Der Digitalpakt Schule wurde vor mittlerweile fast 6 Jahren beschlossen, steckt aber noch immer im Vorschulalter. Von den insgesamt 6,5 Mrd Euro waren zum Jahresende 2021 gerade 1,23 Mrd Euro, also knapp 20% abgeflossen, weitere 1,2 Mrd Euro sind zumindest bewilligt. Aus dem Basis-Paket, mit dem der Ausbau der digitalen Infrastruktur in Schulen gefördert werden soll, wurden allerdings bisher nicht einmal 10% der Mittel ausgezahlt. Das ambitionierte Projekt hinkt ausgerechnet bei den technischen Grundlagen den Planungen hinterher (s. buchreport.magazin 4/2022).
Mit den möglichen Gründen dafür hat sich eine Forschungsgruppe der Universität Hildesheim und des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) befasst. Ihr Kurzfazit: Der bürokatische Aufwand bei der Antragstellung und die Beteiligung vieler verschiedener Akteure sei nicht das alleinige Problem. Die Digitalisierung verlaufe auch deshalb schleppend, weil ausgerechnet die Schulen mit dem größten Bedarf zu lange bräuchten, um Mittel einzusetzen. „Digitale Kluft“ nennen die Forscher diese Diskrepanz zwischen Plan und Realität. Wenn der Digitalpakt 2024 neu aufgelegt werde, müsse nachgebessert werden, beispielsweise durch besseres Monitoring der vielen Projekte und mehr Kommunikation bzw. Abstimmung zwischen Schulen und Entscheidungsträgern.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) erkennt in der Studie eine ungleiche und ungerechte Verteilung der Fördermittel und fordert die gezielte Unterstützung benachteiligter Schulen und finanzschwacher Kommunen.
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> Die Studie zum Digitalpakt Schule wurde zwischen August 2020 und März 2022 erstellt. Grundlage sind 21 leitfadengestützte Experteninterviews und Hintergrundgespräche, die mit Akteuren aus Schulen und kommunalen Schulträgern geführt wurden. Die Untersuchung beschränkt sich auf öffentliche allgemeinbildende Schulen.
Hier geht es zur Studie: buchreport.de/go/digitalpakt-studie
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