Wenn es derzeit einen neuen Trend gibt, der zumindest in den USA und Großbritannien die gesamte E-Book-Branche erfasst, dann die Fokussierung auf kompakte E-Books. Wenige Tage, nachdem Tim Waterstone, Gründer der größten britischen Buchhandelskette Waterstones, seinen Service Read Petite vorstellte (buchreport.de berichtete), folgt eine Übernahme: Medium, die Publishing-Plattform von Twitter-Mitgründer Evan Williams (Foto), kauft das erst vor fünf Monaten gestartete E-Book-Portal Matter (oben sind die Logos abgebildet).
- Vor wenigen Wochen stellte die „New York Times“ ihr „E-Singles“-Angebot vor: unveröffentlichte Texte, die sich kulturellen, Sport-, Wirtschafts-, Wissenschafts- und Gesundheits-Themen widmen, preislich zwischen 1,99 und 2,99 Dollar.
- Byliner aus San Francisco hat digitale (Mini-)Originalausgaben von hochkarätigen Autoren wie Margaret Atwood oder Jon Krakauer im Programm.
- The Atavist stammt aus Brooklyn (New York), die Titel sind länger als Zeitschriftenartikel und kürzer als Bücher; zu den Investoren zählen der Ex-Google-Chef Eric E. Schmidt und Sean Parker (Ex-Chef bei Facebook). Das Angebot hat buchreport.de erstmals hier vorgestellt.
- The Magazine: Alle zwei Wochen erscheinen rund 5 Beiträge in mittlerer Länge (zwischen Artikel und Buch), das Angebot kostet monatlich 1,99 Dollar.
- Holocene richtet sich an Bastler-Zielgruppen, veröffentlicht werden u.a. Anleitungen, vom Kochen bis zum Roboter-Bau.
- Wattpad: Selfpublishing- und Social-Reading-Plattform, angeblich 1,5 Mio neue Texte pro Monat, 14 Mio Besucher im Monat, konnte kürzlich in einer Series-B-Founding-Runde über 17 Mio Dollar von Investoren einsammeln.
- In Deutschland sind die Start-ups Mikrotext (alle drei Monate erscheinen zwei „Ebooksingles“, die thematisch als Lesebündel zusammenhängen, hier mehr) und Culturbooks (soll im Sommer starten, hier mehr) auf kurze E-Books ausgerichtet.
Einer der ersten Anbieter der digitalen Singles war Amazon. In den USA kamen im Oktober 2010 die „Kindle Singles“ auf den Markt: Mini-E-Books zwischen 5000 und 30.000 Wörtern, für 0,99 und 4,99 Dollar. In den ersten beiden Jahren verkaufte Amazon 3,5 Mio Downloads und eroberte häufig die digitalen Bestsellertreppchen der „New York Times“. Aktuell hat Amazon 330 Titel im Angebot.
Ich würde hier eher von Essays im html5 Format sprechen, als von kurzen Ebooks. Es geht also nicht darum Bücher zu verkürzen, sondern darum das Genre des Essays und der Reportage wiederzubeleben. Mit Programmen wie Fidus Writer oder Writetex können diese problemlos für Print und Digital erstellt werden.