Zum dritten Mal hat Libri-Tochter Books on Demand mit „Ich will nicht, dass ihr weint“ von Jennifer Cranen ein Buch auf der „Spiegel“-Bestsellerliste. Vito von Eichborn, Herausgeber der „Edition BoD“, erklärt, warum Bestseller von Lesern gemacht werden.
Wie viele der Manuskripte haben das Potenzial zum Bestseller?
Das ist schwer einzuschätzen. Natürlich gibt es Titel, die mehr nach Erfolg schmecken. Aber ich bin sehr zögerlich, von einem Manuskript zu behaupten, das wird ein Bestseller.
Zwei BoD-Titeln auf der Bestsellerliste ging ein TV-Auftritt voraus. Wie wichtig ist das Fernsehen für den Erfolg eines Buches?
Ganz wichtig, in besonderem Maße bei BoD, weil das Unternehmen nicht mit Vertretern arbeitet. Aber generell ist die entscheidende Frage bei unbekannten Autoren: Wie kommen sie in die Buchläden? Junge Autoren haben es da schwerer, das gilt auch für unbekannte Autoren in großen Verlagen.
Was sind die größten Hürden?
In der Belletristik ist das Leben immer schwerer, weil ein Roman im Gegensatz zum Sachbuch keine Zielgruppe hat. Es ist schon vorgekommen, dass wir einen Roman, der literarisch große Klasse ist, schwer verkauft haben, weil ich ihn nicht in den Medien unterbringen konnte.
Hat das Konsequenzen fürs Buchmarketing?
Es gibt keine Rezepte. Jedes Buch erfindet eine Welt und man fängt wieder von vorn an. Es gibt Bücher und Autoren, die mehr oder weniger geeignet sind. Nicht Marketing, sondern der Inhalt zählt.
Ohne die großen Buchketten als Vertriebspartner sind Bestseller oft nicht möglich…
Das Einzige, was wirklich entscheidet, ist die Empfehlung von Lesern, und die kann man nicht kaufen. Wenn Leser empfehlen und der Schneeball ins Rollen kommt, wird früher oder später der Handel aufmerksam. Die großen Bestseller sind vom Leser gemacht und nicht vom Handel.
Wie groß ist die Macht der Filialisten?
Die Präsenz im Laden ist natürlich sehr wichtig. Der Verlag kann mit Marketing den Handel überzeugen, möglichst große Stückzahlen zu bestellen. Und wenn vorn im Laden hohe Stapel sind, werden natürlich mehr Bücher verkauft. Aber wenn die Leser nicht weiterempfehlen, bekommt der Verlag seine Remittenden. Deshalb liegt in der Medienarbeit die Zukunft.
Es heißt, die Empfehlungskraft der Rezensionen wird schwächer…
Wenn die Medien zum Konzert werden, dann werden die Bücher erfolgreich.
Ist PR wichtiger als Reklame?
Anzeigen für unbekannte Bücher sind rausgeschmissenes Geld und ergeben mit Ausnahme der Händlerwerbung keinen Sinn. Eine Publikumswerbung für einen unbekannten Autor ist witzlos. Wichtig sind Präsenz in den Buchläden und in der Presse.
Die Fragen stellte Till Spielmann
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