Das Buchhandelsgeschäft hat sich zuletzt zunehmend erholt (s. Umsatztrend), entsprechend bessert sich allmählich auch die Stimmung im Sortiment. Das zeigt eine aktuelle Umfrage, die buchreport Ende August angestoßen hat und an der sich mehr als 230 überwiegend kleinere Buchhandlungen beteiligt haben (s.u. buchreport.datei „Buchhandelsumfrage“).
Dabei setzt der Aufwärtstrend mit Beginn der 2. Jahreshälfte ein: Knapp die Hälfte der Befragten bewertet die aktuelle Lage der vergangenen drei Monate als „etwas besser“ (34%) oder „deutlich besser“ (12%) gegenüber einem „normalen“ Kassenstand vor der Coronakrise, knapp ein Drittel als „etwas schlechter“ (27%) oder „deutlich schlechter“ (4%).
Bei der Bewertung des bisherigen Jahres verhält es sich dagegen genau umgekehrt, was vor allem an den coronabedingten Einschränkungen des Handels zum Jahresanfang liegen dürfte. In diese Richtung deuten auch Kommentare zur Umfrage: „Seit dem Ende des Lockdowns sind wir auf starkem Vorjahresniveau, aber das Minus aus Januar/Februar ist noch nicht aufgeholt“, schreibt ein Umfrageteilnehmer. Seine Erfahrung deckt sich mit dem großen Marktforschungs-Bild des buchreport-Umsatztrends.
Gestiegene Kauflaune, höhere Durchschnittsbons
Es gibt zwar eine große Bandbreite an Erfahrungen (s. buchreport.datei „Stimmen aus dem Sortiment“) – so berichten einige Buchhändler auch von Verlusten (z.B. im Schulbuchgeschäft) –, aber die meisten verweisen auf Umsatzsteigerungen. „Es geht langsam aufwärts“, bringt ein Kommentar diese Entwicklung auf den Punkt. Dies liegt vor allem an folgenden Faktoren:
- Konsumverhalten: Knapp die Hälfte der Befragten (49%) konstatiert, dass sich die Kauflaune der Kunden verbessert hat. Je ein Viertel bewertet die Nachfrage als konstant oder schlechter.
- Warenkorb: Insgesamt 53% der befragten Sortimenter sehen einen eindeutigen Trend zu höheren Bons, nur knapp 19% registrieren eine Verschlechterung des Durchschnittbons, rund 29% bewerten ihn als „unauffällig“.
- Kundenfrequenz: Gefragt nach dem Einkaufsverhalten geben 47% an, dass wieder mehr Kunden in den Laden kommen anstatt online zu bestellen.
Stadtteilbuchhandlungen profitieren besonders
Dass der Buchhandel durch ein großes Spektrum der Konjunkturen gekennzeichnet ist, zeigt der Blick auf die Geschäftsentwicklung. Bei einem Drittel der Umfrageteilnehmer weicht der Umsatz im bisherigen Jahresverlauf um mindestens 10% vom „Normaljahr“ 2019 ab:
- 19% geben an, dass ihr bisheriger Umsatz zweistellig unter dem Vergleichszeitraum von 2019 liegt. In der letzten buchreport-Umfrage im Juni (s. buchreport.express 22/2021) waren es noch 31%.
- 17% geben andererseits an, sogar zweistellig über ihren 2019er-Umsätzen zu liegen, also trotz schwieriger Lage kräftig zu wachsen (im Juni: 22%).
Auffällig ist, dass Stadtteilbuchhandlungen in Großstädten die Lage tendenziell deutlich positiver bewerten als ihre Kollegen in zentralen Großstadtlagen und in Mittelstädten: Drei Viertel der befragten Stadtteilbuchhändler liegen im Vergleich zu 2019 im Plus, bei den Geschäften in Mittelstädten befindet sich eine Mehrheit von rund 60% gegenüber 2019 im Minus.
Außerdem ist bei Stadtteilbuchhandlungen der Online-Umsatzanteil vergleichsweise hoch: Zwei Drittel der Befragten erwirtschaften hier mindestens 8% oder mehr und nur 3% geben an, keinen Onlineshop zu haben. Bei Sortimentern in Kleinstädten haben dagegen 12% gar keinen Onlineshop.
Buchhandelsumfrage
buchreport hat Ende August eine Umfrage durchgeführt, an der sich auf E-Mail-Aufforderung online mehr als 230 Buchhandlungen beteiligt haben:
- 60% sind kleinere Buchhandlungen mit bis zu 500.000 Euro Jahresumsatz.
- 29% setzen 0,5 bis 1 Mio Euro um.
- 9% bewegen sich in der Umsatzklasse ab 1 Mio Euro.
- 2% machten zur Unternehmensgröße keine Angabe.
Weitere Umfrageergebnisse werden ausgewertet für den buchreport.express 37/2021.
Stimmen aus dem Sortiment
Die Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer hatten auch die Option, Kommentare zu hinterlassen. Eine Auswahl:
- Geschäftsentwicklung
„Wir spüren, dass die Menschen weniger Geld für Reisen/Feste/Freizeit ausgeben und darum mehr vom Budget für Bücher übrig bleibt.“
„Nach einem sehr, sehr guten 2020 noch eine ganz kleine Steigerung. Wir sind sehr zufrieden.“
- E-Commerce
„Unser Onlineshop besteht schon über Jahre, wurde durch den Lockdown aber erst bei einigen Kunden präsent.“
„Ich bin gar nicht so scharf auf die großen Online-Umsätze, da nur wenig davon bei mir hängenbleibt.“
„Kein Vergleich zum Vorjahr, die Kunden kommen lieber wieder in den Laden.“
„Dank Abholfach haben wir eine hohe Kundenbindung.“
„Die Kundschaft nutzt alle Kanäle (Mail, WhatsApp, Telefon, persönlich), da ist der Shop eine gute Ergänzung.“
- Einkaufsverhalten
„Seit Januar ist die Kundenfrequenz stabil um ca. 25% zurückgegangen. Da scheinen sich einige Gründe seit dem Beginn der Pandemie zu mischen und das alles ist auch Ausdruck der prekären Innenstadtproblematik. Die Branche sollte sich des Themas ‚Gewerbemietrecht‘ annehmen.“
„Die Kunden schauen zwar mehr, kaufen aber weniger vor Ort.“
„Wir erhalten mehr Bestellungen per E-Mail) und die Leuten lassen sich deutlich mehr beraten.“
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