In den aktuellen Herbstprogrammen finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autoren. buchreport stellt zwölf dieser Nachwuchsschriftsteller in Steckbriefen vor. Heute: Gianna Molinari, die im Juli bei Aufbau ihren Erstling „Hier ist noch alles möglich“ vorgelegt hat.
Mein Roman in drei Sätzen
In „Hier ist noch alles möglich“ wird die Ich-Erzählerin als Nachtwächterin in einer Verpackungsfabrik eingestellt, die bald schließen wird. In dieser Fabrik, die noch nicht ganz verlassen und doch nicht mehr Teil der produktiven Welt ist, wird ein Wolf gesichtet, für den die Ich-Erzählerin eine Fallgrube ausgräbt. „Hier ist noch alles möglich“ geht den Fragen nach, wo wir leben wollen, wo wir leben können, wer wo leben darf und wer nicht und erzählt von Eingrenzung und Ausgrenzung, von Grenzüberschreitungen, vom Sichtbaren und Unsichtbaren.
Mein Weg zu Aufbau
Der Weg zu Aufbau war ein sehr glücklicher. Ich bin über die Agentur Elisabeth Ruge zu Aufbau gekommen, was für mich und mein Buch ein sehr schöner, ein guter Ort ist.
Das Verdienst meiner Lektorin
Das Verdienst meiner Lektorin Sarah Iwanowski ist ein sehr großes. Ihr genauestes Lesen, ihre Sicht auf den Text, das Befragen des Textes und ihre Begeisterung waren und sind wesentlich und wichtig für das Buch.
Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche
Das sind ja große Begriffe, in denen viel drinsteckt. Von einem einzigen Eindruck kann also nicht gesprochen werden. Der Literaturbetrieb und die Buchbranche sind sehr vielschichtig, bestehend aus unzähligen Bereichen, Elementen, Gesichtern, Interessen. Da wo es um den Inhalt geht, ist mir Betrieb und Branche am nächsten. Da mein Buch gerade erst erschienen ist, werde ich wohl vieles erst noch entdecken und kennenlernen.
Meine Lieblingsbuchhandlung
Sphères, eine Buchhandlung und Bar in Zürich.
Meine Lieblingsautoren
Viel eher als Lieblingsautorinnen und -autoren gibt es Lieblingsbücher. Wie zum Beispiel „Die Ausgewanderten“ von W. G. Sebald, „Die Ballade vom traurigen Café“ von Carson McCullers, „Jakob schläft“ von Klaus Merz, „Wahl der Waffen“ von Judith Kuckart.
So lese ich
Mit dem Wunsch, Welten zu entdecken oder durch das Lesen anders auf die Welt zu schauen. Dass Dinge in mir wachgerüttelt werden, an denen vorher vielleicht noch gar nicht gerüttelt wurde.
Schreiben ist für mich
Schreiben ist für mich eine Möglichkeit, Fragen zu stellen, zu ergründen, mittels Sprache zu formen, die Welt zu betrachten und Welten zu bauen, sichtbar zu machen, was vorher vielleicht noch nicht sichtbar war.
Wenn ich nicht gerade schreibe
Dann arbeite ich als Programmassistentin bei den Solothurner Literaturtagen, einem Literaturfestival in der Schweiz. Ansonsten lese ich viel und laufe gerne durch Städte, die ich nicht gut kenne oder die ich gut kenne. Ich hätte sehr gerne ein Hobby, habe aber leider keines.
Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?
Gianna Molinaris Debüt ist ein Glücksfall für unser Programm. Mit einer unverwechselbaren, sehr poetischen Sprache und einer ungewöhnlichen Verbindung aus Wort und Bild schafft die Autorin eine ganz eigene Welt, in der gleichsam schwerelos die großen Fragen unserer Zeit gestellt werden: Nach dem Fremden und dem Vertrauten, nach Heimat und Identität und nach den Grenzen, die wir um uns ziehen.
Welche Rolle spielen Debütanten für Ihr Programm?
Die Arbeit mit Debütanten gehört zum aufregendsten Teil des Verlegens: eine neue Stimme entdecken, gemeinsam ein erstes Buch auf den Weg bringen, einen Autor von Anfang an auf seinem Weg begleiten kann beglückend sein. Und so wächst im schönsten Fall auch der Verlag – gemeinsam mit seinen Autoren.
Constanze Neumann, Verlagsleiterin Literatur bei Aufbau
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