Der Streit der Gesellschafter um den Suhrkamp Verlag setzt sich fort: Suhrkamp-Chefin Ulla Unseld-Berkéwicz (61%) und Mitgesellschafter Hans Barlach (39%) haben sich am Mittwoch vor Gericht getroffen.
Der Minderheitsgsellschafter Barlach wirft der Witwe von Verlagsgründer Siegfried Unseld Missmanagement und die Vermischung von geschäftlichen und privaten Interessen vor. Der Verlag habe „langjährig Flächen in der Villa seiner Geschäftsführerin für Events und Autorenübernachtungen“ angemietet. Dies sei „eine unzulässige Mischung von Geschäftlichem und Privatem“.
In diesem Streitpunkt hat das Landgericht Berlin am Mittwoch nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa einen Vergleich vorgeschlagen: Der Richter schlug vor, den Mietvertrag der Villa einvernehmlich aufzulösen und neue Räume zu suchen. Beide Seiten erbaten Bedenkzeit.
Über die Klagen beider Seiten, den jeweils anderen Gesellschafter auszuschließen, wird erst am 5. Dezember entschieden.
Der Streit um Suhrkamp hat eine lange Vorgeschichte:
- Bereits vor fünf Jahren hatte Barlach der Verlagschefin Missmanagement und Veruntreuung vorgehalten.
- Suhrkamp beantragte daraufhin einen Strafbefehl gegen Barlach wegen übler Nachrede.
- Im gleichen Monat legte Barlach Klage gegen die dreiköpfige Suhrkamp-Geschäftsleitung ein. Das Führungs-Gremium (neben Unseld-Berkéwicz Jonathan Landgrebe und Thomas Sparr) habe seine Kompetenzen „weit überschritten“ und Gelder veruntreut.
- Zum Jahreswechsel wollte Barlach zusammen mit dem ehemaligen Chefredakteur der „Berliner Zeitung“, Josef Depenbrock, selbst in die Geschäftsleitung des Verlags eintreten (hier mehr).
- Im März 2012 hatte Barlach vor dem Landgericht Berlin angeboten, den Suhrkamp Verlag komplett zu übernehmen. Die Mehrheitsgesellschafter hatten den Vorschlag abgelehnt.
Der Suhrkamp Verlag belegt mit einem Umsatz von 35 Mio Euro in 2011 (-10%) aktuell Platz 48 im buchreport-Ranking der größten Buchverlage.
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