Clemens Meyer wird neuer Stadtschreiber von Bergen-Enkheim. Zurzeit liest er einen deutschen Klassiker: „‚Erzähl du. Nein, erzählen Sie! Oder Du erzählst. Soll etwa der Schauspieler anfangen? Sollen die Scheuchen, alle durcheinander?‘ So beginnt der Roman ‚Hundejahre‘ von Günter Grass. Ein Roman, dessen Sound mich so begeistert, dass ich ganze Passagen laut lese. Und immer wieder absetzen muss, um auszurufen: ‚Was verdammt nochmal ist hier los?‘ Der ganze Grass ist los, der große kraftvolle Magier, der auch so leise sein konnte mit seinen tragischen Figuren, mit denen man lacht und leidet und das alles über knapp 750 Seiten, die einem wie 1000 vorkommen und dann doch … vergangen sind, viel zu schnell. Aale, die an den Eutern von Kühen saugen, sich satttrinken in den Morgenstunden, Schäferhunde, deren Nachkommen bei Adolf Hitler landen, Vogelscheuchen, die mal wie alte Geister mal wie neue Ritter über die Weichselmündung wachen, und irgendwann, die Kriege vorbei und dennoch nie vorbei, unterirdisch in einem Bergwerk konstruiert werden… von… ja, von wem denn nun? Das finden wir raus, Seite für Seite, Bild für Bild. Selten habe ich einem sprachlich so überbordenden, auch mal überdrehten, aber doch durchkomponierten Roman gelesen. Alter, du fehlst!“
Günter Grass, „Hundejahre“, 752 S.,13,90 €, dtv, ISBN 978-3-423-11823-1
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