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»Formale Abschlüsse zählen immer weniger«

Mircea Popa

Mircea Popa hat die Vermittlungsplattform JobNinja gegründet. Sie bietet Arbeitnehmern ohne akademischen Abschluss und Arbeitgebern ein Matching zwischen Bewerbern und Jobs. Hierfür vergleicht die App automatisch die Jobanforderungen mit den Qualifikationen des Bewerbers. Außerdem ermöglicht sie es dem Bewerber, sich unkompliziert per Swipe – wie bei der Dating-App Tinder – für jeden beliebigen Job zu bewerben. Im Interview spricht Mircea Popa über den Mobile-Media- und App-Markt der Zukunft und über die mobile Jobsuche.

 

Welche Rolle könnte JobNinja auch für Medienunternehmen spielen? Diese klagen ja in einigen Bereichen über große Schwierigkeiten bei der Rekrutierung.

JobNinja adressiert mit seinen Apps für iOS und Android unter anderem junge Leute, die auf der Suche nach Jobs sind. Dadurch kann eine jüngere Kundschaft erreicht werden als über klassische Medien. Die Generation Y sucht kaum noch nach Stellenangeboten in Zeitungen und reagiert nur selten auf klassische Printwerbung für neue Jobs, unabhängig, ob im Groß- oder Kleinformat. Die jungen Leute sind hauptsächlich mit dem Smartphone unterwegs: Sie bestellen die Pizza per Smartphone, buchen Unterkünfte oder suchen sich in Google Maps die nächstgelegene Bar und buchen einen Tisch online. Die Jobsuche über eine App ist für sie nur der nächste logische Schritt in der Digitalisierungswelle.

JobNinja fokussiert sich auf Jobs, für die ein akademischer Abschluss nicht erforderlich ist. Die Deutsche Telekom gab neulich bekannt, dass formale Qualifikationen nicht mehr über die Vergabe von Jobs entscheiden. Werden Abschlüsse tatsächlich überschätzt?

Ja, es ist ein eindeutiger Trend in diese Richtung erkennbar. Formale Anschreiben, Qualifikationen und Abschlüsse zählen immer weniger bei Bewerbungen in innovativen Unternehmen. Vor allem aufgrund der Vielfalt der Bildungseinrichtungen ist ein Bachelorabschluss je nach Universität, Jahrgang und Fachrichtung unterschiedlich einzustufen. Personalreferenten haben somit keine allgemeine Vergleichsgrundlage durch die formalen Abschlüsse. Dafür zählen aber umso mehr die Arbeitserfahrung bzw. die Projekte, die bisher erfolgreich bearbeitet wurden.

Ist die Medienbranche besonders versessen darauf, sich bei Neubesetzungen durch Titel und einen „Track Record“ abzusichern und vernachlässigt dabei, inwieweit Kandidat und Aufgabe zusammenpassen?

In der deutschen Gesellschaft sind Titel eine Art Statussymbol. Wer vor seinen Namen „Prof. Dr. rer. nat. Wirt.-Ing.“ etc. schreiben darf, hat es theoretisch geschafft. Tatsächlich geben aber diese Titel keine Aufschlüsse, ob diese Person für die jeweilige Stelle in der Wirtschaft geeignet ist. Wer zu viel Zeit im Hörsaal verbringt, verpasst meistens, was draußen in der realen Welt passiert.

Ticken Publisher an dieser Stelle anders?

Nein, die Medienbranche tickt wie 90% aller deutschen Unternehmen und verfolgt als Teil der „Old Economy“ klassische Recruiting-Ansätze: Bei der Neubesetzung offener Stellen wird stets versucht, eine nachvollziehbar richtige Entscheidung zu treffen, zum Teil aufgrund der Gesetzeslage. Der klassische Weg, dies zu erreichen, sind Titel und der durch Beziehungen belegte Werdegang. Wer mehr Titel besitzt, ist klar im Vorteil.

Junge Start-ups, IT- und Telekommunikationsunternehmen haben die Grenzen dieses Vorgehens erkannt und streben nach der bestmöglichen, neutral beurteilten und automatisierten Besetzung offener Stellen. Dieser Trend wird sich nach und nach in allen Branchen durchsetzen. Unser Angebot ist, diesen Matching-Prozess zwischen der offenen Stelle und dem Bewerber mithilfe selbstlernender Algorithmen durchzuführen, was selbstverständlich auch in der Medienbranche funktioniert. Diese Algorithmen liefern mit einem deutlich geringerem Aufwand die Basis für eine mindestens genauso gute und belegbare Personalentscheidung wie der klassische Vergleich der Lebensläufe.

Das komplette Interview unter url.pubiz.de/popa

Foto: JobNinja

 

Weitere Artikel zum Thema Personalmanagement finden Sie im HR-Channel von buchreport und Bommersheim Consulting.

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