am Montag ursprünglich nicht auf dem Programm der „Digital World“-Konferenz der IDPF im Javits Center in New York – umso heftiger Schlug Aikens Appell, gemeinsam gegen die US-Regierung vorzugehen, in der riesigen Special Events Hall ein. 
Die Argumente von Aiken zur Verteidigung des Agency-Modells sind bekannt: 
  • Amazon habe Ende 2009, vor der Einführung, 90% des E-Book-Marktes beherrscht. Erfolgsrezept: E-Books weit unter den Preisvorstellungen der Verlage verkaufen.
  • Viele traditionelle Buchhändler hätten ihre Geschäfte geschlossen oder sich verkleinert – Borders sei schon in die Knie gegangen.
  • Barnes & Noble habe seinerzeit den „Nook“ an den Start geschoben, ohne sich große Hoffnungen machen zu können, erfolgreich zu sein – mangels Kapital, um im Preiskampf gegen Amazon bestehen zu können.
  • Nach der Einführung des Agency-Modells durch Apple sei ein richtiger Wettbewerb entstanden. Amazons Marktanteil sei in zwei Jahren von 90 auf 60% gesunken.
  • B&N sei der Überraschungssieger gewesen, mit einem E-Book-Marktanteil von 20%.
Der von der US-Regierung ausgearbeitete Vergleich mit drei großen Verlagen hebele den entstandenen Wettbewerb aus, meint Aiken. Begründung: Die Auflage der Regierung, dass Amazon und andere Onliner E-Books unter Preis verkaufen dürften, solange sie nicht binnen zwölf Monaten mit der gesamten Titel-Liste des jeweiligen Verlags Verluste  machten, sei sinnlos. Amazon interessiere sich ohnehin nur für ein paar Prozent der Bestseller-Titel und werde bei den Titeln, die Kunden auch in den Buchhandel führten, Verluste einkalkulieren. Um sich mit weniger populären und Backlist-Titeln das Geld zurückzuholen.

Fazit von Aiken: „Das US-Justizministerium duldet die destruktive, wettbewerbsfeindliche Kampagne eines Firmengiganten, der Milliarden an Cash besitzt und dessen Ambitionen grenzenlos sind.“ Und: „Wir möchten einen Buchmarkt, der blüht und nicht nur überlebt.

Hier ein Videoausschnitt von Aikens Auftritt:

Kommentare

Kommentar hinterlassen zu "Das Settlement ist sinnlos"

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Mit dem Abschicken des Kommentars erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihre Daten elektronisch gespeichert werden. Diese Einverständniserklärung können Sie jederzeit gegenüber der Harenberg Kommunikation Verlags- und Medien-GmbH & Co. KG widerrufen. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutz-Richtlinien

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*

Themen-Kanäle

SPIEGEL-Bestseller

1
Fitzek, Sebastian
Droemer
2
Neuhaus, Nele
Ullstein
3
Garmus, Bonnie
Piper
4
Schlink, Bernhard
Diogenes
5
Follett, Ken
Lübbe
27.12.2023
Komplette Bestsellerliste Weitere Bestsellerlisten

Veranstaltungen

Es gibt derzeit keine bevorstehenden Veranstaltungen.

größte Buchhandlungen